Dortmunder Opfer des NS-Regimes bekommen neu gestaltetes Denkmal

„Gedenkstätten haben nicht nur einen Sinn in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart“

Sammlung der zu Deportierenden auf dem Eintracht-Sportplatz, heute Ruhrallee. Foto: Stadtarchiv Dortmund
Sammlung der zu Deportierenden auf dem Eintracht-Sportplatz, heute Ruhrallee. Foto: Stadtarchiv Dortmund

Schwer erkennbar, zugewachsen und vernachlässigt – ein Grabfeld auf dem Hauptfriedhof erinnert an 89 Dortmunder Opfer des NS-Regimes, die während des Zweiten Weltkriegs in Konzentrationslagern ermordet und anschließend in Dortmund beigesetzt wurden. Jetzt hat die Bezirksvertretung (BV) Brackel Gelder zur Verfügung gestellt, mit denen das Mahnmal neu gestaltet wurde.

Wieso die Aufwertung von Denkmälern wichtig ist

Die Bezirksvertretung (BV) Brackel hat 3000 Euro zur Verfügung gestellt, mit denen das Mahnmal für die Dortmunder Opfer des NS-Regimes neu gestaltet wurde.
Die BV Brackel hat 3000 Euro zur Verfügung gestellt, mit denen das Mahnmal neu gestaltet wurde. Foto: Chimène Goudjinou

„Die Gedenkstätte hier war sehr zugewachsen, ein bisschen vernachlässigt und vor allem hat man von Weitem nicht wirklich gewusst, dass hier was zu entdecken ist“, sagt Silvana Reimers, Ausbilderin für Garten- und Landschaftsbau der Friedhöfe Dortmund.

„Deswegen war es gar nicht so im Bewusstsein. Auch bei uns war es tatsächlich so, dass wir uns erst beim Freischneiden so richtig mit der Geschichte auseinandergesetzt haben“, so Reimers.___STEADY_PAYWALL___

Die Bezirksvertretung Brackel bedauerte es, dass das Denkmal so versteckt liegt. Daher hatte das Gremium 3000 Euro zur Verfügung gestellt, damit es aufgewertet werden konnte.

Jetzt gibt es eine freie Sicht auf das Denkmal

Die Grabanlage für die Dortmunder Opfer des NS-Regimes, auf dem Hauptfriedhof.
Die Grabanlage für die auf dem Hauptfriedhof bestatteten Opfer aus Konzentrationslagern. Foto: Chimène Goudjinou

„Gedenkstätten haben nicht nur einen Sinn in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart. Wenn wir sehen, wo heute welche Problematiken mit einfachen Lösungen bedacht werden und zu welchen Konsequenzen das führt, müssen wir wissen, dass in totalitären Staaten die Lösungen meist einfach klingen, aber zu Katastrophen führen“, betont Bezirksbürgermeister Hartmut Monecke.

„Deswegen ist es sinnvoll, an solche Sachen zu erinnern, damit sie nicht mehr vorkommen“, so Monecke. Mit der Aufwertung solle die Gedenkstätte stärker in das Bewusstsein der Friedhofsbesucher:innen rücken. Damit dies geschehen kann, haben Auszubildende der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau der Friedhöfe Dortmund gemeinsam Ideen zur Gestaltung entwickelt und umgesetzt.

Auszubildende des Garten- und Landschaftsbau mit Ausbilderin Silvana Reimers
Azubis des Garten- und Landschaftsbau der Friedhöfe mit Ausbilderin Silvana Reimers. Foto: Chimène Goudjinou

Für eine freie Sicht auf das Denkmal, haben die Auszubildenden das alte Großgehölz gerodet. Zudem haben sie Stauden gepflanzt, von denen sich Reimers in der Zukunft einen schönen Anblick verspricht.

Von dem übrig gebliebenen Geld möchte das Garten- und Landschaftsbau-Team Blumenzwiebeln holen. „Das ganze soll im Frühjahr, wenn es hier noch ein bisschen farblos ist, für einen Eyecatcher sorgen. Sodass der ganze Gedenkplatz im Frühjahr leuchten kann“, sagt Reimers.

Die 89 Dortmunder Opfer sind nicht mehr namenslos

Das Grabfeld erinnert an 89 Dortmunder Opfer des NS-Regimes, die während des Zweiten Weltkriegs in Konzentrationslagern ermordet wurden.
Das Grabfeld erinnert an 89 Dortmunder Opfer des NS-Regimes, die im KZ ermordet wurden. Foto: Chimène Goudjinou

Die Blumenzwiebeln sollen Besucher:innen dazu bewegen vom Ringweg abzubiegen und zur Gedenkstätte zu kommen. Dennoch haben die Mitglieder:innen der BV Brackel Bedenken, dass sich Besucher:innen trotz aller Bemühungen nicht zum Mahnmal „verirren“ werden. Sie wünschen sich einen Wegweiser zur Gedenkstätte.

Der Geschäftsleiter der Friedhöfe Dortmund Gernot Willeke versichert den Mitgliedern der BV Brackel, dass das machbar sein wird. Doch hat man jetzt direkt am Denkmal eine Stele, auf der die Namen der Ermordeten stehen. Zu den 89 hier beigesetzten Opfern gehören psychisch Erkrankte, Menschen mit Behinderung und Kinder. Viele der Opfer starben in der Tötungsanstalt Hadamar in Hessen.

Corten-Stahl Stele mit den Namen der Dortmunder Opfer des NS-Regimes.
Corten-Stahl Stele mit den Namen der Dortmunder Opfer des NS-Regimes. Foto: Chimène Goudjinou

„Es gibt zahlreiche Opfer, die in unterschiedlichen Tötungsanstalten zu Tode gekommen sind. Ein Teil dieser Opfer wurden aus den unterschiedlichen Anstalten dann hier überführt und beigesetzt“, erzählt Willeke.

„Was ich auch sehr schön finde, ist, dass recherchiert wurde, wer die Opfer sind. Dort stand ja immer nur für die Opfer des politischen Systems. Mit der Corten-Stahl-Stele wurde den Opfern auch ein Name gegeben. Es wurde sich nochmals mit der Geschichte auseinandergesetzt und geguckt, wer hier denn liegt. Das ist jetzt auch für jeden, der vorbeikommt, nachvollziehbar“, sagt Reimers.

Der Hauptfriedhof: ein Ort für die Lebenden und Toten

Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Bezirksbürgermeister Monecke ist mit seinem Hund häufig über den Hauptfriedhof gegangen und freut sich, wenn die Bezirksvertretung Mittel zu Verfügung stellen kann, um die Attraktivität, den der Hauptfriedhof hat, zu unterstützen.

„Der Friedhof ist mittlerweile nicht mehr nur für die Verstorbenen da, sondern ganz viel auch für die Lebenden.

Zum einen kann man sich auch an Gedenkstätte wie hier oder in 100 Meter Luftlinie, an die Gefallenen erinnern. Zum anderen hat der Hauptfriedhof mittlerweile auch einen Erholungs- und Freizeitwert“, sagt Monecke.

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