Eine 4. Reinigungsstufe soll Spurenstoffe aus dem Abwasser filtern

Für bessere Gewässerqualität: Nachrüstung und Optimierung der Kläranlage in Dortmund-Deusen

Die 4. Reinigungsstufe in Dortmund-Deusen geht voraussichtlich im Frühjahr 2025 in Betrieb. Das Foto stammt von Anfang Februar 2024. Foto: Jochen Durchleuchter / EGLV

Im Rahmen des EU-Projektes „Pharmaceutival Input and Elimination from Local Sources“ („Pills“) baute die Emschergensossenschaft vor 15 Jahren die „Pills“-Anlage am Marienhospital in Gelsenkirchen. Seitdem filtert diese Spurenstoffe aus dem Abwasser. Mit der Anlage sollte primär getestet werden, inwiefern sich die Menge der Mikroschadstoffe im Abwasser verringern lässt. Das Ergebnis des Projektes: Trotz eines aufwendigen Klärungsprozesses sind Reste von Spurenstoffen weiterhin nachweisbar. Dennoch tragen die verschiedenen Techniken der sogenannten 4. Reinigungsstufe erheblich zur Verbesserung der Gewässerqualität bei. Nun soll auch die Kläranlage der Emschergenossenschaft in Dortmund-Deusen um diese Reinigungstufe aufgerüstet werden. In Betrieb gehen sollen die neuen Anlagenteile voraussichtlich im Frühjahr 2025.

Was den Menschen hilft, schadet den Lebewesen in Gewässern

Mikroverunreinigungen gelangen durch die Abwässer von Gewerbe, Industrie und auch privater Haushalte in unsere Flüsse. Medikamenten Rückstände, zum Beispiel durch abgewaschene Salben im Duschwasser oder im Urin, wirken so noch in der Natur nach. Diese Spurenstoffe schaden der aquatischen Umwelt, also Wasserlebewesen aller Art. Einen Großteil dieser Schadstoffe filtern reguläre Großkläranlagen aus dem Abwasser, dennoch bleibt ein Rest an besonders hartnäckigen Spurenstoffen im Wasser.

Luftbild der Kläranlage im Dortmunder Stadtteil Deusen.
Luftbild der Kläranlage im Dortmunder Stadtteil Deusen. Foto: EGLV

Daher ist es Heute und in Zukunft zunehmend wichtig, dass Spurenstoffe gar nicht erst ins Abwasser eingeleitet werden. Da eine Einleitung kaum gänzlich zu verhindern ist, müssen vielerorts Kläranlagen um eine 4. Reinigungsstufe aufgerüstet werden. So auch aktuell die Kläranlage der Emschergenossenschaft in Dortmund-Deusen. 

„Auf der Anlage, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Betriebsjubiläum feiert, entsteht eine Pulveraktivkohlebehandlung mit Belüftung und nachgeschaltetem Tuchfilter“, sagt Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft. „Die Aktivkohle absorbiert Spurenstoffe und filtert sie aus dem Wasser. Diese Kohlepartikel können wiederum abgefangen werden, wodurch lediglich das saubere Wasser in die Emscher zurückfließt“, erklärt Frank Obenaus.

Ein Meilenstein für eine zukunftsgerichtete und nachhaltige Abwasserbeseitigung

Derzeit wird die Kläranlage in Dortmund-Deusen mit der Elektro-Technik ausgestattet, danach folgen erste Tests und Probeläufe. Die  voraussichtliche Inbetriebnahme der neuen Anlagenteile ist für das erste Quartal 2025 geplant. Das nordrhein-westfälische Umweltministerium fördert die Nachrüstung und Optimierung der Kläranlage in Dortmund-Deusen sowie die energetische Verbesserung mit 31,4 Millionen Euro.

Kläranlage Dortmund-Deusen (Foto: Klaus Baumers/EGLV)
Die Kläranlage Dortmund-Deusen wird zum 30-jährigen Betriebsjubiläum um eine 4. Reinigungsstufe aufgerüstet. Foto: Klaus Baumers / EGLV

„Jetzt und auch in Zukunft arbeiten wir an Lösungen, um das Abwasser der Emscher-Region auf hohem technischen Niveau zu reinigen. Mit der 4. Reinigungsstufe in Dortmund-Deusen setzen wir moderne Technik ein und filtern bestimme Spurenstoffe aus dem Abwasser.“

„Darüber hinaus ist der Ausbau ein weiterer Meilenstein für eine zukunftsgerichtete und nachhaltige Abwasserbeseitigung, denn sowohl der Bau der weiteren Reinigungsstufe als auch die Erneuerung der Belüftung in den Belebungsbecken unserer Kläranlage schützen die Emscher und tragen wesentlich zum Klimaschutz bei“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Die 4. Reinigungsstufe ist ein Sammelsurium verschiedenster Methoden

Die 4. Reinigungsstufe keine festgelegte Methode zur Filterung des Abwassers, vielmehr ist es eine Kombination aus unterschiedlichen Methoden. Dazu gehören unter anderem neben der Aktivkohlebehandlung auch die Membranfiltration mit Aktivkohlezugabe oder eine Behandlung des Abwassers mit Ozon.

Die Spezialkläranlage am Marienhospital in Gelsenkirchen filtert bis heute Spurenstoffe aus dem Abwasser des Krankenhauses. Foto: Jochen Durchleuchter / EGLV

Diese drei Varianten wurden auch in der „Pills“-Spezialkläranlage der Emschergenossenschaft am Gelsenkirchener Marienhospital erprobt. Das Projekt lieferte wichtige Erkenntnisse über den Wirkungsgrad und den Betrieb der 4. Reinigungsstufe.

Nach der neuen EU-Kommunalabwasserrichtlinie, die zunächst noch in nationales Recht umgewandelt werden muss, müssen Kläranlagen mit einer Kapazität von mehr als 150.000 EW (Einwohnerwerte) bis 2045 mit einer 4. Reinigungsstufe aufgerüstet werden. 

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