13 Jahre ist es her, dass der Dortmunder Kioskbetreiber Mehmet Kubaşık durch die rechtsextreme Terrorzelle NSU in seinem Laden in der Mallinckrodtstraße ermordet wurde. Lange kämpften die Familien, Angehörige und SympathisantInnen der NSU-Opfer für die Anerkennung der Morde als rechtsterroristische Taten. Die (tödliche) Gefahr von rechtem Terror in Deutschland sowie Mehmet Kubaşık als beliebtes Mitglied der Dortmunder Nordstadt und liebender Ehemann und Vater sollen nie vergessen werden. So wurde heute – neun Monate nach dem Beschluss des Bezirksvertretung Innenstadt-Nord – der Platz Münsterstraße/Mallinckrodtstraße/Kleine Burgholzstraße feierlich benannt: Mehmet-Kubaşık-Platz!
OB Ullrich Sierau in seiner Eröffnungsrede: „Mehmet Kubaşık war einer von uns“
Der Platz wurde benannt im Beisein der Familie Kubaşık von Oberbürgermeister Ullrich Sierau, Generalkonsul Şener Cebeci und der Ombudsfrau für die NSU-Opferfamilien, Prof. Dr. Barbara John.
Weitere geladene Gäste kamen aus der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord, der Politik und Verwaltung, dem Integrationsrat, den Religionsgemeinschaften und dem Polizeipräsidium. Außerdem war nahezu der gesamte Verwaltungsvorstand der Stadt vertreten.
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OB Sierau sagte in seiner Eröffnungsrede: „Mehmet Kubaşık war einer von uns und Teil unserer gemeinsamen Gesellschaft und Heimat. Wir verstehen diese Platzbenennung als dauerhafte Erinnerung an das entsetzliche Verbrechen.“
„Gleichzeitig verstehen wir sie als stete Mahnung, dass wir alle in Dortmund uns stets wachsam, konsequent und mit allen Kräften gegen alle rechtsextremen Strömungen stellen müssen und auch stellen werden. Dieses Signal soll von der Platzbenennung ausgehen“, so Sierau weiter.
Generalkonsul Şener Cebeci fordert: Gemeinsamer Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung
Generalkonsul Şener Cebeci gratulierte zur Benennung des Platzes. Er erinnert auch an die Verleumdungen und Anschuldigungen, die die Familien der NSU-Opfer im Anschluss an die Morde ertragen mussten.
Mit Erschrecken sieht Cebeci auf den Anschlag auf eine Dortmunder Moschee – aber auch auf den rechtsextremen Mordanschlag in Halle, bei dem vor einer Synagoge zwei Menschen erschossen wurden. „Die Liste der schrecklichen Verbrechen nimmt zu“, so Cebeci weiter und ruft zu einem gemeinsamen Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung jeglicher Art auf.
Als Letzte vor der Enthüllung des neuen Namensschilds ergreift Gamze Kubaşık, die Tochter von Mehmet Kubaşık, das Wort: „Mein Vater war Dortmunder. Er war mit der Stadt und der Nordstadt eng verbunden.“ Sein Kiosk war hoch frequentiert – Mehmet Kubaşık war in der Nordstadt bekannt und beliebt bei Vielen.
Tochter Gamze Kubaşık: „Ich werde die Ungerechtigkeiten nie vergessen.“
Für die Familie sei die Platzbenennung wichtig, erklärt Gamze Kubaşık, denn so werde der Vater „ein Stück zurück nach Dortmund – ein Stück zurück in die Nordstadt“ gebracht.
Tief sitzt bei Gamze Kubaşık immer noch der Schmerz – nicht nur über den Tod des Vaters, sondern auch über die Behandlung der Behörden. Früh sei der Familie klar gewesen, „dass müssen Nazis gewesen sein“, aber „Staat und Behörden haben uns erst 2011 ernst genommen, als der NSU sich bekannt hat.“
„Ich werde die Ungerechtigkeit nie vergessen“, resümiert Gamze Kubaşık. „So etwas darf nie wieder vorkommen. Dafür muss aber noch viel getan werden.“