Ruhr-Konferenz: Klimaresilienz der Städte im Ruhrgebiet stärken
250 Millionen Euro für Klimafolgenanpassung der Region
Rund 250 Millionen Euro investieren das Land Nordrhein-Westfalen und die Wasserverbände in den kommenden zehn Jahren im Ruhrgebiet, um die Region klimafest zu machen. Das Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ der Ruhrkonferenz umfasst jetzt das gesamte Ruhrgebiet.
Als deutliches Bekenntnis zur Klimafolgenanpassung unterzeichneten NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser und die Vorstandsvorsitzenden der großen Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft, Lippeverband und Ruhrverband – Prof. Dr. Uli Paetzel und Prof. Dr. Norbert Jardin – nun in Oberhausen eine symbolische Erklärung. Alle Städte der Region werden auf dieser Erklärung vertreten sein, sowohl die kreisfreien Städte Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamm, Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen als auch die Kreise Ennepe-Ruhr, Recklinghausen, Unna und Wesel. Neben der Emschergenossenschaft als federführender Wasserwirtschaftsverband sind darüber hinaus nun auch der Lippeverband, der Ruhrverband, die Linksniederrheinische Entwässerungs-Genossenschaft und der Niersverband dabei.
„Mit dem Projekt ‚Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft‘ wollen wir gemeinsam mit den Wasserverbänden die Klimaresilienz der Städte im Ruhrgebiet stärken“, sagt Umweltministerin Ursula Heinen-Esser. Der Klimawandel verstärkt die Hitzebelastung in den Städten, gleichzeitig werden Starkregenereignisse zunehmen. Deswegen sollen bis 2040 der Abfluss von Regenwasser im Mischsystem um 25 Prozent reduziert und die Verdunstungsrate um zehn Prozent erhöht werden. Damit können die Lebensqualität und die Attraktivität der Städte erhalten und Schäden vermieden werden.
„Wir verzeichnen das elfte Trockenjahr in Folge. Der Klimawandel ist definitiv in unserer Region angekommen, deswegen unterstützt der Ruhrverband die Initiative des Landes und sieht darin für seine kommunalen Mitglieder im Gebiet des RVR eine gute Chance für eine Weiterentwicklung ihrer wasserwirtschaftlichen und städtebaulichen Infrastruktur“, sagt Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands.
„Die Service-Organisation der Initiative unter der Leitung von Andreas Giga, angesiedelt bei der Emschergenossenschaft, unterstützt als zentrale Anlaufstelle Kommunen und Wasserverbände bei der Umsetzung einer integrierten, wassersensiblen Stadtgestaltung“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband. Darunter sind Maßnahmen zur Regenwasserversickerung, Flächenentsiegelung, Dach- und Fassadenbegrünung, Regenwasserzuführung zum Gewässer, Notwasserwege und die multifunktionale Freiflächengestaltung zur temporären Überflutung bei Starkregen zu verstehen. „Gemeinsam mit unseren kommunalen Partnern haben wir bereits mehr als 100 Projekte zur Klimafolgenanpassung vorbereitet“, sagt Paetzel weiter.
Hintergrund
Bereits seit 2014 haben sich 16 Kommunen der Emscher-Region, die Emschergenossenschaft und das Land NRW zu einem gemeinsamen Engagement für eine zukunftsfähige und nachhaltige Stadtentwicklung und der Klimawandelanpassung verständigt. Am 15. Mai 2014 wurde deshalb eine Absichtserklärung zur Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ unterzeichnet. Bei der Ruhrkonferenz im Jahr 2019 fand das Projekt im Themenforum 14 „Grüne Infrastruktur Metropolregion Ruhr“ enormen Zuspruch. Aus dem Themenforum wurden die beiden Projekte „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ und „Offensive Grüne Infrastruktur 2030“ entwickelt. Die Verbesserung der Klimaresilienz ist mit einer Vielzahl ambitionierter Ziele verbunden, wie unter anderem die Abkopplung der 25 Prozent des Regenabflusses von der Mischkanalisation und die Erhöhung der Verdunstungsrate um 10 Prozent-Punkte. Mit der Maßnahmenumsetzung sollen Starkregengefahren sowie Hitzebelastungen vermieden oder reduziert und der Vorbildcharakter der Kommunen im Ruhrgebiet gestärkt werden.
Diese Ziele sollen von nun an, in dem Gesamtraum des Regionalverbands Ruhr, mit allen oben genannten Kommunen und Wasserverbänden umgesetzt werden. Die gesamte Gebietskulisse umfasst eine Fläche von 4.435 km², in der ca. 5,1 Mio. Menschen in 53 Städten und Gemeinden leben. Für die Umsetzung der o. g. Klimafolgenanpassungsmaßnahmen stehen in den kommenden zehn Jahren in diesem Raum Fördermittel mit einem Volumen von rund 250 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Ruhr-Konferenz ist eine umfassende Initiative der Landesregierung, um das Ruhrgebiet als wirtschaftlich starke und lebenswerte Zukunftsregion für alle Menschen zu gestalten. Der Prozess zur Entwicklung der Chancenregion Ruhr ist von Beginn an auf breite Beteiligung und das Engagement von Menschen und Partnern aus allen gesellschaftlichen Bereichen angelegt. Auf fünf zentralen Handlungsfeldern sollen dabei wichtige Impulse für die Weiterentwicklung des Ruhrgebiets gesetzt werden: Vernetzte Mobilität – kurze Wege; Erfolgreiche Wirtschaft – gute Arbeit; Gelebte Vielfalt – starker Zusammenhalt; Sichere Energie – gesunde Umwelt sowie Beste Bildung – exzellente Forschung. Die Umsetzung der 74 erarbeiteten und ausgewählten Projekte hat Anfang 2020 begonnen. In den kommenden Jahren werden weitere Vorhaben und Ideen von Partnern wie Kommunen, Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern oder Unternehmen unter dem Dach der Ruhr-Konferenz diese Impulse verstärken und die Entwicklung der Chancenregion Ruhr unterstützen.
Bildzeile: Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband, Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands und NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (v.l.) bei der Unterzeichnung der symbolischen Erklärung zur „Klimaresilienten Region mit internationaler Strahlkraft“ an der Brückenskulptur „Slinky Springs to Fame“ in Oberhausen.
Foto: Klaus Baumers/EGLV