„Fällt man hin, muss man wieder aufstehen“: Ein Deutscher Skateboard-Meister holt Abitur am Westfalen-Kolleg nach

Björn Klotz in Aktion: Foto: Daniel Halfmann
Björn Klotz in Aktion – sein Hobby wollte er ursprünglich zum Beruf machen: Foto: Daniel Halfmann/Schule

„Fällt man hin, muss man wieder aufstehen.“ So banal das Zitat auch klingen mag, für Björn Klotz erwies es sich im Hinblick auf sein Hobby und seine zweite Schulzeit als erfolgreicher Leitspruch. Der zweifache Deutsche Meister im Skateboarden holt sein Abitur am Westfalen-Kolleg nach.

Jugendlicher Berufswunsch: Das Skatebeaord-Hobby zum Beruf machen

Man könnte sagen, dass Björn zunächst sein Hobby zum Beruf gemacht hat: Mit 13 Jahren fing er das Skateboarden an und machte sich schnell einen Namen in der Skatebaord-Community. Über seine Kontakte erhielt er schließlich auch eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann.

Sein damaliger Plan für die Zukunft: Hinter der Theke stehen und Skateboards verkaufen; „das ist schon okay“, dachte Björn damals. So arbeitete er insgesamt sechs Jahre in einem angesagten Skateboardladen in Oberhausen. In seiner Freizeit gab es für ihn nur ein Thema: Skateboard fahren und besser werden.

Er wurde besser: zweimaliger Deutscher Meister im Bowl-Skateboarden. Er reiste viel, hauptsächlich ins europäische Ausland, um an Turnieren und Events rund um sein Hobby teilzunehmen. Sponsoren wurden auf ihn aufmerksam und haben ihn – bis heute – unter Vertrag genommen.

Statt tristem Alltag hinter der Ladentheke ein zweite Karriere vor Augen

Björn Klotz - Zweifacher Deutscher Meister im Skateboarden - holt sein Abitur am Westfalen-Kolleg nach. Foto: Clemens Brust
Björn Klotz holt sein Abitur am Dortmunder Westfalen-Kolleg nach. Foto: Clemens Brust/Schule

Doch im Laufe der Zeit kam Björn an einen Punkt, an dem er innehielt: „Stopp. Soll es so für mich tatsächlich weitergehen? Ist es richtig und wichtig, was ich hier tue?“ In Verbindung mit seinem doch eher tristen Arbeitsalltag hinter der Ladentheke entschloss er sich, seine berufliche Zukunft neu zu überdenken.

Freunde machten ihn auf den Zweiten Bildungsweg aufmerksam. Das Fachabitur hatte er bereits. So reichte er kurzerhand seine Bewerbung am Westfalen-Kolleg ein, um das Abitur nachzuholen und um damit seine zweite Chance zu nutzen.

Ehe er sich versah, drückte er wieder die Schulbank, was zunächst schwer fiel und befremdlich war: „Das Schreiben, aktive Lesen und selbständige Erarbeiten unterschiedlichster Themen war ich nicht mehr gewohnt“, erklärte Björn, der sich jedoch nach diesen Anfangsproblemen im Schulleben und in der Schulgemeinschaft zurechtfand.

Fähigkeit, die eigenen Stärken und Schwächen realistisch einschätzen zu können, war nützlich

In seinem neuen Umfeld entdeckte er ziemlich schnell einige Parallelen zum Skateboarden. Man kann auch hier stürzen. Ein „Sturz“ in Form einer schlechten Klausur war für Björn aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken oder gar aufzuhören.

Man müsse nur wieder aufstehen und alles tun, um weiterzukommen, so Björn. Dies tat er. So wie er früher einen schwierigen Trick nach langem Training meistern konnte, so überwand Björn auch für ihn scheinbar unüberwindbare Hürden im schulischen Kontext (z. B. im Fach Mathematik).

Seine Fähigkeiten, die eigenen Stärken und Schwächen realistisch einschätzen zu können, daran zu arbeiten, um auch Erfolge bei den nächsten, schwierigeren „Tricks“ zu erzielen, halfen Björn in seiner zweiten Schulzeit ungemein.

Soziales Engagement im Fokus: Leitung von sogenannten Skatecolleges

Björn Klotz in Aktion: Foto: Daniel Halfmann
Auch während der Schulzeit hing Klotz das Skateboard nicht an den Haken: Foto: Daniel Halfmann

Rückblickend betrachtet habe die zweite Schulzeit allerdings keine neuen Interessen oder eine grundlegend neue Leidenschaft geweckt, so Björn. Das Westfalen-Kolleg half ihm aber, schon vorhandene, sozusagen „alte“ Interessen von einer anderen Perspektive aus wiederzuentdecken und zu schärfen.

Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien oder auch Familien mit behinderten Kindern zu begleiten und zu betreuen, darin sieht Björn mittlerweile die richtige und sinnvolle Art von Hilfe, und nicht darin, Menschen zu helfen, das richtige Skateboard zu kaufen.

Diese Erkenntnis wurde ihm im Laufe seiner Zeit am Westfalen-Kolleg immer deutlicher. So betreute er im Rahmen des Projektkurses Balu und Du ein Jahr lang einen Jungen aus sozial schwachen Verhältnissen. Neben diesen Erfahrungen weitete Björn sein soziales Engagement weiter aus.

Im Rahmen des Familienunterstützenden Dienstes (FUD) bei der Lebenshilfe Dortmund betreute er zwei an Autismus erkrankte Personen. Auch im Bereich der Skateboardszene engagierte er sich in sozialer Hinsicht weiter. Er leitete diverse Male sogenannte Skatecolleges, welche Kindern und Jugendlichen in den Schulferien eine Freizeitperspektive bieten und bei Ihnen Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Toleranz und Verantwortungsbewusstsein anbahnen.

Neues Semester am Westfalenkolleg fängt am 1. Februar 2017 an – noch freie Plätze

All die auf erzieherisches Handeln ausgelegten Erfahrungen, die Björn insbesondere mit theoretischem Wissen aus seinem Leistungskurs Erziehungswissenschaften zu reflektieren gelernt hat, nährten in ihm den Wunsch, im Bereich der Sportpädagogik seine berufliche Zukunft weiterzuentwickeln.

Björn ist sich aber sicher: Auch im anstehenden Studium, welches er am liebsten berufsbegleitend absolvieren möchte, wird es Situationen geben, in denen er stürzt. Seine Reaktion wird vermutlich sein: aufstehen und weitermachen.

Das Westfalen-Kolleg Dortmund ist eine Schule des Zweiten Bildungsweges. Zum nächsten Semesterbeginn am 1. Februar 2017 sind in den Bildungsgängen „Abendgymnasium“ und „Kolleg“ (ganztags) noch Plätze frei. Informationen finden Sie auf www.westfalenkolleg-dortmund.de oder unter 0231/139050.

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