„Kidical Mass“ in Dortmund

Familien-Fahrrad-Demo für eine Stadt, in der Kinder sicher Rad fahren können

Am Aktionswochenende am 18./19. September findet weltweit in über hundert Städten eine „Kidical Mass“ statt. Foto: Sebastian Peter

Am 18. September ist es wieder soweit: Hunderte Kinder und Jugendliche erobern bei der Familien-Fahrrad-Demo „Kidical Mass“ die großen Straßen der Stadt. Los geht es um 14 Uhr auf dem Friedensplatz, mit viel Musik und guter Laune geht es durch die Stadt. Statt lauten Autos mit Abgasen werden auf dem Wall fröhliche Kinder unterwegs sein. Wichtig: es hat eine Änderung der ursprünglichen Planung gegeben. Auf Plakaten wird noch der nahe gelegene Westpark als Ziel der Demo genannt. In Absprache mit der Polizei wird stattdessen der Tremoniapark angesteuert, wo deutlich mehr Platz ist.

Radverkehrsplanung nach den Bedürfnissen eines zehnjährigen Kindes gefordert

Die Aktivist*innen fordern eine kindgerechte Radverkehrsplanung in Dortmund. Foto: Sebastian Peter

Veranstaltet wird die „Kidical Mass“ von „Aufbruch Fahrrad Dortmund“ und „VeloCityRuhr“, um für ein kinder- und fahrradfreundliches Dortmund zu werben. Neu in diesem Jahr: Es gibt Zubringer, die zwischen 12:30 Uhr und 13:30 Uhr in den Stadtteilen Dorstfeld, Eving, Hörde, Marten, der Nordstadt und Wambel losfahren. 

So können die Kinder sicher zum Friedensplatz fahren. Während bei der eigentlichen „Kidical Mass“ Kinder jeden Alters mitfahren können, sind die Zubringer aufgrund der Länge und der Steigung erst ab einem Alter von etwa neun Jahren geeignet. Überall sind Erwachsene zum Mitfahren eingeladen. Sowohl die „Kidical Mass“ als auch die Zubringer werden von der Polizei begleitet und gesichert.

Die „Kidical Mass“ ist ein großer Spaß für alle Beteiligten, hat aber auch einen ernsten Hintergrund. „Wir wollen eine Stadt, in der Kinder sicher Rad fahren können“, sagt Peter Fricke vom Organisationsteam. Bisher sei das auf vielen Strecken nicht möglich. Darum müsse die Radverkehrsplanung in Dortmund sich künftig an den Bedürfnissen eines zehnjährigen Kindes orientieren. 

Drei Maßnahmen, um die Infrastruktur für Kinder zu verbessern

Foto: Karsten Wickern Foto: Karsten Wickern

„Kinder dürfen ab dem Alter von zehn Jahren nicht mehr auf dem Gehweg fahren“, erklärt Fricke. „Also muss die Infrastruktur, die sie dann benutzen, für sie auch funktionieren.“ Dazu seien einige Änderungen notwendig. „Erstens muss der Auto-Durchgangsverkehr aus den Nebenstraßen herausgenommen werden, damit das Fahren dort auch ohne Radweg sicher ist“, sagt Fricke. 

Zweitens müssten auf Hauptstraßen mehr und bessere Radwege mit stärkerer baulicher Trennung vom Autoverkehr angelegt werden, denn Hauptstraßen ohne Radwege funktionierten für Kinder genauso wenig wie aufgemalte schmale Streifen. 

„Und drittens muss das Falschparken endlich bekämpft werden“, fordert Fricke, denn Kinder könnten mit den Gefahren, die von parkenden Fahrzeugen auf Radwegen ausgehen, schlechter umgehen als Erwachsene, weil sie Entfernungen, Abstände und Geschwindigkeiten nicht gut einschätzen können.

Kann Dortmund den Weltmeistertitel für die größte Kidical Mass verteidigen?

Dortmund hält weltweit den „Kidical Mass“ Beteiligungsrekord. Foto: Karsten Wickern Foto: Karsten Wickern

Die Kidical Mass Dortmund ist mit diesem Anliegen nicht allein: Am Aktionswochenende am 18./19. September findet weltweit in über hundert Städten eine „Kidical Mass“ statt. Mit 1400 Teilnehmenden im Jahr 2020 hält die Kidical Mass Dortmund den Beteiligungsrekord. 

„Das zeigt, dass die Menschen wollen, dass sich endlich etwas ändert in Dortmund und die Stadt kinder- und fahrradfreundlich wird“, sagt Darius Silski vom Organisationsteam und ergänzt: „Wir sind natürlich sehr gespannt, ob Dortmund am Samstag den Weltmeistertitel verteidigen kann!“

Und noch eine Besonderheit gibt es. Dortmund hat wohl die einzige „Kidical Mass“ weltweit, bei der ein ganzer Radschnellweg Teil der Route ist. „Die Gemütlichkeit der Stadt bei der Planung des Radschnellwegs Ruhr macht es möglich“, meint Felix Fesca vom Organisationsteam. Nach sieben Jahren Planung und Bau habe der Schnellweg in Dortmund immer noch eine sehr kindgerechte Länge von wenigen hundert Metern und könne darum gut in die Route der Kidical Mass integriert werden. 

Mitglieder der Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad“ stießen zum Baubeginn des RS1 in Dortmund mit Zitronensaft an. Sie begrüßten den Projektbeginn, wünschen sich jedoch mehr Tempo bei der Umsetzung. Foto: Karsten Wickern

„Wäre der 23 km lange Dortmunder Abschnitt schon fertig, wie es für das Jahr 2020 angekündigt war, wäre das natürlich nicht möglich“, sagt Fesca. „Die enorme Verzögerung zeigt, wie quälend langsam die Stadt bei Planung und Bau von Radwegen ist“, so Fesca weiter. Ändern werde sich das erst, wenn der massive Personalmangel behoben werde.

Ziel der „Kidical Mass“ ist der Tremoniapark. In diesem Punkt hat es eine Änderung der ursprünglichen Planung gegeben: Auf Plakaten wird noch der nahe gelegene Westpark genannt. In Absprache mit der Polizei wird stattdessen der Tremoniapark angesteuert, wo deutlich mehr Platz ist.

Informationen über Startpunkt und -zeit der Zubringer sind unter kidicalmass-dortmund.de zu finden.

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