Im Sommer 2022 kamen zum ersten Mal fünf Mütter aus der Ukraine mit ihren Kindern ins SOS-Kinderdorfzentrum Dortmund. Sie waren, in einem Fall auch zusammen mit der Großmutter, vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen und brauchten Unterstützung: Manche bei der Suche nach einer Wohnung, andere beim Erlernen der Sprache und alle bei der Suche nach einem Betreuungsplatz für ihr Kind. Jetzt, ein Jahr später, haben alle diese Unterstützung bekommen und stehen auf eigenen Füßen.
Seit einem Jahr kommen die fünf Frauen mit ihren Kindern ins SOS-Kinderdorfzentrum
Jetzt Mitte Juli 2023, im Zentrum für Begegnung, Rat und Austausch am SOS-Kinderdorf Dortmund. Anna, Marina, Oksana, Natalya und Natalia „mit i“ sitzen zusammen um den großen Tisch in der Mitte. Die Kinder spielen gemeinsam in der Lese-Ecke, zwei sind draußen unterwegs. Die Sonne scheint durch die großen Glasfenster und die Stimmung ist entspannt und gelöst.
Auf dem Tisch stehen neben belegten Brötchen auch kleine Schokokuchen und kleine, dicke Pfannkuchen mit gezuckerter Kondensmilch. Wüsste man nicht, dass die Frauen und Kinder vor weniger als eineinhalb Jahren ihre Ehemänner und Väter zurücklassen und vor dem Krieg in der Ukraine fliehen mussten – man würde es nicht merken.
Seit einem Jahr gehen die fünf Frauen mit ihren Kindern Tim, Ella, Vika, Margarita und Maxym regelmäßig ins SOS-Kinderdorfzentrum, im Rahmen eines Brückenprojektes.
Erfolgreicher Übergang in einen Betreuungsplatz oder die Schule
Es dient dazu, Anschluss zu finden in der Gesellschaft und vor allem die Kinder bestmöglich auf eine Betreuung in der Kita oder den Alltag in der Schule vorzubereiten. Den Übergang ins Deutsche Bildungssystem zu schaffen, wie es in einer Projekt-Beschreibung hieß.
Das ist im SOS-Kinderdorf Dortmund ganz sicher gelungen, wie man nach einem Jahr feststellen kann: Ella geht ab August in die SOS-Kita Krönchen und auch Tim, Vika und Maxym haben Kita-Plätze in der Nähe ihrer neuen Zuhause bekommen.
Margarita braucht keinen Kita-Platz mehr: Sie geht nach den Ferien in die Schule, hält stolz die Schultüte im Arm, die sie zum Abschluss des Brückenprojekts bekommen hat und strahlt über das ganze Gesicht.
Auch die Mütter sind zufrieden – nicht nur, weil für alle Kinder der Übergang in einen Betreuungsplatz geklärt.
„Das Brückenprojekt war auch für uns eine große Hilfe, hier in Dortmund anzukommen“, erzählt eine von ihnen. Die Gruppe hat im letzten Jahr zum Beispiel gemeinsame Ausflüge gemacht, um die Stadt kennenzulernen, gemeinsam mit der ehrenamtlichen Helferin Barbara Reil, einer ehemaligen Lehrerin im Ruhestand, Deutsch gelernt.
Zudem hatten sie mit den erfahrenen Pädagoginnen Klaudia Klamann-Yildiz, Lisa Drechsler und Lebieba Dydas jederzeit Ansprechpartnerinnen, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben.
Entsprechend dankbar und zufrieden verabschieden sich die Frauen am Ende ihres letzten gemeinsamen Vormittags bei den Mit- arbeiterinnen des SOS-Kinderdorfs Dortmund.
Das Brückenprojekt am SOS-Kinderdorf Dortmund selbst ist damit aber noch nicht abgeschlossen. Ab Mitte August kommen mit Olga und Ivan, Vladislava und Emilia sowie Oksana und Vladislav die nächsten drei Familien ins SOS-Kinderdorfzentrum an der Kronprinzenstraße, um sich auf Kita, Schule und den neuen Alltag bei uns in Dortmund vorzubereiten. Zwei Plätze für Mütter oder Väter mit Kind sind auch noch frei.