Marokkanischer Sportverein Dortmund e.V. – der Name des Vereins ist Programm. Er verbindet die Heimatstadt Dortmund und das Mutterland vieler seiner Mitglieder, Marokko. Eine geschlossene Gesellschaft von Marokkanern ist er aber bei weitem nicht, zumal ein großer Teil der Mitglieder einen deutschen Pass hat.
Multikultureller Sportverein engagiert sich für ein faires Miteinander
Andere Spieler stammen aus Tunesien oder dem Senegal; sie haben deutsche Eltern oder sind Spanier. Durchaus steht der MSV für einen multikulturellen Sportverein.
Willkommen ist jeder, der sich mit den Zielen des Vereins identifiziert, die ein friedliches und konstruktives Miteinander und sportlich faires Verhalten betonen. Der Verein ist wie eine Familie.
Man hilft einander, wenn es Probleme gibt, etwa bei der Suche nach Arbeit und man feiert gemeinsam oder trifft sich einfach zum gemeinsamen Kochen und Essen.
Mit dabei sind häufig auch Menschen, die neu nach Dortmund gezogen sind – darunter auch Flüchtlinge, etwa aus Syrien.
„Erfolg ist schön, doch Zusammengehörigkeit und Zufriedenheit sind wichtiger“
Wie jeder andere Verein, ist der MSV auf die Unterstützung von Sponsoren angewiesen. Aktuell hat Bocar Diagana der Mannschaft einen Satz Trikots und Trainingsanzüge gesponsert. Der gebürtige Senegalese betreibt ein Geschäft für orientalische Düfte und Kleidung in der Münsterstraße.
Sein Neffe Abdullah spielt in de. Die Gemeinschaft der Senegalesen in Dortmund ist weitaus kleiner als die der Marokkaner. Doch Fußball verbindet.
Aktuell tritt man im Afrika Cup gegeneinander an. Die Spiele werden gemeinsam im Vereinslokal „Oase“ in der Gronaustraße verfolgt.
Mit dabei ist Diaganas Bruder Saiba. Er freut sich über die ersten Erfolge des 2015 neu in der Kreisliga-C angetretenen Vereins, betont aber: „Erfolg ist schön, doch Zusammengehörigkeit und Zufriedenheit sind wichtiger“.
In der Tabelle auf Platz 2, aber im Fairplay auf Platz 1
Das sieht auch der Vereinsvorsitzende Said Bouyakoub so „Wir sind zweiter in der Tabelle aber in Sachen Fairplay führen wir und dass freut uns am meisten“. Man habe die geringste Anzahl gelber Karten in dieser Saison erhalten. Kein Spieler sei bisher gesperrt worden.
Damit sei der Verein auch der Fairplay-Botschafter der Nordstadt. „Als wir erstmalig in den südlichen Stadtteilen gespielt haben, sind die Mannschaften häufig auf uns zugekommen und haben sich für die faire und sportliche Begegnung bedankt.“, berichtet Bouyakoub.
Nicht selten habe man dann eingeräumt, die Gäste aus der der Nordstadt mit Vorbehalten empfangen zu haben.
Laut Satzung möchte der MSV neben dem Sport die marokkanische Kultur fördern. Dabei geht es nicht um alte Traditionen, sondern um moderne, weltoffene Kultur. Said Bouyakoub, der Vereinsvorsitzende, fördert mit unterschiedlichen Veranstaltungen die nordafrikanische Popmusik.
Die Wurzeln des Vereins liegen in einem Projekt für Jugendliche im Hannibal
Gern erinnert er sich an ein Marokko-Festival mit rund 5000 BesucherInnen auf dem Nordmarkt, das er vor einigen Jahren mit dem Quartiersmanagement veranstaltet hat. Auch beim Sportfest im Hoeschpark im Herbst 2016 vermittelte er den Auftritt einer marokkanischen Band.
Die Wurzeln des Vereins liegen in einem Projekt für Jugendliche im Hannibal an der Bornstraße, das erstmalig 1996 vom Jugendamt der Stadt Dortmund gefördert wurde.
Damals wurde mit den „Hannibal-Marokkanern“ viel Negatives in Verbindung gebracht. In der Jugendarbeit übernahmen einige junge Marokkaner Verantwortung für ihre Gruppe. Einer von ihnen war damals schon Said Bouyakoub.
Ehrenamtlich wirkte er über viele Jahre im eigens eingerichteten Jugendtreff mit und wurde 2005 einer der ersten drei „Engel der Nordstadt“. Es wurde merklich ruhiger, niemand sprach mehr von einem Problem mit den Marokkanern.
20 Jahre Integration durch die Silvesternacht 2015 gefährdet
Seit der Silvesternacht 2015 in Köln sei es wieder anders geworden, sagt er, „da kommt so eine Sache und 20 Jahre sind wie weggeschmissen“. Das merke man in unterschiedlichen Zusammenhängen. Häufigere Polizeikontrollen etwa.
Diese stoßen durchaus auf Verständnis, zumal sie ja konkret in der Nordstadt auch zu Verbesserungen führen würde, weil damit auch den Drogendelikten etwas entgegen gesetzt werde.
Hier allerdings besteht der Wunsch, gleichermaßen fair miteinander umzugehen wie im Sport. Dazu gehöre es, so Saiba, höflich und in richtigem Deutsch angesprochen zu werden. Das übrigens sei eine häufige Diskriminierung in vielen Alltagssituationen geworden: Man werde ruppig in unvollständigen Sätzen angesprochen.
Für die Nordstadt und darüber hinaus wünschen sich die Vereinsmitglieder „dass der Zusammenhalt größer wird, dass die Menschen sich näher kommen, Vertrauen aufgebaut und Misstrauen reduziert wird“, kurz gesagt: gute Nachbarschaft.