Kohleabbau in Kolumbien ist am Mittwoch, 1. Februar 2017, um 19 Uhr in der Auslandsgesellschaft NRW, Steinstraße 48, Thema. Alexandra Huck wird auf Einladung der Initiative Dortmund-Kolumbien in der Nordstadt zu Gast sein. Sie gehört einer Organisation namens kolko an, mit Sitz in Berlin, die sich mit der Menschenrechtssituation in Kolumbien befasst.
Deutschland importiert wieder mehr Steinkohle – Kolumbien Lieferland Nr. 3
Wie sehen die Arbeitsbedingungen in den kolumbianischen Kohlegruben aus, wie die Lebensbedingungen in den Anrainergemeinden? Was ist mit den Menschenrechten? Hat sich seit dem Friedensvertrag zwischen Regierung und FARC-Rebellen was geändert?
Die Initiative Dortmund-Kolumbien will mehr wissen, weil Deutschland immer mehr Steinkohle von dort einführt. Schon heute rangiert Kolumbien als Herkunftsland an dritter Stelle.
Wenn der hiesige Bergbau Ende nächsten Jahres ganz eingestellt wird, die Kraftwerke von RWE & Co nur noch mit Importkohle gefüttert werden, wird Kolumbien möglicherweise sogar auf Platz 2 aufrücken.
Und wir wollen das wissen, weil Dortmund, zusammen mit einigen anderen Ruhrgebietsstädten, in besonderer Weise mit der Kohleförderung in Kolumbien verbunden ist. Immerhin halten die Dortmunder Stadtwerke (DSW21) 36 Prozent am führenden Importeur und Vermarkter von Steinkohle in Deutschland, der Firma STEAG mit Sitz in Essen.
Haben Dortmund und ihre BürgerInnen eine Mitverantwortung für die Bedingungen?
Die STEAG wiederum bezieht einen großen Teil der von ihr eingeführten Kohle aus Kolumbien. Zudem betreibt das Unternehmen neben den vielen Kraftwerken hierzulande, auch in Kolumbien ein Kohlekraftwerk.
Die Stadt Dortmund und ihre BürgerInnen tragen nach Ansicht der Veranstalter ein gutes Stück Mitverantwortung für die Bedingungen, unter denen dort die Kohle gefördert wird. Trotz der großen Gewinne für die Förderunternehmen zählen die Hauptabbaugebiete zu den ärmsten Regionen des Landes.
Die Lage der nahe an den Grubenfeldern lebenden Gemeinden scheint besonders prekär zu sein. Immer wieder hört die Initiative von Vertreibungen, Morddrohungen und gebrochenen Versprechen.
Und selbst dort, wo es zu halbwegs geordneten Umsiedlungen gekommen ist, waren die Gemeinschaften gezwungen, ihre traditionelle Lebensweise aufgeben, weil es an den neuen Siedlungsplätzen schlicht an ausreichend Boden und Wasser fehlt.
Mehr zum Thema auf nordstadtblogger.de:
Film und Gespräch: Dortmund, die Stadtwerke und der extistenzvernichtende Kohleabbau in Kolumbien
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Dortmunder Initiative: Keine Kohle aus Kolumbien! (PM)
Die Mitglieder der Initiative Dortmund Kolumbien reiben sich die Augen: Seit 2015 haben sie in halbjährlichen Gesprächen unter dem Vorsitz des ehemaligen Dortmunder Oberbürgermeisters Ullrich Sierau den Energiekonzern STEAG auf die Menschenrechtsverletzungen und Umweltverbrechen der kolumbianischen Kohlemine „El Cerrejón“ hingewiesen. (Auch die Nordstadtblogger berichteten in der Vergangenheit mehrfach.)
Und was hören sie jetzt? “ In der Vergangenheit hat Cerrejón uns keinen Grund gegeben, die über lange Jahre geschaffene Vertrauensbasis in Zweifel zu ziehen.“ Alles vergeben und vergessen? Dazu Heiko Holtgrave vom Bündnis dew-kommunal, Mitglied in der Initiative: „Es kann nicht sein, dass gewaltsame Vertreibungen ganzer Gemeinschaften aus ihren Dörfern, die Ermordung ihrer Dorfvorsteher von Paramilitärs im Auftrag von Minenbetreibern und die illegale Umleitung von Bächen und Flüssen und damit die Zerstörung der Lebensgrundlagen tausender Menschen für unsere Energie folgenlos bleiben.“
Dortmund hat enge Beziehungen zu STEAG. Die Dortmunder Stadtwerke sind weiterhin der größte Anteilseigner am Energiekonzern STEAG, der große Mengen von Steinkohle von dieser Mine für ihre Kohlekraftwerke in Deutschland importiert, auch wenn die Stadt die Anteile seit langem los werden will.
Auch die neue Bundesregierung kümmert die Zustände in Kolumbien offensichtlich nicht: In einem Telefonat mit dem kolumbianischen Präsidenten hat Bundeskanzler Scholz größere Importmengen aus Kolumbien vereinbart. Umgehend bekam Cerrejón die Genehmigung für eine Erweiterung des Abbaugebietes. „Sind die jahrelangen Menschenrechtsverbrechen in Kolumbien weniger schlimm als der völkerrechtswidrige Krieg Russlands in der Ukraine?“, empört sich Till Strucksberg von Attac Dortmund. Gerade habe sich der Konzern Glencore, Inhaber der Mine, der Bestechung und des Marktmissbrauchs für schuldig bekannt, um einem Schuldspruch zuvor zu kommen, und werde US-amerikanischen und brasilianischen Behörden 1,06 Milliarden US-Dollar zahlen. „Sieht so eine in langen Jahren geschaffene Vertrauensbasis aus“, fragt sich die Initiative. Für sie ist klar: Keine Kohle aus Kolumbien. Sie sei keine Alternative für das Ende der Energielieferungen aus Russland.