Von Susanne Schulte
Die DIDF-Jugend Dortmund kann sich nun mit Recht ausgezeichnet nennen. Am Freitag, 16. April 2021, erhielten die Macher*innen des Videos „Tag der Solidarität – Gedenken an die Opfer des NSU“ vom Verein „Mach‘ meinen Kumpel nicht an“ den Bundespreis im Wettbewerb „Die gelbe Hand“. Wäre das Leben virenfrei, hätten die Frauen und Männer in Bremen einen anerkennenden Handschlag von Dr. Andreas Bovenschulte, Präsident des Senats der Freien Hansestadt, bekommen, so aber hörten sie die Anerkennung über den Bildschirm während der Video-Preisverleihung.
Bremer Senatspräsident Dr. Andreas Bovenschulte gratuliert den Gewinner*innen
„Mach‘ meinen Kumpel nicht an“, ist und war eine Forderung der DGB-Jugend und aller seiner Mitglieder seit 1986. Die gelbe Hand mit eben diesen Worten ist genau so lange das Symbol gegen Rassismus und Ausgrenzung, gegen Beleidigung und Diskriminierung.
Und zum 14. Mal heißt so auch der Wettbewerb, zu dem der Kumpelverein junge Leute aus der ganzen Republik einlädt, ihre Beiträge zur Solidarität, Miteinander und Demokratie einzureichen. ___STEADY_PAYWALL___
Die DIDF-Jugend (Föderation Demokratischer Arbeitervereine) aus Dortmund schickte das Video (Link im Anhang des Artikels), das sie im vergangenen Jahr zum 4. April drehte, als 14 Jahre nach der Ermordung von Mehmet Kubasik, die Dortmunder*innen sich wegen der Kontaktbeschränkungen nicht zur Gedenkveranstaltung treffen durften.
DIDF gedachte mit Bildern und knappen Aussagen an den Mann, kritisierte die Ermittlungen der Polizei und anderer Staatsorgane. Das Video zeige eine „klare Haltung“, sagte dann auch Laudator Bovenschulte.
Mit dem Preisgeld renovieren die Dortmunder*innen ihren Jugendraum an der Münsterstraße
1000 Euro erhält der Verein nun als Preisgeld. Die kann man gut gebrauchen, so sagte Ekincan Genc nach der Veranstaltung im Telefongespräch mit Nordstadtblogger, um den Jugendraum an der Münsterstraße zu renovieren.
Genc ist Mitglied im Bundesvorstand von DIDF, Sprecher der Dortmunder Ortsgruppe und Mitglied bei ver.di. Der Wettbewerb „Gelbe Hand“ ist ihm schon lange bekannt und da der Verein nun das Video hatte, reichte man es dieses Mal ein.
Mit dem ersten Preis habe niemand von ihnen gerechnet, da es ja eine bundesweite Ausschreibung sei mit regelmäßig vielen eingereichten Beiträgen. Umso mehr habe man sich gefreut.
ver.di-Jugend und Frankfurter Berufsschule wurden mit dem zweiten und dritten Platz gewürdigt
500 Euro für den zweiten Platz gehen an eine bundesweite Gruppe der ver.di-Jugend für einen Solidarity Reader mit Texten, die helfen, gegen Nazi-Aussagen zu argumentieren, Aktionen zu planen und Nazi-Reden zu erkennen.
Über den dritten Platz und 300 Euro freuten sich Schüler*innen der Berta-Jordan-Berufsschule in Frankfurt, die ebenfalls ein Video drehten, in dem in vielen Sprachen gezeigt wurde, was zu stoppen ist: Rassismus und Gewalt, Abschiebung und Ausgrenzung.
Sonderpreise für ein Spiel, für Beginners TV und eine Klangkollage
Zudem wurden drei Sonderpreise vergeben. Die DGB-Jugend von Bremen, Niedersachsen-Sachsen und Sachsen-Anhalt vergab ihren und damit 500 Euro an die Klasse der Chemielaborant*innen der BBS Cloppenburg für ihr Gesellschaftsspiel „Und jetzt mal Butter bei die Fische“, ein Spiel, das sich um Vorurteile dreht.
Die DGB-Jugend aus Nordrhein-Westfalen zeichnete – ebenfalls mit 500 Euro – die IG Metall-Jugend des Landes aus für ihr live stream event Beginner TV, das neue Auszubildende informiert über Tarifverträge und Arbeitsrecht, über täglichen Rassismus in Betrieb und Schule, und der Sonderpreis Bremen – erneut 500 Euro – ging an das Bremerhavener Aktionsbündnis gegen Rechts für dessen Klangcollage, während der die Namen von 209 von Nazis getöteten Menschen vorgelesen werden, auch die der Dortmunder Mehmet Kubaşık und Thomas Schulz.
Gratulationen hörten alle Preisträger*innen unter anderen von Dietmar Schäfers, Vorsitzender des Kumpelvereins, und vom DGB-Vorsitzenden Reiner Hoffmann. Die Moderation der Veranstaltung hatte Dr. Klaudia Tietze von der Wettbewerbs-Geschäftsstelle übernommen. Alle Beiträge werden in der kommenden Woche auf der Seite www.gelbehand.de nach und nach zu sehen sein.
- Hier geht’s zum Video der DIDF-Jugend Dortmund anlässlich des 14. Todeatages von Mehmet Kubaşık: www.facebook.com
- Hier geht’s zum Video der Preisverleihung: https://www.facebook.com/gelbehand/videos/298371795012979/
- www.gelbehand.de
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Last Call: Azubi-Preis „Gelbe Hand“ zeichnet Initiativen gegen Fremdenfeindlichkeit aus – Projekte aus Dortmund gesucht – Einsendeschluss: 16. Januar (PM)
Vom Instagram-Account gegen Rechts bis zum Antidiskriminierungs-Seminar in der Berufsschule: Azubis, die sich in Dortmund für Gleichbehandlung und gegen Rassismus am Arbeitsplatz engagieren, sind preisverdächtig. Noch bis zum 16. Januar können sie mit einem eigenen Projekt beim Wettbewerb „Gelbe Hand – Mach meinen Kumpel nicht an!“ mitmachen. Dazu ruft die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auf. Alle Infos unter http://www.gelbehand.de.
„Ob in der Backstube, an der Hotelrezeption oder in der Lebensmittelfabrik – kaum irgendwo kommen Menschen unterschiedlicher Herkunft so eng zusammen wie am Arbeitsplatz“, sagt Torsten Gebehart. Der Geschäftsführer der NGG-Region Dortmund beobachtet allerdings mit Sorge, dass Populisten und rechte Stimmungsmacher versuchten, die Belegschaften zu spalten. „Doch Hetze und Diskriminierung haben im Betrieb nichts verloren – auch nicht unter dem Vorwand, die Corona-Maßnahmen kritisieren zu wollen“, so Gebehart. Zivilcourage sei für ein faires Miteinander im Job unverzichtbar. „Das, was im Fußball die Rote Karte ist, ist die ,Gelbe Hand‘ im Betrieb“, so die NGG.
Der Wettbewerb zeichnet verschiedenste Initiativen junger Beschäftigter für ein solidarisches Zusammenleben im Beruf aus. Die Preisgelder liegen bei 1.000 Euro für den ersten, 500 Euro für den zweiten und 300 Euro für den dritten Platz. Außerdem gibt es einen Sonderpreis der DGB-Jugend NRW, der mit 500 Euro dotiert ist. Die Schirmherrschaft für den Wettbewerb liegt in diesem Jahr bei der Gewerkschaft Verdi und der Stadt Hamburg.