Von Thea Ressemann
Stolpersteine sind Steine, die an die systematische Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung durch das NS-Regime erinnern. Sie werden in den Boden eingelassen. An ihnen kann man nicht einfach vorbeigehen. Auf ihnen eingraviert sind die biografischen Daten von deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, begründet der Initiator der Stolpersteine Gunter Demnig die Aktion. In Dortmund wurden bereits 328 Stolpersteine verlegt. Durch die neuste Aktion wurden sie um 20 Steine ergänzt. Neben der Erinnerung an die jüdische Bevölkerung wird durch die Stolpersteine auch aller Opfer des nationalsozialistischen Terrors gedacht. So sind unter den 20 neuen Steinen auch der eines politisch Verfolgten und einer Frau, die in der „Heilanstalt“ Aplerbeck ermordet wurde, zu finden.
Am jüdischen Mahnmal in Dorstfeld fand anlässlich der Stolpersteinverlegung eine Gedenkveranstaltung statt
Bei den aktuellen Steinverlegungen weisen die Beteiligten besonders auf die aktuelle Bedeutung des Themas hin. Antisemitismus scheint in der Bevölkerung zuzunehmen. ___STEADY_PAYWALL___
Besonders über die Sozialen Medien scheint er sich verbreiten zu können. Ein weiteres Problem ist, dass es bald keine Zeitzeugen mehr gibt.
Die Zeitzeugen sind wichtig, weil sie noch berichten können, warum das Erinnern so wichtig ist. Dafür gibt es die Stolpersteine.
Friedrich Fuß, Bezirksbürgermeister der Innenstadt-West, weiß um die Bedeutung der Steine: „Es kann kein Vergessen geben, denn Vergessen ist der Schlüssel, dass so etwas wieder geschieht.“
Verlegt werden die Steine vor den ehemaligen Wohnstätten der Jüdinnen und Juden. In Dortmund Dorstfeld wurden Stolpersteine in Erinnerung an die Geschwister Rosenthal verlegt. Die Steine sind auf dem Dorstfelder Hellweg und in der Bandelstraße zu finden.
Erinnerung an die Geschwister Rosenthal in Dortmund-Dorstfeld
Die Pflege dieser Stolpersteine und auch den Auftrag des Erinnerns übernimmt die Martin-Luther-King-Gesamtschule.
Bei einer Gedenkveranstaltung anlässlich der Stolpersteinverlegung am jüdischen Mahnmal in Dorstfeld erzählten einige Schüler*innen von der Deportation und dem Ende der Geschwister.
Die Geschwister Rosenthal wurden 1942 wie alle Jüdinnen und Juden über 65 nach Theresienstadt, dem sogenannten „kleinen Ghetto“, „umgesiedelt“. Rosalie Rosenthal war mit ihren 88 Jahren die älteste Dortmunder Umgesiedelte.
Auch ihre Brüder Albert und Josef Rosenthal wurden zeitgleich mit ihrer Schwester deportiert. Josef und Rosalie Rosenthal starben in Theresienstadt. Ihr Bruder starb 1944 in Auschwitz.
Während der Gedenkveranstaltung sang der Kantor Ariel Mozes der jüdischen Gemeinde ein Gebet. Organisiert wurde die Gedenkveranstaltung von dem Projekt „Quatiersdemokraten“ in Kooperation mit dem Jugendring.
Veranstalter ist der „Verein zur Förderung von Respekt, Toleranz und Verständigung in Dortmund-Dorstfeld e.V.“ Alle Organisationen setzen sich gegen Antisemitismus ein. Die „Quatiersdemokraten“ setzen sich besonders für die Rechtsextremismuspräventation und Demokratieförderung im Stadtteil Dorstfeld ein.
Auch nach über 80 Jahren darf nicht vergessen werden, was mit ganzen Familien geschah
Bei der aktuellen Verlegung wurden auch in der Nordstadt vor der Fritz-Reuter-Straße 17 drei Stolpersteine verlegt. Die Familie Freund war 1939 zunächst nach Belgien geflohen.
Von da aus gelang der Mutter Debora und ihrem damals zehn-jährigen Sohn Siegfried die Flucht nach Südamerika. Der Mann Tulek, genannt Theo, Freund schaffte es nicht. Er wurde 1942 deportiert und in Auschwitz ermordet.
Initiiert wurden die Verlegung der Steine für die Familie Freund von Gerda Horitzky. Ihre Mutter wohnte im Nachbarhaus. Sie ließ das Schicksal der Familie nie los.
Hilfe bei der Recherche und Organistation erhielt sie vom Jugendring Dortmund. Die Organisation kooperiert mit verschiedenen Schulklassen und arbeitet so das Thema mit den jungen Menschen auf.
„Hoffnung gibt einem bei der Recherche immer, dass es Menschen geschafft haben zu fliehen. Diese Menschen waren auf die Hilfe von anderen angewiesen. Es ist gut zu sehen, dass es Menschen gab, die ihnen geholfen haben“, erklärt Koordinator Andreas Roshol. Gerda Horitzky hofft, den Sohn der Familie zu finden und vielleicht auch zu besuchen.
Bürgermeisterin Ute Mais rückte die Wichtigkeit der Aktion Stolpersteine in den Vordergrund. Wenn irgendwann keine Zeitzeugen mehr leben, ist es umso wichtiger das begangene Unrecht in die Erinnerung der Menschen zu rufen: Es tue ihr in der Seele weh, wie sich der Antisemitismus ausbreite und verstärke. Dem müsse entgegengewirkt werden. Die Stolpersteine sind ein Mittel, die Erinnerungen wach zu halten.
Weitere Informationen:
Eine Übersicht über die Stolpersteinstandorte in Dortmund finden Sie hier.
Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:
Reader Comments
Manfred Kleim
Eine wirklich gute Sache, dass an unsere jüdischen Mitbürger, die hier vertrieben und verfolgt worden sind, zu erinnern. Frau Horitzky ist da sehr engagiert und verachtet jeglichen Antisemitismus.