Spätestens seit der Corona-Pandemie erleben Kleingartenanlagen und Grabelandflächen einen Boom – ganz abgesehen von dem Trend, auch in der Großstadt sein eigenes gesundes Obst und Gemüse zu ziehen. Doch die Parzellen sind knapp, in den Gartenanlagen gibt es Wartelisten. Daher gibt es jetzt aus der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord den Vorstoß, zusätzliche Flächen für Grabeland zu suchen und auszuweisen.
Es gibt eine sehr hohe Nachfrage nach Grabeland – und zu wenig Flächen
Anlass war die Räumung der Flächen an der Einmündung Eberstraße und Burgholztraße, wo der Gemüsegartenverein „Yesil Bostan“ 2021 seine letzte Saison hatte – nach rund 20 Jahren der Nutzung. Die Stadt braucht die Flächen, um dort Sporthallen für Kitas und Schulen zu bauen. Für den kleinen türkischen Verein fand sich keine Ersatzfläche. ___STEADY_PAYWALL___
Die Fraktion „Die Linke/ Die Partei“ sowie das Bündnis für Vielfalt und Toleranz (BVT) nahmen das zum Anlass, den Wunsch nach der Ausweisung von zusätzlichen Flächen für Grabeland auszuweisen. Kritik an der Kündigung der Flächen des Vereins gab es ausdrücklich nicht – die Planungen im Rahmen des Schulbauprogramms wurden ausdrücklich begrüßt.
„Hier ist nichts mehr abzuändern. Es ist nur ungemein schade, dass den Gärtner:innen ersatzlos gekündigt wurde“, räumt Cornelia Wimmer (Linke) ein. „Es ist eine sehr hohe Nachfrage nach Grabeland – die Stadt könnte die dreifache Fläche vergeben.“ Dass die bestehenden Potenzialflächen für Grabeland voll ausgenutzt werden, ist unstrittig. Daher möchte die gesamte BV (mit Ausnahme der AfD) – dass die Stadt nach zusätzlichen Flächen Ausschau hält.
„Es gibt genügend Brachflächen, die man zwischennutzen könnte“
„Das wäre wünschenswert. Aber wir haben schon arge Probleme für Schulen und Kitas – da wird es für Grabeländer schwierig. Ich würde ihnen nicht so viel Hoffnung machen“, betont Brigitte Jülich (SPD). „Die Verwaltung weiß um den Bedarf, es gibt aber keine freien Flächen. „Die Möglichkeiten sind angesichts des dicht besiedelten Raums begrenzt“, ergänzt Thomas Oppermann (SPD).
Die Grünen begrüßen das Ansinnen, nach zusätzlichen Flächen Ausschau zu halten: „Es gibt genügend Brachflächen, die man zwischennutzen könnte. Gerade im Bereich Borsigplatz gibt es durchaus noch Flächen, wo man nicht weiß, was in den nächsten Jahren passiert“, so Marko Unterauer (Grüne). „Wie man bei der Planung an der Stahlwerkstraße sieht, hätte man die Fläche Jahrzehnte nutzen können.“
„Allerdings war diese Fläche keine städtische“, so Amir Aletic (SPD) mit Blick darauf, dass dieses Grundstück im Besitz von ThyssenKrupp war. Doch das sei kein Hindernis: „Die Fläche kann von verschiedenen Anbietern zur Verfügung gestellt werden. In Dortmund wären das vor allem Stadt, Bahn und Kirchen“, so Wimmer. Auch bei dem türkischen Gartenverein war nur ein Teil der Fläche städtisch – und sie lag Jahrzehnte brach.
Eine organische, ressourcenschonende und ökologisch positive Form des Gärtnerns
Auf diesen Aspekt schielt u.a. auch Max Kumpfer (Grüne). Natürlich gebe es keine freien Grabelandflächen mehr. „Aber wir reden von Flächen, die man zu Grabeland umwidmen könnte. Gerade Zwischennutzungen sind für Grabeland ja typisch. Daher ist der Antrag sehr unterstützenswert.“
„Wenn man über die Eisenstraße hinweg geht, gibt es viele fragwürdige Flächen ohne Nutzung oder ästhetischen Wert. Wem gehören die? Können die nicht genutzt werden?“ , fragt sich nicht nur Linken-Politikerin Wimmer. Vielleicht kann man diese ja nutzen. „Und zehn oder fünfzehn Jahre sind für Gärtner und die Allgemeinheit von ganz großem Wert“, sagte sie mit Blick auf die nun nicht mehr verfügbare Fläche von „Yesil Bostan“.
Diese Fläche war über Jahrzehnte in Gärtnerhand. „Wer den Stil ihrer Art des Gärtners kennt, sieht, dass es sich um beispiellos organische, ressourcenschonende und ökologisch positive Form des Gärtnerns handelt“, würdigt der Antrag das Engagement des türkischen Gemüsevereins.