Mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Gestern wurde dem Ereignis im Innenhof der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache gedacht – ganz in der antifaschistischen Tradition der Gewerkschaften und der Friedensbewegung.
„Wir brauchen Lösungen, die den Menschen in ihren Ländern helfen und nicht unserer Wirtschaft.“
In der Begrüßung kritisierte die DGB-Vorsitzende Jutta Reiter, dass die Europäische Union nur noch als Wirtschafts- und nicht mehr als Wertegemeinschaft existiere.
Im Hinblick auf das aktuelle Flüchtlingsdrama kritisierte sie die Politik der Entwicklungshilfe.
„Wir brauchen Lösungen, die den Menschen in ihren Ländern helfen und nicht unserer Wirtschaft.“
Flucht und Vertreibung, das Thema Migration und Integration sowie die Verfolgung von Schwulen und Lesben im Nationalsozialismus bis weit in Nachkriegszeit hinein waren die weiteren Themen der gut besuchten Gedenkstunde im Innenhof der Steinwache.
Flucht und Verfolgung, Integration und die Geschichte der Repression gegen Homosexuelle sind Themen der Gedenkstunde
Erst vor 21 Jahren wurde der Paragraph 175, der das Leben Homosexueller zu Hölle machte, endgültig aus den Gesetzbüchern unseres Landes gestrichen, skizzierte Dr. Frank Ahland von SLADO. eV. die lange Geschichte der Repression. Zuvor war die Liebe zwischen Männern ein Fall für die Staatsanwaltschaft.
Prof. Dr. Ahmet Toprak von der Fachhochschule Dortmund referierte über Flucht und Migration. Speziell über die Einwanderung türkischer Arbeiter und ihrer Familien in die junge Bundesrepublik, den Anwerbestopp und das Fehlen einer Einwanderungspolitik im Einwanderungsland Deutschland.
„Bis 1999 stand Migrationspolitik nicht auf der Agenda“, so der Erziehungwissenschaftler. Bis dato war das vorrangige Ziel der Regierungen die Rückführung der „Gastarbeiter“ in ihre Heimatländer und nicht die grundsätzliche wie praktisch-politisch umgesetzte Anerkennung, dass Deutschland längst ein Einwanderungsland geworden war.
Der Rückzug vieler Muslime hat wirtschaftliche, und weniger religiöse Gründe.
Die Folge der fehlenden Migrationspolitik ist, dass viele muslimische Teile der Bevölkerung benachteiligt sind und sich vom wirtschaftlichen Erfolg abgehängt fühlen.
Der Rückzug vieler Muslime in die eigene Kultur und den Islam habe vor allem wirtschaftliche und weniger religiöse Gründe. „Das gilt im übrigen auch für viele Deutsche, die sich aus der Teilhabe am gesellschaftlichen Geschehen zurückgezogen haben“, so Toprak.
Geringe Wahlbeteiligungen in ärmeren Stadtteilen scheinen ein Indiz für diese These zu sein. Der Wissenschaftler empfiehlt Muslimen und der ursprünglichen Bevölkerung, sich der jeweiligen anderen Kultur zu öffnen.
„Nicht jedes deutsche Mädchen ist eine Schlampe und nicht jeder muslimische Junge ein Krimineller“, beschreibt er überspitzt das gegenseitige Mißtrauen.