Nach mehr als 50 Jahren Abschied vom Dortmunder Norden: Die Kroatische Katholische Mission Dortmund zieht im August nach Dortmund-Derne um. Die Nordstadt-Katholik:innen verlieren damit einen großen und sehr aktiven Partner. Am 27. August werden die Kroatische Mission im Rahmen des Gemeindefestes von der Gemeinde Heilige Dreikönige sowie den anderen Missionen verabschiedet.
Die Kroatische Mission war in St. Albertus Magnus, St. Aposteln und St. Joseph zu Hause
Mehr als 50 Jahre waren die Katholik:innen mit kroatischen Wurzeln der Nordstadt eng verbunden. Zuerst waren sie in der Kirche St. Albertus-Magnus unweit des Borsigplatzes zu Hause. Nach der Profanierung und Schließung der Kirche zog die Kroatische Mission nach St. Aposteln ins Hafen-Quartier.
Dort sorgten sie für viel Leben. Denn es waren vor allem die Kroat:innen, die die Kirche und das Gemeindehaus belebten und nutzten. Neben den Gottesdiensten gab es eine Vielzahl von Aktivitäten im benachbarten Gemeindehaus. Das nutzen sie bis heute. Die Kirche St. Aposteln ist allerdings seit drei Jahren geschlossen, nachdem sich Deckenteile gelöst hatten.
Eine Sanierung kam allerdings nicht mehr in Frage. Das Bistum hätte sich zwar finanziell an der Sanierung des historischen Gebäudes beteiligt. Aber nur, wenn auch die eigentliche deutsche Gemeinde das Gebäude benötigt hätte.
Diesen Nachweis kann allerdings Ansgar Schocke, Pfarrer der fusionierten Nordstadt-Gemeinde Heilige Dreikönige, nicht erbringen. Denn seine Gemeinde hatte selbst nach der Schließung von St. Albert Magnus noch sechs (!) weitere eigene Kirchen, die für Gottesdienste und Gemeindeaktivitäten genutzt wurden und werden. Dort sind auch andere ausländische Missionen zu Hause.
Hohe Beteiligung: 300 Mitglieder kommen sonntags zu Gottesdiensten
Nach der Schließung von St. Aposteln hielt Pfarrer Zrinko Brković – seit 2006 für die Kroatische Katholische Mission in Dortmund – seine Gottesdienste seitdem in St. Joseph ab. Sie gehören zu den meistbesuchten Gottesdiensten in Dortmund. Das liegt auch daran , dass die Kroatische Mission nicht nur für Dortmund, sondern für fünf Dekanate und damit für mehrere tausend Katholik:innen zuständig ist.,
Trotz der teils weiten Wege kommen durchschnittlich 300 Personen regelmäßig in den sonntäglichen Gottesdienst. Von solchen „Anwesenheitsquoten“ können die Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinden nur träumen.
Im Bistum Paderborn gibt es eine Vielzahl von muttersprachlichen Gemeinden. Das Bistum finanziert den Seelsorger, damit die Gläubigen auch in ihrer Muttersprache ihren Glauben ausleben und ihren Traditionen nachgehen können.
Doch Geld für eigene Kirchen haben die Gemeinden in der Regel nicht: Finanziert wird durch das Bistum „nur“ das Personal. Daher sind die muttersprachlichen Gemeinden bzw. die muttersprachlichen Gottesdienste zumeist bei deutschen Gemeinden angedockt – dort nutzten die Missionen dann deren Räume mit. Das Gemeindeleben selbst wird durch Spenden finanziert.
Die Botschaft lautet: „Eine Kirche in vielen Sprachen und Völkern“
Diese muttersprachlichen Angebote sind nicht unumstritten. Denn oft geht es um Gemeindemitglieder, die in der zweiten und dritten Generation in Deutschland leben. Viele von ihnen sprechen auch so gut deutsch, dass sie auch so die Gottesdienste feiern und sich in die örtlichen Gemeinden integrieren könnten. Dennoch hatte die Bischofskonferenz jüngst noch mal unterstrichen, dass sie erhalten bleiben sollen. Die Botschaft lautet: „Eine Kirche in vielen Sprachen und Völkern.“
„Wenn man die Missionen unterbinden würden, würden nicht alle deren Mitglieder in eine deutschsprachige Gemeinde gehen“, ist sich Ansgar Schocke sicher. Denn in den muttersprachlichen Gemeinden geht es mehr als nur die Sprache – wobei diese sehr wichtig ist. Es geht aber auch um Zugehörigkeit, Austausch und das Ausleben eigener Traditionen und Riten.
„Selbst jüngere Familien wollen, dass ihre Kinder hier groß werden und perfekt deutsch sprechen, aber durch die Missionen auch die alte Heimat kennenlernen, die Frömmigkeit, Gebräuche und die Sprache“, weiß Schocke. Das sorgt für die hohe Verbundenheit und die zahlenmäßig gute Teilnahme.
Künftig ist de Kroatische Mission in St. Aloysius in Derne
Künftig wird sich das kroatische Gemeindeleben aber noch weiter nördlich stattfinden: Die Kroatische Mission zieht nach Derne um. Ab dem 3. September werden sie die Kirche, das Gemeindehaus und das Pfarrhaus von St. Aloysius in der Altenderner Str. 67 in Derne bespielen. Einen Pfarrer für eine eigene deutschsprachige Gemeinde gibt es dort nicht mehr.
Folgende Sprachen sind in Dortmund vertreten:
- Italienisch sprechende Gemeinde, Dortmund sind mit dem Seelsorger Pfr. Eugene Niyigena (St. Gertrudis / Dortmund)
- Kroatisch sprechende Gemeinde, Dortmund mit dem Seelsorger Pfr. Zrinko Brkovic (St. Joseph / Dortmund)
- Polnisch sprechende Gemeinde, Dortmund mit dem baldigen neuen Seelsorger Pfr. Lewinski zum 01.09.2023 (St. Anna / Dortmund)
- Portugiesisch sprechende Gemeinde, mit dem Seelsorger Pfr. Antonio Pereira de Auraujo (St. Antonius / Dortmund)
- Spanisch sprechende Gemeinde, mit dem Seelsorger Pfr. und Pater Jorge (St. Suitbertus/ Dortmund)
- Vietnamesisch sprechende Gemeinde, mit dem Seelsorger Vikar Bien (Hl. Dreifaltigkeit / Herne)
- Syro-Malakarisch Kath. Kirche bzw. St. Chrysostom Gemeinde , mit dem Seelsorger Vikar Varghese (St. Laurentius/ Wanne-Eickel)
HINTERGRUND: Ausländische Missionen
- Im Erzbistum Paderborn existieren 24 Gemeinden anderer Muttersprache. An mehr als 74 Orten im Erzbistum werden Gottesdienste in über 14 unterschiedlichen Muttersprachen gefeiert, Sakramente gespendet und finden Treffen der Gemeinden statt.
- In elf Sprachen wird die Liturgie im lateinischen Ritus gefeiert und in drei Sprachen in einem anderen katholischen oder unierten Ritus.
- Die Mitglieder der Gemeinden anderer Muttersprache kommen aus über 50 Ländern dieser Erde. Mehr als 17,55% der Katholik:innen im Erzbistum Paderborn zählen zu den Gemeinden anderer Muttersprache und sind Menschen mit internationaler Geschichte.
- Die Deutsche Bischofskonferenz betont im Dokument „Eine Kirche in vielen Sprachen und Völkern“ die Relevanz der muttersprachlichen Gemeinden für die Ortskirche: Sie „sind Teil der Ortskirche mit einem eigenen Auftrag. Als lebendige und aktive Gemeinden stellen sie einen hohen Wert und einen festen Bestand innerhalb der Ortskirche dar. Die deutsch- und […] [muttersprachlichen] Gemeinden sind Glieder der einen vielsprachigen und kulturell vielfältigen Kirche. Gerade darin drückt sich deren Universalität und Katholizität aus.“
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Schätzungsweise 50 Prozent der Katholik:innen denken über einen Kirchenaustritt nach