„Viel Licht, das auch immer Schatten wirft, gibt es bei den aktuellen und künftigen Finanzen des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund“, heißt es in einer Pressemitteilung zur Synodenversammlung im November 2019. Dass sich die Kirche jedoch für den Verkauf des Seeferienheims auf Juist an einen Investor entschieden hat, obwohl zuvor verkündet wurde, dass kirchliche Interessenten bevorzugt würden, um den Erhalt des beliebten Ferien- und Freizeitangebotes für Familien zu erhalten, sorgt bei den Mitgliedern der Initiative „Rettet Juist“, die sich für den Erhalt des Heims stark machte, auf Unverständnis und sorgt für Verärgerung.
Verkauf an privaten Investor anstatt an kirchlichen Interessenten
Andrea Auras-Reiffen, stellvertretende Superintendentin, berichtete den Synodalen, dass das Seeferienheim verkauft ist und voraussichtlich im Januar des nächsten Jahres an den Käufer übergeben wird. Vier Angebote für das gesamte Grundstück mit mehreren Gebäuden, hätten dem Kreissynodalvorstand vorgelegen; davon ein Angebot eines kirchlichen Anbieters.
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Auras-Reiften begründete diese Entscheidung damit, dass das Angebot des kirchlichen Interessenten zwei Drittel unter den übrigen Angeboten gelegen habe. Im Raum steht die Summe von 3,2 Millionen Euro, die ein Bauunternehmen aus Oldenburg für die Immobilie bezahlt haben soll. Die stellvertretende Superintendentin betonte, dass der Kaufpreis in Immobilien reinvestiert werden soll, um durch den Erlös neue Freizeiten für Kinder, Jugendliche und Familien anbieten zu können.
Diese Entscheidung ist für viele Menschen nicht akzeptabel. Nach Angaben der Initiative für den Erhalt habe der kirchliche Interessent rund 1,2 Millionen Euro geboten und erklärt, die Gebäude sanieren zu wollen, um sie anschließend wie gehabt als Ferienheim weiter zu betreiben und somit den Gemeinbedarf zu erhalten. Trotz der Entscheidung des Kreissynodalvorstands habe der Bewerber weiter Interesse signalisiert.
Initiative wirft der Kirche vor, finanzielle Interessen über das Gemeinwohl zu stellen
Die Initiative wirft der Kirche vor, finanzielle Interessen dem sozialen Gemeinwohl vorzuziehen. Außerdem seien durch die Entscheidung die Existenzen der MitarbeiterInnen des Seeferienheims aufs Spiel gesetzt worden, ohne ihnen Alternativen anzubieten.
Aus diesem Grund hatte sich auch im Vorfeld der Debatte die MitarbeiterInnenvertretung (MAV) des Evangelischen Kirchenkreises im November 2018 für den Erhalt der Ferienstätte ausgesprochen.
In der Mitteilung der Synode heißt es hierzu jedoch: Fast alle früheren Mitarbeitenden des Seeferienheims haben bereits eine neue Anstellung gefunden oder haben eine solche in Aussicht. Dies sei nach Angaben der AktivistInnen jedoch auf die Eigeninitiative der Angestellten zurückzuführen und nicht auf die Unterstützung seitens der Kirche.
Die Mitglieder der Initiative fühlen sich über den Tisch gezogen, obwohl es die Option einer perfekten Lösung gegeben habe. Doch der Entschluss des KSV steht fest. Auf der Internetseite des Seeferienheims wird schon angekündigt, dass der Ev. Kirchenkreis Dortmund den Betrieb des Seeferienheims zum 31. Dezember 2019 komplett einstellt.
Weitere Themen des Kirchenparlaments: mittelfristiger Rückgang der Finanzen befürchtet
Seine Haushalts- und Wirtschaftsplanungen sowie der Finanzbericht standen neben den Berichten der Leitung und den kreiskirchlichen Diensten im Mittelpunkt der Synode des Kirchenkreises. Die „Zahlen und Entwicklungen“ seien „noch ausreichend“, sagte Verwaltungsleiterin Lisa Prang bei den Beratungen im Dortmunder Reinoldinum.
Dabei lag ihre Betonung auf „noch“. Denn bereits mittelfristig würden die kirchlichen Finanzen deutlich zurückgehen. Auch für dieses und das nächste Jahr, so die Prognose, gehe man von einem „Allzeithoch“ aus. Doch das werde sich voraussichtlich ab 2021 ändern. Dann rechne, wie Prang berichtete, die Landeskirche mit einem Rückgang der Einnahmen bis 2025 um ein Fünftel und bis 2030 sogar um ein Viertel. Ihre Schlussfolgerung: „Reformprozesse müssen begonnen werden.“
Für „Neustrukturierungsprozesse“ hätte der Kirchenkreis „nach heutiger Sicht ca. fünf Jahre Zeit.“ In diesem Zusammenhang stellte Superintendentin Heike Proske das Programm „Kreative Innovation“ vor. Ideen für eine Kirche von morgen seien jetzt gefordert. Daran können und sollen sich alle beteiligen. Eine halbe Million Euro stelle der Kirchenkreis für innovative Zukunftsprojekte zur Verfügung.
Es soll innovativ und nachhaltig in die Zukunft gehen
Superintendentin Proske wies auf den Klimastreik am kommenden Freitag hin. Die „Churches for future“ wollen sich mit einem eigenen Beitrag einbringen (29. November, 11.30 Uhr, Andacht in der Josefskirche an der Münsterstraße mit Superintendentin Proske und dem stellv. Stadtdechanten Ansgar Schocke). Der Kirchenkreis selbst ist aktuell dabei, ein Nachhaltigkeitskonzept zu erstellen. Unter anderem soll es die Elektromobilität unter den Mitarbeitenden fördern.
Das Tagungshaus der Synode, das Reinoldinum, beteiligte sich beim Synodentermin übrigens an der Aktion „Orange your City“, die der Zonta-Club Dortmund initiiert hatte, um gegen Gewalt an Frauen zu protestieren.
Zahlreiche große und kleine Unternehmen, die Stadtkirchen St. Petri und St. Reinoldi sowie das Reinoldinum hatten ihre Gebäude von innen orange beleuchtet. „Damit geben wir ein unterstützendes Signal“, sagte Superintendentin Proske.
Die Kreissynode ist das oberste Entscheidungsgremium des Evangelischen Kirchenkreises. Ihr gehören 241 Mitglieder an, die alle 28 Kirchengemeinden sowie die Dienste und Handlungsfelder der Kirche in Dortmund, Lünen und Selm repräsentieren.
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