Von Julian Ronneburger (Text) und Karsten Wickern (Fotos)
Am gestrigen Freitag gab es die erste Fridays for Future-Laufdemo seit Februar. Rund 40 FFF-Dortmund-Demonstrant*innen wiesen auf die ungerechte Verteilung von Krisenmitteln, die Abwrackprämie und die „Rettung“ der Lufthansa ohne Klimaauflagen hin. Neben Kritik an der Klimapolitik gab es auch Beiträge des Netzwerkes „Campus for Future Dortmund“ und der „Black Community Foundation Dortmund“.
Es wurde zufriedenstellend auf Corona reagiert. Warum nicht auch so auf den Klimawandel?
Gegen 14.15 Uhr waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Am „Platz der Alten Synagoge“ ertönte plötzlich der Song „No Planet B“ von der Waveland Gang. Gespickt mit Zeilen wie „Komm, wir fahren zum Atlantik / Plastiktüten schwimmen dort im Meer“ und dem aussagekräftigen Titel ist er wie gemacht für die Demonstrant*innen.___STEADY_PAYWALL___
Es liegt nicht zuletzt daran, dass der Song extra für die damalige Fridays for Future-Demo in Witten produziert wurde. Nachdem der Song zu Ende gespielt wurde, ergriff Sarah, FFF-Dortmund-Aktivistin, das Wort.
Mit den Worten „Na, Dortmund, seid ihr gut drauf?“ heizte sie die Menge auf. Nach ein paar weiteren Worten übergab sie schließlich das Mikro an Miriam von „Campus for Future Dortmund“. Ihre Rede begann sie mit „Hier stehen wir nun. Vor Ungewissheit, was noch kommen könnte!“ Miriam sprach kritisch über das Kohlekraftwerk Datteln 4 und appellierte daran, die Bestimmungen des Pariser Abkommens einzuhalten.
Es war nicht das einzige Mal, dass dieser Begriff fiel. Doch es gab auch Lob. Nämlich ein Lob an die Regierung. Sie habe, im Vergleich zu anderen Staaten, die Situation der Pandemie besser eingeschätzt und besser gehandelt. Aber warum nicht auch so beim Klima? Im Gegensatz zur Corona-Pandemie käme die Klimakrise nicht plötzlich, sagte Miriam. Sie sei schon seit ungefähr 20 Jahren zu bemerken.
Rassismus fängt in Deutschland im Kindergarten mit dem „Hautfarbenstift“ an
Anschließend sagte noch Vanessa („Black Community Foundation“) ein paar Worte. Sie redete unter anderem über Alltagsrassismus, Stereotypen über POC (People of Color) und Anpassungen an die Weiße Gesellschaft. Ein Punkt davon war die erste Begegnung mit dem „Hautfarbenstift“ im Kindergarten. „Die Farbe wird als Hautfarbe klassifiziert. Das trifft aber nur bei weißen Menschen zu“. Man muss sich Sätze anhören wie: „Die Verhältnisse in den USA seien viel schlimmer!“
Auch in Deutschland gibt es abfällige Blicke oder Benachteiligung, um nur wenige Aspekte der Diskriminierung zu nennen. Miriam kam noch auf das Thema Sport, im spezielleren Basketball zu sprechen.
Schwarze werden im Schulunterricht, wenn es um Teams geht, bevorzugt, „weil wir ja so gut im Basketball seien“. Zum Schluss sprach sie noch davon, dass sie sich bei Vorstellungsgesprächen oder ähnlichen Anlässen immer die Haare glättet. Ein „Afro“ wird als unordentlich angesehen. POC müssen sich also anpassen. Aber vielmehr sollten wir Weiße uns anpassen. Kurz darauf begann die Laufdemo.
Start war, wo auch die Reden gehalten wurden: der „Platz der Alten Synagoge“ und es ging über die Kampstraße Richtung Wall und endete wieder dort. Währenddessen wurden Sprüche wie „Hopp hopp hopp / Kohlestopp“ oder „Ob Kohle aus der Mine / oder Kohle aus der Bank / beidem fehlt die Liebe / beides macht uns krank“ gerufen. Es wurde auch auf den Mindestabstand hingewiesen. Angekommen am Startpunkt erwartete die friedlichen Demonstrant*innen der Song „Deine Schuld“ von der deutschen Punkband „Die Ärzte“.
Aktivistin Sarah: „Es ist ein Schlag ins Gesicht für die Klimaschutzpolitik!“
Nachdem sich Sarah nochmal bedankte, sprach sie selber noch ein paar Worte. „Es werden 1,75 Milliarden Euro für eine längst beschlossene Kohlekraftwerkschließung ausgegeben“, sagte sie. „Die Schließung sollte ein Meilenstein für die Klimaschutz-Politik werden, doch es ist ein Schlag ins Gesicht!“.
Weiter führte sie aus: „RWE möchte den Hambacher Forst erhalten, dabei wird er aber systematisch trockengelegt“. Das aktuelle Kohleausstiegsgesetz habe versagt. Deswegen fordere sie ein besseres. Eines, dass die Regularien des Pariser Abkommens einhält.
Am Schluss bedankten sich die Organisator*innen für den Ablauf. Weitere Demos, wie eine Silent Demo der Black Community Foundation, sind geplant, aber Zeit und Ort stehen noch nicht fest.
Weitere Informationen:
- fridaysforfuture.de
- FFF Dortmund auf Twitter
- FFF Dortmund auf Facebook
- Campus for Future TU Dortmund
- Black Community Foundation auf Instagram
Fotostrecke: FFF am Freitag, 17. Juli, in Dortmund:
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Reaktionen
Fridays for Future kündigt globalen Klimastreik für den 25. September 2020 an (PM)
Fridays for Future kündigt globalen Klimastreik für den 25. September 2020 an
Die Klimagerechtigkeitsbewegung Fridays For Future kündigt für den 25. September einen globalen Klimaaktionstag an. Bundesweit werden in hunderten Städten Protestaktionen stattfinden, um auf die Dringlichkeit und globale Ungleichheit der Klimakrise aufmerksam zu machen. Zudem wird es weltweit Aktionen und Streiks zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze geben.
„Bereits in den kommenden Jahren könnten wir die im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5-Grad-Grenze überschreiten. Zeitgleich fließen im Rahmen der Corona-Aufbauprogramme auch in Deutschland und der EU Milliarden in Kohle, Öl und Gas. Um die Klimakatastrophe zu verhindern dürfen von nun an keine Entscheidungen mehr getroffen werden, die die Einhaltung von Paris verhindern und Millionen Menschen gefährden“, so Line Niedeggen aus Heidelberg.
In tausenden Städten weltweit plant Fridays For Future den gesamtgesellschaftlichen Protest. Neben Demonstrationen unter Einhaltung der Hygieneauflagen sind auch weitere Aktionen wie Menschenketten, Fahrradstreiks oder Kunstaktionen für den Aktionstag im September geplant. Im März hatte die Bewegung ihre Proteste aufgrund der Coronapandemie ins Netz verlegt und zu gesundheitlich unbedenklichen Aktionen aufgerufen wie z.B zu einer großen Schilderaktion vor dem Bundestag am 24. April.
„Vor einem Jahr haben wir im September die größten Proteste des wiedervereinigten Deutschlands organisiert und die gesellschaftlichen Mehrheiten im Klimaschutz aufgezeigt. Noch immer gibt es auch im deutschen Bundestag keine Partei, die einen Plan zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels vorgelegt hat. Um die weltweiten Folgen der Klimakrise abzuschwächen, werden wir nach den katastrophalen Entscheidungen im laufenden Jahr wie der Verzögerung des Kohleausstiegs diesen gesellschaftlichen Druck am 25. September wieder deutlich machen“, so Carla Reemtsma aus Münster.
Fahrraddemonstration von Fridays for Future Dortmund am Freitag, den 31.07.2020 (PM)
Fahrraddemonstration von Fridays for Future Dortmund am Freitag, den 31.07.2020
Am Freitag, den 31.07.2020 findet zum zweiten Mal eine von Fridays for Future Dortmund veranstaltete Fahrraddemo für ein fahrradfreundlicheres Dortmund statt. Startpunkt ist um 18 Uhr auf dem Friedhof an der Reinoldikirche.
Eine bessere Fahrradinfrastruktur in Dortmund – Das ist die Forderung von Fridays for Future Dortmund. Dies liegt auch ganz im Interesse der vielen Fahrradfahrer*innen, die in Dortmund leben. Ebenso möchte Fridays for Future Dortmund weitere Menschen für’s Fahrradfahren begeistern, und somit einen Anteil zur Verkehrswende weg von Verbrennungsmotoren hin zu klimafreundlichen Alternativen leisten. Daher findet am Freitag, den 31.07.2020 um 18 Uhr eine von Fridays for Future angemeldete Demonstration statt. Start- und Endpunkt ist der Friedhof an der Reinoldikirche. Die Route führt über Körne zum Borsigplatz und weiter durch die Nordstadt bis zur Immermannstraße. Anschließend geht es über die Schützen- und Möllerstraße zum Sonnenplatz. Hier wird eine Zwischenkundgebung abgehalten. Anschließend geht es durchs Kreuzviertel bis zum Heiligen Weg und zurück zur Reinoldikirche.
„Dortmund auf den Weg zum Kopenhagen Westfalens”. Mit dieser Meldung der Stadt erhoffte man sich Ende letzten Jahres zumindest einen groben Plan zur Optimierung. Ein ambitioniertes Ziel, welches aber unerreichbar scheint. Gerade auch, wenn Vorschläge, wie die der Pop-up-Lanes, im selben Atemzug abgelehnt werden. Im Dortmunder Straßenverkehr liegt weiterhin der Fokus auf Autos oder ähnlichem. Der Anteil der Radfahrer*innen liegt im Gesamtvergleich gerade mal bei 10%. Das Projekt „Radwall” klingt zwar schön, aber reicht lange nicht aus. Immerhin zielt man auf eine Verdoppelung des Anteils bis 2030. Die Aktion „Stadtradeln”, welche Corona-bedingt im September stattfindet, lässt auch nicht allein zum „UmsteiGERN” anregen.
Um die Dringlichkeit dieser Angelegenheit zu verdeutlichen veranstaltet Fridays for Future Dortmund am kommenden Freitag eine weitere Demo auf Fahrrädern, zu der Sie herzlich eingeladen sind.
Fridays for Future Dortmund plant zwei Großdemos im September – mit umfangreichem Hygieneschutz (PM
Fridays for Future Dortmund plant zwei Großdemos im September – mit umfangreichem Hygieneschutz
Anlässlich der Kommunalwahl und des „Global Day of Climate Action“, der internationale Streiktag von Fridays for Future, hat Fridays for Future Dortmund zwei große Versammlungen für September angekündigt.
Dabei ist für die Organisator*innen vor allem eins wichtig – ein ausgefeiltes Hygienenkonzept auszuarbeiten, dieses vor Ort anzuwenden und alle Teilnehmenden vor Ansteckung schützen. „Wir haben uns vor einigen Wochen dazu entschieden wieder auf die Straße zu gehen, Lärm zu machen und zu zeigen, dass die Klimakrise trotz dem plötzlichen Auftreten der Corona-Krise weiter fatal und tödlich voranschreitet“ – Lena K., Aktivistin bei Fridays for Future Dortmund
Fridays for Future Dortmund hat im Juni mit der ersten Kundgebung mit strengen Regelungen wieder angefangen zu demonstrieren, daraufhin fanden Fahrraddemos und eine Laufdemo statt.
„Auch da war uns wichtig, dass wir die vorgegebenen Hygienemaßnahmen einhalten, das wird bei den Großstreiks im September auch unsere Priorität sein.“
Am 4. September ist eine Kundgebung geplant, um die eigenen kommunalen Forderungen vorzustellen, Menschen zum klimabewussten Wählen aufzufordern und hervorzuheben, dass auch auf kommunaler Ebene enormer Handlungsbedarf besteht.
„Die Klimakrise ist in vollem Gange. Die kommende Kommunalwahl werden die letzte Möglichkeit sein, um in Dortmund die entscheidenden Schritte einzuleiten, für Klimagerechtigkeit, für eine lebenswerte Zukunft.“
Drei Wochen später – am 25.09. – ist eine Sterndemo, mit mehreren Demonstrationszügen aus den verschiedenen Stadtteilen Dortmunds geplant. Es wird neben normalen Demonstrationszügen einen kürzeren Demozug für mobilitätseingeschränkte Personen und Menschen mit kleinen Kindern geben und auch Fahrraddemos. So kann zum einen das Infektionsrisiko gesenkt werden, da es möglich ist ausreichend Abstand einzuhalten, zum anderen kann so auf verschiedene Bedürfnisse und Erwartungen bei Demonstrationen Rücksicht genommen werden. Die Großstreiks werden auch von den Gruppen Parents for Future und Campus for Future unterstützt.
Ähnliche Teilnehmendenzahlen wie 2019, beispielsweise am 20. September erwarten die Organisator*innen jedoch nicht: „Wir gehen bei den Demos nicht davon aus, dass wir Teilnehmendenzahlen wie letztes Jahr mit 12.000 Menschen auf dem Dortmunder Friedensplatz erreichen. In Zeiten der Corona-Pandemie müssen wir unsere Großdemos neu denken und es wäre auch sehr unverantwortlich, mehrere Tausend Menschen auf z.B. den Friedensplatz zu drängen. Wir haben uns deshalb für den Südwall, eine große Fläche in der Innenstadt, entschieden und sind zuversichtlich, dort das Einhalten aller Hygienemaßnahmen wie ausreichend Abstand garantieren zu können. Diesbezüglich hoffen wir auch auf die Unterstützung der Polizei bei der Planung im Vorfeld.“
Pressemitteilung zu den kommunalen Forderungen von Fridays for Future Dortmund (PM)
Pressemitteilung zu den kommunalen Forderungen von Fridays for Future Dortmund
Fridays for Future Dortmund hat sechs direkte, kommunale Forderungen aufgestellt. Es gibt noch viele weitere Punkte für eine klimagerechte Zukunft, aber für die kommende Kommunalwahl konzentriert sich Fridays for Future Dortmund auf diese sechs wichtigen Punkte. Fridays for Future Dortmund steht nicht nur für Klimaschutz, sondern auch für Klimagerechtigkeit.
So steht der soziale Aspekt in den Forderungen zusätzlich im Mittelpunkt, denn es ist ein wichtiger Teil einer gerechten Klimapolitik, soziale Ungleichheiten zu bekämpfen. Die Klimakrise ist eine globale Notsituation, es ist an der Zeit für Dortmunder Kommunalpolitiker*innen, dies einzusehen und entsprechend zu handeln.
Die sechs Forderungen im Einzelnen:
1. Ein Klima-Ticket (365€) für den ÖPNV
Die aktuellen Ticketpreise des ÖPNVs (Bus & Bahn) kann nicht jede*r bezahlen.
Es ist außerdem nicht für jede*n möglich, alle Strecken im Alltag zu Fuß oder mit dem Rad zu bewältigen. Deshalb fordert Fridays for Future Dortmund ein Ticket für Bus und Bahn, das nur 365 Euro im Jahr kostet und auch als Alternative zum Sozialticket steht.
Damit alle Menschen in Dortmund sich klimafreundlich bewegen und reisen können.
2. RWE-Aktien verkaufen
Die Stadt Dortmund ist immer noch in Form von Aktien an RWE beteiligt. Dieser Konzern und seine Klimazerstörung darf nicht länger unterstützt werden. Aus diesem Grund fordert Fridays for Future Dortmund, dass die Stadt Dortmund sich komplett aus RWE zurückzieht.
3. Offenes Zentrum für junge Menschen
Fridays for Future Dortmund fordert ein offenes, sozial-ökologisches Zentrum. Dortmund braucht einen Ort, an dem junge Menschen sich treffen und sich selbstorganisiert mit Themen wie Klimagerechtigkeit und sozialer Gerechtigkeit beschäftigen zu können.
4. Fahrrad-Schnellwege in die Innenstadt
Fahrrad fahren in Dortmund ist kein Vergnügen, schon gar nicht in der Innenstadt. Damit mehr Menschen das Fahrrad nutzen, braucht es mehr als nur schmale Fahrrad-Streifen zwischen den Autos auf der Straße. Es soll auf Fahrradfahrende Rücksicht genommen werden, die nicht gerne auf der Straße fahren oder deshalb kein Fahrrad fahren.
Fridays for Future Dortmund fordert mehr separate Fahrradwege, damit in Zunkunft mehr Menschen sicher mit dem Fahrrad statt mit dem Auto fahren.
5. Kostenloses vegetarisches & veganes Essen in den Schulen
Viele Schüler*innen sind auf das Mittagessen in der Schule angewiesen. Deshalb muss es für alle Schüler*innen möglich sein, veganes oder vegetarisches Mittagessen zu bekommen, nicht nur, wenn die Eltern der Schüler*innen das Geld für das Mittagessen haben.
6. Mehr Lebensmittel retten
Zu viele Lebensmittel werden in Supermärkten und Läden weggeschmissen, obwohl gleichzeitig zu viele Menschen kein Geld für frisches Essen haben. Das muss ein Ende haben. Fest eingerichtete Verteiler für Lebensmittel sind dafür eine Lösung, die die Stadt unterstützen muss.
Dies sind genaue Punkte, die in Dortmund verändert werden müssen! Fridays for Future Dortmund fordert von den Politiker*innen die Umsetzung dieser Forderungen.