Am Dienstagnachmittag (28. Juni 2022) fand eine Demonstration der Gruppe „TransAction Dortmund“ statt. Circa 75 Menschen versammelten sich unter dem Motto „Queer Solidarity forever -Freiheit zusammen erkämpfen!“, um für Solidarität mit und innerhalb der queeren Community zu demonstrieren.
Selbstbestimmung statt Gutachten sogenannter Sachverständiger
Die Bundesregierung hat sich letztes Jahr in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen, das 1981 in Kraft getretene Transsexuellengesetz (TSG) durch ein Selbstbestimmungsgesetz zu ersetzen. Dies wäre eine Änderung, die trans Menschen schon lange fordern. Zurzeit sind zur Änderung von Vornamen und Personenstand nach dem TSG zwei Gutachten von sogenannten Sachverständigen und ein gerichtliches Verfahren nötig.
Diese sogenannten Sachverständigen würden mit ihren Gutachten oft stark in die Privatsphäre der begutachteten Person eingreifen, kritisieren die Aktivist:innen. „Außerdem basieren ihre Ergebnisse meist hauptsächlich auf Klischees und Rollenbildern. Der Tankrabatt und das Sondervermögen für die Bundeswehr zeigen, wie schnell ein Gesetz eigentlich verabschiedet werden kann“, sagt Freitag von „TransAction Dortmund“.
„Klar wird das noch dauern, aber das ist nur umso mehr ein Grund dafür, dass das TSG nicht heute, sondern gestern hätte abgeschafft werden sollen. Vor allem bei bereits bestehenden Gesetzesentwürfen aus der letzten Legislaturperiode.“
Gewalt gegen queere Menschen bleibt ein Problem – Gedenken an die Opfer
Denn die Lage ist ernst. Lange Zeit schien es bergauf zu gehen mit queeren Rechten: Viele Länder haben die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert oder zumindest queere Beziehungen entkriminalisiert. Gewalt gegen queere Menschen bleibt aber ein Problem.
Sei es der Anschlag von Orlando im Pulse Nachtclub vor sechs Jahren oder der Anschlag in Oslo vor wenigen Tagen. „Ein Teil der queeren Kultur ist auch ein Gedenken an diejenigen, die Opfer von Queerfeindlichkeit geworden sind“, so Freitag.
Auch die vielen Festnahmen und Fälle von Polizeigewalt bei den Pride-Paraden, zum Beispiel in Istanbul und Izmir, würden zeigen, wie notwendig Christopher Street Days (CSDs) noch seien, um für mehr Rechte sowie eine höhere Sichbarkeit queerer Personen zu kämpfen.
Abtreibung als Teil der Selbstbestimmung: Kritik am US-amerikanischen Supreme Court
In den USA, dem Schauplatz des Stonewall-Aufstandes, aus dem die heutigen CSDs entstanden, hat sich die Lage kürzlich verschlimmert. In einigen Staaten, so beispielsweise in Texas, ist es nun nicht mehr erlaubt, trans Kinder in ihrer Identität zu bestärken, geschweige denn ihnen eine Transition zu ermöglichen. Auch in Schulen soll Transsein nicht mehr thematisiert werden dürfen.
Vor ein paar Tagen hat der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten zudem das Recht auf Abtreibung abgeschafft. Infolge dessen werden Schwangerschaftsabbrüche in vielen Staaten verboten. „TransAction Dortmund“ positioniert sich als Teil der feministischen Bewegung entschieden gegen dieses Urteil. Freitag kommentiert: „Auch das Recht auf Abtreibung ist ein Teil des Rechtes auf Selbstbestimmung. Auch dafür kämpfen wir!“
Der Weg ist noch lang, doch er ist zu bewältigen, bekräftigen die Aktivist:innen in ihrer Rede: „Aber so grau auch immer der Himmel aussehen mag, schaut euch um! Unsere Bewegung ist stark! Sie ist bunt, sie ist laut und sie ist groß! Wir sind nicht alleine!“
Reader Comments
heavy pete
Leider ist auch die Queere Szene nicht immer ein Safe Space für Trangender Menschen! Ich bin selber queer und es freut mich das es so etwas wie TransAktion in unserer Stadt gibt. Sichtbarkeit ist wichtig. Ich wünche TransAktion viel Erfolg auch was die Änderung des Transsexuellengesetzes angeht. Ein Selbstbestimmungsrecht ist ein Bürgerrecht.