Von Anastasia Zejneli
Frieda läuft selbstsicher über den Wall Richtung Kleppingstraße. Die Kreuzung ist umgeben von Polizeiautos, das blaue Licht umgibt die Menschen, die laut schreiend über die Straße laufen. „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut.“ hallt es über die Straße. Die Stimmen der Demoteilnehmenden vermischen sich mit den Klingeln der Fahrradfahrer*innen – die sich der Kreuzung nähern. Alle zusammen – aufgeteilt auf neun Demozüge zum Hansaplatz – protestierten am vergangenen Freitag (24. September 2021) für Klimagerechtigkeit. Frieda führt die Lauf-Demo, die im Kreuzviertel am Vinckeplatz gestartet ist, an. Mit beiden Händen hält sie das Pappschild über ihren Kopf. Eine Erde ist darauf zu sehen. „Handle with care“ steht in großen roten und weißen Lettern auf dem Schild geschrieben. Die 14-Jährige ist zum ersten Mal bei einer Demo von „Fridays for Future“. Neben ihr läuft eine Freundin, nur zusammen bekommen sie das Schild gehalten. „Es ist toll, hier vorn mitzulaufen“, erzählt sie stolz. „Mir war wichtig heute endlich etwas gegen die Situation zu tun.“
Mehrere tausend Teilnehmer*innen protestieren für besseres Klimamanagement
Und mit diesem Wunsch war sie nicht allein – rund 3400 Teilnehmer*innen beteiligten sich an den Lauf – und Fahrraddemos zum globalen Klimastreik. Sie kamen aus Witten, Lünen und allen Dortmunder Stadtteilen in die Innenstadt, um sich für ihr Anliegen einzusetzen. Wie bei den meisten „Fridays for Future“-Demos, waren sowohl Kinder als auch Großeltern auf der Straße.
Der fünfjährige Konrad lief zusammen mit seiner Mutter und weiteren Kindern aus dem Kreuzviertel zum Hansaplatz. Mit einem selbstgebastelten Schild von einer brennenden Erde machte die Gruppe auf sich aufmerksam. Konrad, der „für die Eisbären“ auf die Straße geht, sowie seine Mutter Anna, die sich ein besseres Leben für ihre Kinder wünscht, liefen langsam durch die, für Autos gesperrten, Straßen.
Nicht weit von ihnen entfernt tragen vier ältere Frauen große Pappherzen vor ihrem Körper. Auf den Herzen ist die Erde zu sehen. Felicitas Juncker ist eine von den Frauen. Sie ist Teil von der Kamener Ortsgruppe der „Omas for Future“ und wünscht sich, „dass die Welt auch für ihre Enkel noch lebenswert sein wird.“
Auch Sina Lensing macht sich um die kommenden Generationen Gedanken. Zusammen mit ihrem Mann und der kleinen Tochter Mileika nahmen sie an der F
ahrraddemo aus Brackel teil. „Es war eine tolle Atmosphäre auf der Fahrraddemo und es war schön mit so viel Platz auf der Straße fahren zu dürfen.“ Jedoch haben sie die Auotfahrer*innen, die aufgrund der Demo anhalten mussten, gestört. „Obwohl klar war, dass sie nicht direkt weiterfahren können, haben viele ihren Motor angelassen, das hat mich geärgert“, erzählt sie.
Zeichen setzen vor der Bundestagswahl am Sonntag
Neben Familien mit Kindern waren auch viele junge Menschen auf den Straßen. Leonie Kohlbach ist mit ihren Kommiliton*innen demonstrieren gegangen. Der Fachbereich Design der Fachhochschule Dortmund malte zusammen mit den Erstsemestern im Rahmen der Orientierungswoche Schilder für die Demo. Der Studentin war besonders der Zeitpunkt der Demo wichtig. „Ich glaube, dass es gut ist, nochmal so kurz vor der Wahl auf die Straße zu gehen.“ Viel Hoffnung in die Parteien, deren Mitglieder für den Bundestag kandidieren, habe sie jedoch nicht, gesteht sie.
Die Angst vor der Zukunft und die einhergehende Perspektivlosigkeit, die viele der Demoteilnehmenden verspürten, griffen auch die Redner*innen auf der Bühne auf. Besonders die Performance der Poetry-Slammerin Lara von „Campus for Future“ beschäftigte sich mit diesen Themen. Sie thematisierte die unterschiedlichen Ängste die sie, ihre Mutter und ihre Oma in jungen Jahren hatten und haben.
Auch Marc Schmitt-Wiegand von „Parents for Future“, der zum Abschluss auf der Bühne, blickte wenig optimistisch auf die Zukunft: „Klimagerechtigkeit kann man nicht wählen, Klimagerechtigkeit muss man sich erkämpfen“, betont er und fügt hinzu, dass auch nach der Wahl Demonstrationen nötig sein werden.
Kleinere Zwischenfälle auf der Demonstration von Fridays for Future
Trotz der guten Stimmung auf den Demos und der Kundgebung, die von den Bands „Mune“ und „The Superfanatastic Bling Bum Boys“ musikalisch untermalt worden ist, gab es kleinere Zwischenfälle. Während der Lauf-Demo im Kreuzviertel versuchte eine Dame, mit ihrem Auto in der Nähe des Zugs zu wenden. Erst durch das Einschreiten einer Ordnerin und eines Teilnehmers konnte die Frau daran gehindert werden, rückwärts in die Demo hineinzufahren.
Auch während der Kundgebung blieb es friedlich. Bis auf einen Passanten, der ein Brötchen auf die Bühne warf, die Polizei kümmerte sich umgehend um ihn, herrschte eine entspannte Stimmung. Genau diese nutzen Aktivist*innen der Bewegung „Extinction Rebellion“ (XR) aus und blockierten unangemeldet die Kleppingstraße nach dem offiziellen Ende der Fridays-Demo.
Acht Personen befanden sich auf der Fahrbahn, als die Polizei mit mehreren Mannschaftwägen die Fahrbahn sicherte. Mit einer Rede, verschiedenen Bannern und Plakaten wollte „XR“ die Menschen in der Region dazu aufrufen, dem Klima- und Artenschutz ihre Stimme zu geben. Die Polizei löste die Demo zum Abend hin auf.