Am Dienstag, den 30. April, wird in Dortmund ein weiteres Ghostbike aufgestellt, um an einen tragischen Unfall in Eving zu erinnern. Eine 73-jährige Radfahrerin war am 23. April auf der Kreuzung der Evinger Straße mit der Kemminghauser Straße von einem LKW überrollt worden und später an den Unfallfolgen verstorben.
Aufstellung des sechsten Dortmunder Ghostbikes
Viele Radfahrende sind von dieser Nachricht betroffen. Ihre Anteilnahme mit den Angehörigen bringen sie mit der Aufstellung des sechsten Dortmunder Ghostbikes zum Ausdruck. Diese weißen Fahrräder werden seit dem Jahr 2003 an Unfallorten im Gedenken an verstorbene Radfahrende aufgestellt und erinnern daran, wie wichtig sichere Radverkehrsanlagen und ein respektvolles Miteinander im Straßenverkehr sind.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Um 17.30 Uhr startet am Dienstag auf dem Friedensplatz eine ruhige Gedenkfahrt, die das Ghostbike zur Unfallstelle Evinger Straße begleitet. Nach einigen kurzen Ansprachen und einer Schweigeminute wird das Ghostbike aufgestellt.
Die zeitnahe Aufstellung ist möglich durch die Zusammenarbeit der Initiativen VeloKitchen Dortmund, VeloCityRuhr, ADFC Dortmund und Lünen, Aufbruch Fahrrad Dortmund, Critical Mass Dortmund, Die Urbanisten und VCD Dortmund-Unna.
Fahrradfreundliche Gestaltung der oftmals gefährlichen Hauptstraßen wird vernachlässigt
Die Initiativen möchten nicht nur an die verstorbene Radfahrerin erinnern, sondern auch auf die Notwendigkeit sicherer Radverkehrsanlagen aufmerksam machen. Sie kritisieren die aktuelle Radverkehrsstrategie der Stadt Dortmund, in der die Schwerpunkte für den Radverkehr in den kommenden zehn Jahren festgelegt werden.
Besonders die fahrradfreundliche Gestaltung der oftmals gefährlichen Hauptstraßen werde dabei vernachlässigt und auf unbestimmte Zeit verschoben. Stattdessen sollen Verbesserungen an Hauptstraßen nur „anlassbezogen“ vorgenommen werden, wenn die Straße ohnehin saniert werden müsse.
Die Kreuzung, an der der Unfall geschah, weise zahlreiche Mängel auf und sei ein Beispiel für die schlechte Situation der Radverkehrsanlagen an Dortmunder Hauptstraßen, finden die Initiativen.
Die Initiativen kritisieren den Umgang der Stadt mit bekannten Gefahrenstellen
Der Radweg sei schlecht markiert und kaum erkennbar, sodass der Kraftverkehr nicht mit Radfahrenden rechne. Die Ampel erzeuge gefährliche Konflikte, weil sie dem abbiegenden Kfz-Verkehr und dem Fuß- und Radverkehr in Richtung geradeaus gleichzeitig Grün gebe. Die Furt für den Radverkehr im Kreuzungsbereich sei nicht rot gefärbt, die vorhandene weiße Markierung völlig verschlissen und kaum noch erkennbar, sodass die Gefahr bestehe, dass der Kfz-Verkehr beim Abbiegen erst an der Furt für den Fußverkehr halte und so den Radverkehr gefährde.
Auch den Umgang der Stadt mit bekannten Gefahrenstellen kritisieren die Initiativen. Erst im Mai vergangenen Jahres musste in in der Leni-Rommel-Straße in Brackel ein Ghostbike aufgestellt werden, nachdem es dort einen tödlichen Fahrradunfall gegeben hatte.
Die Politik hat daraufhin eine halbherzige Verbesserung des Unfallbereichs beschlossen, die zumindest schnell umgesetzt werden sollte. Dennoch ist nach fast einem Jahr noch nichts passiert, obwohl dort nur relativ leicht umsetzbare Markierungsarbeiten vorgenommen werden sollten.
Das Ghostbike in der Evinger Straße ist das sechste seiner Art in Dortmund. Weitere Ghostbikes befinden sich in der Rüschebrinkstraße, Leopoldstraße, Bornstraße, Schützenstraße und in der Leni-Rommel-Straße.
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Norbert
Bei der Aufstellung der ersten Ghost Bikes in Dortmund war die Vereinbarung der Beteiligten, dass das Gedenken nicht mit eigenen politische Forderungen verbunden wird, um eine Instrumentalisierung auszuschließen, zumal es keine Konsens gibt, was denn Lösungen sind. Aus der Zeit stammen auch noch die ersten Absätze vor „Die Initiativen möchten nicht nur an die verstorbene Radfahrerin erinnern“. Damals ging es allein um Gedenken und es war keine Demo für oder gegen etwas. So ändern sich die Dinge bei freien Ideen.