Gastkommentar: Refugees Welcome und die Rechtsextremen

Marcus Arndt ist freier Journalist in Dortmund

Ein Gastkommentar von Marcus Arndt

Tagtäglich kommen tausende Flüchtlinge in der Hoffnung auf eine bessere und vor allem sichere Zukunft in Deutschland an. Menschen die alles verloren haben: persönlichen Besitz, Freunde, Familie und Lebenspartner.

Refugees Welcome - Flüchtlingszug nach Dortmund _4684 - NSBMenschen, die Grausames miterleben mussten während ihrer teils monatelangen Flucht durch Europa. Wir in Deutschland können uns dies nicht mal annähernd vorstellen, auch wenn wir tagtäglich durch die Medien ausschnittsweise damit konfrontiert werden. Das, was wir zu sehen bekommen, erfüllt uns alle mit Entsetzen und Trauer. 

Mit Wut erfüllen uns allerdings Menschen wie der Dortmunder Neonazi Michael Brück und seine Mitglieder der Partei „ Die Rechte“, welche mehrmals im Monat die Flüchtlinge öffentlich diffamieren und durch ihre propagandistischen Hetzreden versuchen, Menschen auf ihre Seite zu ziehen und für ihre Sache zu begeistern. 

CSD-Teilnehmer und Antifaschisten protestierten gegen Neonazis.

Die Bilder aus der sächsischen Stadt Heidenau sind uns alle noch gut bekannt: Die Stadt wurde zum Synonym für Gewalt gegen Flüchtlinge und für Menschen, die dieses rechtsextremistische Gedankengut befürworten. So ist auch Michael Brück auf den Karren aufgesprungen und bot in seinem Nazi-Online-Versandhandel sogleich einen „Heidenau-Rabatt“ an. 

Hier konnten Rechtsextreme beispielsweise für ein paar Euro eine Steinschleuder erwerben und die passenden Stahlkugeln gab es gratis obendrauf. Der Aufruf „Schlagt zu“ spielte mindestens mit der Doppeldeutigkeit einer reißerischen Aufforderung zum Kauf – so gab Brück später vor, obwohl er dies nur am Rande annonciert hatte – wie auch zur Gewalt. Gleichwie: Aufstachelung zu Gewalt und Fremdenhass wurden von Brück nicht nur geschickt, sondern auch profitabel für ihn selbst in Szene gesetzt. Dafür hagelte es Strafanzeigen gegen Brück, welche z.Zt bei der Dortmunder Staatsanwaltschaft geprüft werden.

Zahlreiche Dortmunderinnen und Dortmunder haben Spenden für die Flüchtlinge aus Ungarn gebracht.

Einer „Prüfung“ ganz anderer Art musste sich auch die Dortmunder Bevölkerung unterziehen, als vor zwei Wochen die ersten Züge aus München mit den Flüchtlingen in Dortmund eintrafen und in sozialen Netzwerken sich diese Nachricht verbreitete wie ein Lauffeuer. 

Was ist zu tun und wie kann man den Menschen helfen? Binnen weniger Stunden entwickelte sich eine unglaublich große Solidarität aus allen Dortmunder Stadtteilen, freiwillige Helfer, Kleider-, Sachspenden sowie Lebensmittel für die ankommenden Flüchtlinge noch und noch.

Refugees Welcome - Flüchtlingszug nach Dortmund _4688 - NSB

Bis heute reißt in allen Flüchtlingsunterkünften die Hilfs- und Spendenbereitschaft nicht ab, so dass die Betreiber die Menschen schon bitten, vorerst keine Sachspenden mehr abzugeben. 

Die Dortmunder Einwohner setzen damit mehrere Zeichen: Erstens heißen sie jeden einzelnen Flüchtling damit herzlich willkommen und zweitens zeigen sie den Menschen, die ein derartiges braunes Gedankengut vertreten, ganz klar, dass sie in unserer Stadt nichts zu suchen haben und wir uns mit den verschiedensten Bündnissen gegen Rechts geschlossen dagegenstellen.

Dortmund sagt ganz klar: Refugees Welcome – Nazis raus.

Reader Comments

  1. Patrick

    „Monatelange Flucht durch Europa?“ Aha. Wovor fliegt man denn in Europa unter traumatischen Bedingungen monatelang?

    Wo ist eigentlich die „Mitte“ geblieben … entweder hat man solche naiven, auch manipulierende Links-Kommentare wie diesen hier oder die rechtsradikalen, welche jeden Ausländer umbringen wollen.

    Es gibt auch eine konservative Mitte – leider hat die CDU/SPD/GRÜNE/LINKE Einheitspampe im Bundestag es geschafft, diese nach rechts zu schieben. Sätze wie „Ich habe nichts gegen Ausländer, aber …“ wurden von Komikern, Nachrichtensprechern und Politikern (welche alle ausgesorgt haben und denen die Folgen ihres Handelns egal sind) nach Rechts geschoben um die freie Diskussion zu unterdrücken. Hat auch dank der „Gutbürger“ geklappt, welche sich mit Fahnen an den Bahnhof gestellt haben ohne einen Schimmer zu haben, wen oder was sie da gerade bejubeln.

    Was kann aber nach dem „Aber …“ kommen? VÖLLIG berechtigte Argumente.
    – Aber ich will keine Wirtschaftsflüchtlinge
    – Aber nur die Asylberechtigten, alle anderen müssen unverzüglich abgeschoben werden um den wirklich traumatisierten und verfolgten Platz zu schaffen. Und das sind nur grob 30-50% aller Flüchtlinge!
    – Aber sie müssen sich klar integrieren und unsere Gesetze und Normen akzeptieren (und man sieht gerade, dass das nicht überall einfach wird)
    – Aber unter Einhaltung aller Gesetze (ja, die haben wir aus gutem Grund und die kann man nicht einfach mal lahm legen. Schengen? 3 Jahre Befristung?)
    – Aber wir müssen den Menschen, welche eigentlich gar nicht fliehen wollen, auch in Nachbarländern der Kriegsgebiete ein würdiges Menschen ermöglichen

    Und nur weil ich diese Argumente anbringe klatsche ich weder über ertrinkende Menschen im Mittelmeer noch bin ich Rechts. Aber da ist links wie rechts gleich, was man nicht hören will diffamiert oder ignoriert man einfach.

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