Als sie die Ausschreibung der neu eingerichteten Kreispfarrstelle sah, habe sie sich gefreut, sagt Birgit Steinhauer. „Gut, dass Kirche sich positioniert und Flagge zeigt“, dachte sie. Seit vielen Jahren ist die Hospizbewegung in Städten und Gemeinden aktiv und auch viele Christinnen und Christen engagieren sich darin. Selten aber stelle sich die Evangelische Kirche der Herausforderung von Trauer- und Sterbebegleitung mit einem speziellen Konzept, so wie es jetzt im Dortmunder Zentrum „Gezeiten“ geplant sei. „Das fand ich auf Anhieb gut“, sagt die Pfarrerin.
Immer im echten Leben: Seit 16 Jahren ist Steinhauer als Krankenhausseelsorgerin tätig
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Schon seit ihrer Studienzeit beschäftigt sich die 54jährige Theologin mit Fragen der Medizinethik. In den vergangenen 16 Jahren arbeitete sie als Krankenhausseelsorgerin in Witten, in den letzten fünf Jahre im dortigen Evangelischen Krankenhaus.
Hier gehörte die Begleitung von sterbenden Menschen, aber auch von deren Angehörigen zu ihren wichtigsten Aufgaben. Neben der Krankenhausseelsorge hatte sie den Vorsitz im Förderverein der Palliativstation.
Die Arbeit im Krankenhaus war für Birgit Steinhauer stets mehr als nur ein Job. Vor allem die vertrauensvolle Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team der Klinik bedeutete der Pfarrerin, die sich als Teamplayerin versteht, viel.
Wertvolle Unterstützung und Begleitung von Betroffenen und Angehörigen
Dennoch ließ sie die Idee der neuen Dortmunder Herausforderung nicht mehr los. Sie besprach sie mit Freunden und Familie. Den Ausschlag gab schließlich eine Predigt, die sie hörte.
Es ging um Petrus und den Moment, in dem er sich traute, aus dem Boot zu steigen, um selbst übers Wasser zu gehen. „Da war mir klar, dass ich den Schritt zu etwas Neuem wagen wollte“, erinnert sich Steinhauer. So schickte sie ihre Bewerbung auf den Weg.
Dass sie an ihrem neuen Arbeitsplatz in der Arndtstraße weder Stuhl noch Schreibtisch vorfand, stört sie nicht. „So kann ich von Anfang an mein neues Arbeitsgebiet selbst mitgestalten“, sagt die Pfarrerin. PC und Telefon waren immerhin vom ersten Tag an vorhanden.
Steinhauer: „Sterbe- und Trauerprozesse lassen keine Masken zu.“
Schwerpunkt ihrer neuen Aufgabe wird, anders als im Krankenhaus, die Begleitung von Menschen sein, die zu Hause Abschiedssituationen bewältigen müssen. Dabei will sie keinesfalls mit den Gemeinden in Konkurrenz treten
„Ganz im Gegenteil“, sagt Birgit Steinhauer. Vielmehr möchte sie mit ihrem Angebot, das Menschen aus ganz Dortmund offen steht, Pfarrkolleginnen und -kollegen entlasten. So kann sie beispielsweise besonders belastende Trauerwege begleiten. Wer in der Stadt Unterstützung in der Trauerbegleitung sucht, soll auf die Dienste der Pfarrerin im Zentrum „Gezeiten“ verweisen können.
Auch wenn Birgit Steinhauer ständig Tod und Trauer vor Augen hat, umgibt sie keine Aura pastoralen Trübsinns. „Oft sind Leute überrascht, dass ich von der Kirche bin“, erzählt sie. Sterbe- und Trauerprozesse seien immer besonders intensiv und ließen keine Masken zu. „Da hat man immer mit dem echten Leben zu tun“, sagt die Pfarrerin. Das sei es auch, was die Arbeit für sie so reizvoll mache.
Es lässt sich nicht vermeiden, Eindrücke mit nach Hause zu nehmen
Dass sie gelegentlich belastende Eindrücke mit nach Hause nehme, lasse sich nicht umgehen, sagt die Mutter zweier erwachsener Söhne. Entweder hilft ihr dann der Austausch mit ihrem Mann, einem Gemeindepfarrer, oder sie reagiert sich ab bei der Gartenarbeit. „Einmal habe ich eine Hortensie so intensiv beschnitten, dass sie erst nach zwei Jahren wieder geblüht hat“, erzählt die Pfarrerin. Da hatte die Pflanze Anteil an Birgit Steinhauers momentanem Gemütszustand.
Besonders wichtig sind der lebensfrohen Frau zudem Stille und Musik. Manchmal, zum Beispiel wenn sie wütend ist, darf es auch mal rockiger sein. Im Moment übt sie aber für ein Chorkonzert von Händels Messias. „Dafür ist die tägliche Autofahrt zur Arbeit perfekt“, weiß Birgit Steinhauer. Dann schiebt sie die Übungs-CD ein und verbringt die Strecke mit der Sopran-Stimme.
Christian Drengk wird neuer Kantor an St.Reinoldi und wird Nachfolger von Klaus Eldert Müller
Sehr zur Freude von Christian Drengk, der ab 2019 neuer Kantor für die Kirchenmusik an St.Reinoldi ist. Seit März war die Kantorenstelle an St. Reinoldi verwaist. Der 30-jährige Kirchenmusiker tritt als jüngster Reinoldi-Kantor aller Zeiten die Nachfolge von Klaus Eldert Müller an, der als Domkantor nach Lübeck gewechselt ist.
Christian Drengk, der zugleich die Leitung des Dortmunder Bachchores übernimmt, kommt von Freiburg nach Dortmund. Im Breisgau war er vier Jahre lang Kantor an der Freiburger Ludwigskirche und leitete die Freiburger Kantorei.
Dass er, obgleich schon im Frühjahr unter 24 hochkarätigen Bewerberinnen und Bewerbern ausgewählt, erst jetzt in Reinoldi beginnt, ist seinem Pflichtgefühl und der Verbundenheit gegenüber der alten Gemeinde geschuldet.
Mit Drengk hat der Kirchenkreis ein musikalisches Multitalent für sich gewonnen
Denn dass er in Freiburg noch, wie geplant, die Musik zur Weihnachtszeit mitgestalten würde, war für den A-Kirchenmusiker keine Frage. So können sich die Freiburgerinnen und Freiburger im Dezember unter anderem noch über eine Aufführung von Bachs Magnificat unter Drengks Leitung freuen.
Geboren in Weimar studierte Christian Drengk in Freiburg Kirchenmusik, Orchesterleitung und Klavier. Das Diplom als Solist im Konzertfach Orgel schloss er mit Auszeichnung ab. Neben seiner Kantorentätigkeit tritt er als Organist, Pianist und Dirigent bei Konzerten und Festivals in Deutschland und im Ausland auf.
Bei seinen ersten, nicht öffentlichen Auftritten in Dortmund, die im Rahmen des umfänglichen Auswahlverfahrens stattfanden, überzeugte Christian Drengk an der Orgel, in Chor- und Orchesterproben und auch im offenen Gemeindesingen in der St. Reinoldi-Kirche.
Mit ihm, so die Überzeugung der Berufungskommission, gewinnt die Dortmunder Kirchenmusik einen sympathischen Frontmann, der höchste musikalische Virtuosität mit künstlerischer Gestaltungskraft verbindet.
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