Aus der Anfangszeit des Hafens, dessen Einweihungstag sich vor Kurzem zum 125. Mal jährte, stammen zwei Portaldrehkrane. Seit der Mitte der 1990er Jahre standen sie ausrangiert auf einem städtischen Grundstück an der Franziusbrücke und verfielen nach und nach. 2010 geriet einer von ihnen sogar in Brand. Doch das bedeute nicht das Ende, vielmehr sollen diese Zeitzeugen erhalten bleiben. Einer von ihnen wurde jetzt an der neuen Promenade am Stadthafen aufgestellt.
Restaurierung eines abgebrannten Portalkrans
Der Kran, der 2010 in Flammen gestanden hatte, sollte als erster restauriert werden. Das erfolgte aus einem ganz pragmatischen Grund: Nach dem Brand 2010 war das zerstörte Maschinenhaus vom Portalgerüst abgenommen worden. Der Kran konnte also leichter bearbeitet werden als im unzerlegten Zustand.
Ziel war es nun, den Portaldrehkran aus dem Jahre 1908 nach dem Abschluss der Restaurierung als Blickfang an der neu gestalteten südlichen Speicherstraße aufzustellen.
Zu diesem Zweck gab es reichlich zu tun: Die durch die Hitze des Brandes verformten Gerüstteile mussten wieder in ihre ursprüngliche Form gebracht oder ganz ausgetauscht und alles mit Hilfe eines substanzschonenden Nadelstrahler gereinigt werden.
Mehrere Schutz- und Lackschichten waren anschließend notwendig, und die vollkommen zerstörte Einhausung des Maschinenhauses harrte der Rekonstruktion.
Die Abhängigkeit vom Wetter beeinflusste die Sanierung
Die Arbeiten begannen im Frühjahr 2023 und sollten im Oktober des Jahres beendet sein. Doch es kam anders. Weil die Restaurierung unter freiem Himmel erfolgte, waren alle Maßnahmen natürlich vom Wetter abhängig, und das war häufig zu schlecht.
Viele und starke Regenfällen legten die Baustelle mehrfach still und warfen den Zeitplan völlig über den Haufen. Schließlich wurden die Arbeiten ganz eingestellt, um nach einer Winterpause im Frühjahr 2024 neu aufgenommen zu werden. Jetzt traten keine wetterbedingten Probleme mehr auf.
Die Franziusstraße musste für den Abtransport gesperrt werden
Die Restaurierung war schließlich im Sommer so weit gediehen, dass der Portaldrehkran aus dem Jahre 1908 nun an seinen neuen Standort umgesetzt werden kann. Keine einfache Aktion! Immerhin sollte er gemäß älterer Unterlagen rund 35 Tonnen auf die Waage bringen.
Zerlegt in Portalgerüst, Maschinenhaus, Ausleger und Gegengewichte sollte er auf Transportschiffe geladen und zur südlichen Speicherstraße gebracht werden.
Deswegen wurde schon Ende der vergangenen Woche ein gewaltiger Autokran direkt an der Franziusbrücke auf dem Grundstück der Firma Drekopf aufgebaut.
Am Montag (19. August) wurde die Franziusstraße wegen der Verladearbeiten dann zeitweise gesperrt, denn die Kran-Bestandteile mussten zur Verladung über die Franziusbrücke gehoben werden.
Eine beinahe böse Überraschung: Deutlich schwerer als gedacht
Pünktlich um 7 Uhr morgens begann die Verladeaktion. Dabei stellte sich heraus, dass das geschätzte Gewicht des Krans in den alten Unterlagen zu niedrig angegeben war.
Tatsächlich wiegt allein das Portalgerüst 31,5 Tonnen, und das Maschinenhaus bringt nochmals 31 Tonnen auf die Waage. Da war es ein großes Glück, dass der Autokran mit diesen Gewichten noch umgehen konnte.
Problemlos konnten alle Teile auf zwei Transportschiffe verladen werden. Diese Arbeit war schon gegen 11:30 Uhr erledigt. Die Kran-Bestandteile übernachteten auf dem Wasser und wurden am Dienstag, den 20. August entladen. Dazu hatte am Kai ein 70 Meter langer Schiffskran angelegt.
Wiederaufbau am neuen Standort in der südlichen Speicherstraße
Aus Platzgründen konnte an der Speicherstraße kein Autokran für die Entladung der beiden Transportschiffe genutzt werden. Ein Schwimmkran aus Rotterdam übernahm diese Aufgabe.
Während die Entladevorgänge zügig vor sich gingen, zog sich das Aufsetzen des Maschinenhauses auf das Portalgerüst deutlich in die Länge. Der lange Arbeitstag der Mitarbeiter des Restaurierungsateliers die Schmiede um Jan Deichsel und Patrick Pech endete erst in den frühen Abendstunden.
Hier war eine sorgfältige Vorbereitung notwendig. Denn das Aufsetzen hatte man im Vorfeld nicht üben können. Die Anspannung unter den Beteiligten war deshalb groß. Aber am Nachmittag war die Arbeit erfolgreich erledigt.
Ein neues Ensemble an der Promenade am Stadthafen
Zwar sind noch einige Restarbeiten zu erledigen. Doch entstanden ist ein neues Ensemble aus Hafenamt, Portaldrehkran und Spielcontainer, das sich sicherlich zu einem beliebten Fotomotiv entwickeln wird.
Sebastian Kröger vom Amt für Stadterneuerung kommentierte das Ensemble so: Es ist ein Gelenk entstanden zwischen der harten Arbeit in der Gründungszeit des Hafens und der Arbeit in den neuen Büroimmobilien an der Speicherstraße.
Und Jan Deichsel vom Restaurierungsatelier Die Schmiede GmbH, Duisburg, die die Restaurierung ausgeführt hatte, freut sich schon darauf, dass in wenigen Jahren auch der noch an der Franziusbrücke stehende Kran aus dem Jahre 1906 zur Speicherstraße versetzt werden soll. Jetzt macht er aber erst einmal Urlaub.
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