Aus Liebe zur Tradition, aus Liebe zur Kultur und aus Liebe zum familiären Miteinander. Das sind die Gründe, warum sich die Tänzerinnen und Tänzer der pontischen Folkloregruppe XENITEAS in der Sporthalle des Helmholz-Gymnasiums treffen.
Liebe zu den Tänzen, der Kleidung und der Gemeinschaft
Sie trainieren dort Tänze aus der Heimat ihrer Eltern und Großeltern. Es ist eine Gemeinschaft, deren Großeltern-Generation 1923 von der türkischen Schwarzmeer-Küste nach Griechenland vertrieben wurde. Die Eltern-Generation zog es von dort aus weiter nach Deutschland. Und einige von ihnen eben auch in die Nordstadt.
„Ich liebe das alles“, sagt Christina-Maria Terzanilis. „Die Tänze, die Kleidung und die Gemeinschaft.“ Es ist Sonntagnachmittag und die 18-Jährige sitzt auf dem Hallenboden, um ihre Tracht einer griechischen Edeldame fachgerecht zu verpacken. Christina-Maria ist eine von 40 Tänzerinnen und Tänzern.
Über die Aktiven hinaus hat der Verein viele weitere Mitglieder. Die ältesten Tänzer sind um die 30 Jahre alt. Christina-Maria ist dabei, seit sie fünf Jahre alt ist. Ans Aufhören hat sie nie gedacht. Die Gruppe gehört für sie zur Familie. Sie hat hier viele Freunde, mit denen sie zum Training geht und gehört zum Vorstand der Jugend.
„Diese Kultur ist ein Teil meines Lebens, auch wenn ich in Deutschland wohne“
Ähnlich sieht das Kosta Amanatidis, der 27 Jahre alt ist. Auch er kann sich nicht vorstellen, die Folkloregruppe zu verlassen. „Diese Kultur ist ein Teil meines Lebens, auch wenn ich in Deutschland wohne“, sagt er. Seit er sieben ist, gehört er dazu. Seine Eltern hätten ihn zwar zunächst hierher mitgenommen, aber nie gezwungen im Verein zu bleiben. Das wollte er von alleine.
Natürlich habe es Phasen gegeben, in denen er nicht viel Zeit mit Folklore verbrachte habe. „Aber das Schöne ist, dass man hier immer willkommen ist.“ Kosta hofft, dass immer wieder junge Leute in die Gruppe kommen, damit die pontische Kultur und Geschichte in der Nordstadt überdauert. Er mag die Vorstellung, dass seine Kinder eines Tages auch in der Folkloregruppe XENITEAS die Bräuche ihrer Urgroßeltern kennenlernen. Deshalb will er irgendwann in den Vorstand wechseln.
XENITEAS: Verein wurde 1982 in der Nordstadt gegründet
Aber mal noch sind die Plätze im Vorstand besetzt: Durch Trainer Theo Terzanilis, Christina-Marias Vater, zum Beispiel. Der 54-Jährige war dabei, als der Verein 1982 in der Nordstadt gegründet wurde. „Das waren damals Migranten, die die griechische Tradition und Kultur erhalten wollten“, erinnert er sich. Die Gemeinschaft der Ponter-Griechen hatte sich vorab in mehreren Gruppen zusammengeschlossen und 1982 beschlossen einen Verein zu gründen.
Schon damals lernten Tänzer die alten Schrittfolgen und Instrumente ihrer Vorfahren. Denn auch Musik macht die Gruppe selbst: Die Älteren geben ihr Wissen um die Kaval-Flöte, die Lyra und das Tulum, eine Art griechischer Dudelsack, an die nächste Generation weiter. Mit der Mischung aus Tanz und traditioneller Musik tritt die Gruppe gekleidet in alte Trachten regelmäßig auf.
„Diese Arbeit hat uns schon immer sehr viel Spaß gemacht“, erinnert sich Ekatarini Papadopoulou. Sie war 1982 bei der Gründung als Tänzerin dabei. Heute ist die 43-Jährige Vorsitzende des Vereins. Das Besondere an XENITEAS war und ist für sie, dass die Gruppe sich nicht nur auf das Training beschränkt, sondern sich auch abseits der Sporthalle trifft – gerne spontan. So wie man das eben mit Freunden und Familienmitgliedern macht.
– Der Artikel ist ein Beitrag aus dem Buch “Wir: Echt Nordstadt”. Das Buch mit 106 Gruppenportraits ist kostenlos beim Quartiersmanagement Nordstadt, Mallinckrodtstraße 56, 44147 Dortmund, erhältlich. (Mail: info@nordstadt-qm.de)
– Eine große Ausstellung mit Bildern und Texten zu “Wir: Echt Nordstadt” ist bis zum 31. März 2015 auf der Phoenix-Insel in Hörde zu sehen.
Reader Comments
Tanzpartnerin und Tanzpartner
Danke für diesen schönen Tanzartikel über XENITEAS. Das ist angewandte Traditionspflege: Tanzen wie die Urgroßeltern, eine tolle Idee der Ponter-Griechen! Man fühlt sich sofort in der Zeit zurückversetzt, als es noch den Tanzgroschen gab, den man Zahlen musste, um auf der Tanzfläche das Tanzbein zu schwingen. Klar, die Musiker sollten auch etwas verdienen.
Zusammen Kleider nähen, alte Tänze studieren und dann zusammen mit dem Tanzpartner einen Tanz auszuüben, den heute keiner mehr tanzt, einfach wundervoll!