Am heutigen Samstag soll der nächste Protest mit Gegenprotest stattfinden

Gegenprotest ohne Gegner: Eine Demonstration FÜR das Recht auf Abtreibung in Dortmund-Körne

Der Gegenprotest war bereit - doch die Kundgebung der Abtreibungsgegner:innen fiel ins Wasser.
Der Gegenprotest in Körne war bereit – doch die Kundgebung der Abtreibungsgegner:innen fiel ins Wasser. Foto: Lina Khyat für Nordstadtblogger.de

Seit geraumer Zeit demonstrierte eine Handvoll Abreibungsgegner:innen gegen die die Praxis „Gynaikon“ am Körner Hellweg 142. Im Gegenzug bekommt die Frauenärztin, die u.a. auf Abtreibungen spezialisiert ist, von Frauenrechtler:innen und aus der Zivilgesellschaft viel Unterstützung. Bei der letzten angemeldeten Kundgebung der Abtreibungsgegner:innen waren die Befürworter da – aber nicht die Gegner:innen. Doch am heutigen Samstag (25.Februar 2023), wollen die Kritiker:innen um 11.30 Uhr erneut auflaufen.

Immer wieder gibt es Proteste gegen das „Gynaikon“ in Körne

Im Herbst eröffnete das „Gynaikon“.
Im Herbst eröffnete das „Gynaikon“. Foto: Lina Khyat für Nordstadtblogger.de

Am 22. Februar war es ein etwas skurriles Bild:  Die Abtreibungsbefürworter waren bereit, ein Gegenprotest für dieselbe Zeit geplant. Allerdings lief der Protest anders als erwartet: Abgesehen von einem Ehepaar aus Neuss hat sich keiner für das Rosenkranzgebet angemeldet. Nun soll es am 25. Februar einen weiteren Protest geben.

Im November vergangenen Jahres hat die Niederländerin Gabie Raven das „Gynaikon“ eröffnet: Es ist die vierte Praxis in Dortmund, die Abtreibungen für Frauen ermöglicht. Für Frauen ist das eine wichtige Hilfe. Denn nur drei Praxen, die Abtreibungen überhaupt vornehmen, ist für eine Stadt in der Größe von Dortmund viel zu wenig.

Aus Neuss war das Ehepaar angereist, um gegen Abtreibungen zu protestieren. Sie blieben aber allein.
Aus Neuss war das Ehepaar angereist, um gegen Abtreibungen zu protestieren. Sie blieben aber allein. Foto: Lina Khyat für Nordstadtblogger.de

Das ließen Abtreibungsgänger nicht unkommentiert: Bereits am 30. November fingen die Proteste an, in denen unter anderem Plakate gehalten wurden, die Abtreibung unter anderem als „Babycaust“ bezeichnen. Wegen dieser Bezeichnungen laufen polizeiliche Ermittlungen, ob dies als Volksverhetzung einzustufen ist.

Gegen das „Kinderschlachthof“, wie die Abtreibungsgegner das „Gynaikon“ bezeichnen, wurde diesmal noch überschaubarer als sonst schon: Nur zwei Menschen tauchten auf, Rosenkranz in der Hand haltend. Auch in den vergangenen Protesten wurde ein Rosenkranzgebet gehalten, dafür sind teilweise Leute aus Holland angereist, um ebenfalls an der Demonstration teilzunehmen.

Ärztin Gabie Raven, die das Gynaikon betreibt, lässt sich davon allerdings nicht einschüchtern: Aus dem Fenster ihrer Praxis hing am Tag der Demonstration ein violettes Banner, auf dem ein Kleiderbügel mit der Beschriftung „Never Again“ zu sehen war.

Unterstützung für die abtreibenden Frauen notwendig

Foto: Lina Khyat für Nordstadtblogger.de

Vertreter:innen von Die Linke, Der Partei, der SPD, der AWO sowie mehrere weitererGruppen und Organisation sowie Einzelpersonen, die sich solidarisch für abtreibende Frauen einzigen wollten, waren mit Fahnen und Plakaten da. 

„Es ist natürlich auch immer eine Einschüchterung gegenüber Leuten, die in einer Notsituation sind. Dann ist es wichtig zu zeigen, dass es Unterstützung dafür gibt“, erklärt Jonas Homrighausen, der die Gegendemo anmeldete mit Blick auf die Kritiker:innen.

Foto: Lina Khyat für Nordstadtblogger.de

Teilnehmerin Isabel Sophie äußert sich ähnlich: „Ich bin hier, weil ich es total wichtig finde, dass Fundamentalist:innen und Rechtskonservativen keine Plattform geboten wird. Und vor allen Dingen, dass die Abtreibenden hier sicher hin und weg (Anm.d.Red.: aus der Praxis) kommen können.“

„Jeder und jede hat die Entscheidung über den eigenen Körper. Das ist ein Grundrecht, das wir verteidigen und vor allem auch ausweiten müssen“, betont auch Sonja Lemke, die für die Partei „Die Linke“ im Stadtrat sitzt. 

Die Abschaffung des Paragrafen 218 aus dem Jahr 1871 als Ziel

Foto: Lina Khyat für Nordstadtblogger.de

Viele Demonstrant:innen setzen sich grundlegend für die Abschaffung des Paragraphen 218 ein. Seit 1871 stellte der Paragraf 218 des Strafgesetzbuches Abtreibungen grundsätzlich unter Strafe. Abgewandelt gilt er noch heute und stuft eine Abtreibung noch immer als eine Straftat ein.

Allgemein finde ich es total wichtig, dass reproduktive Rechte geschützt und gestärkt werden. Genau deswegen ist die Abschaffung vom § 218 auch so wichtig, weil Abtreibung durch diesen Paragrafen immer noch als Straftat stigmatisiert wird“, betont Isabel Sophie.

Sonja Lemke und Jonas Homrighausen.
Sonja Lemke und Jonas Homrighausen. Foto: Lina Khyat für Nordstadtblogger.de

Abgesehen von der Abschaffung des Paragrafen hoffen viele Demonstrant:innen, dass „immer mehr Ärztinnen und Ärzte Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Es gibt nicht nur das Problem, dass es rechtlich schwierig ist, sondern auch, dass viel zu wenig Ärzte das überhaupt machen”, erklärt Jonas Homrighausen.

Aber auch, dass Gehsteigbelästigung verboten wird, dass die Abtreibungsgegner überhaupt vor den Kliniken stehen und teilweise dann auch die Frauen ansprechen und bedrängen, das gehört einfach verboten“, fügt  Sonja Lemke hinzu.

Die Geschichte hinter dem Kleiderbügel aus Draht

Der Drahtkleiderbügel mit den Worten “Never again”.
Der Drahtkleiderbügel mit „Never again“. Foto: Lina Khyat für Nordstadtblogger.de

Zum Zeitpunkt der Demonstration hing ein Bild eines Kleiderbügels aus dem Fenster der Praxis – beschriftet mit den Worten „Never again“. Auf vielen Plakaten findet sich ein Bügel wieder und für viele Menschen ist der Bügel ein Symbol für die Abtreibung. Der Bügel symbolisiert nämlich die lebensgefährlichen Situationen, in denen sich Frauen begeben, um abzutreiben, wo Abtreibung illegal ist.

Mit dem dünnen Draht des Kleiderbügels, welches Frauen ermöglicht, diesen in ihrem Uterus einzuführen, versuchen sie eigenständig eine Schwangerschaft abzubrechen. Meistens führt das nicht nur zu schweren Verletzungen, sondern verhindert mitunter die Abtreibung auch nicht. Als Zeichen der Verzweiflung und Verletzungen, die Frauen durchleben müssen, um eine Abtreibung zu erreichen,  hat sich der Bügel dementsprechend als Symbol des Protests etabliert.

Screenshot: Gesetze im Internet

Anmerkung der Redaktion:

Die Meinung der beiden Abtreibungsgegner:innen konnte nicht dokumentiert werden – ein Interview mit den nordstadtblogger.de lehnte das protestierende Ehepaar nämlich ab.

 

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