Die zentralen Wünsche der Teilnehmerinnen des 1. Frauengesundheitstag, der im Werkssaal der DSW21 statt fand, war die Wahlmöglichkeit sich lieber von einer Frau oder einem Mann untersuchen zu lassen, sowie die Sicherheit in Dortmund die richtige Behandlung zu bekommen. Unter dem Motto „Unser Körper, unser Leben!“ richtete die Arbeitsgemeinschaft Dortmunder Frauenverbände diese Veranstaltung aus. Über ein Hundert Frauen folgten der Einladung.
Behandlungsrichtlinien und Medikamente werden meist auf Männer abgestimmt
Im ersten Teil des Programms wurden die generellen Unterschiede in der Gesundheit und Behandlung von Frauen und Männern angesprochen. „Frauen erleben oft andere Symptome und sie reagieren anders auf Medikamente als Männer. Medizinische Studien und Behandlungsrichtlinien werden jedoch überwiegend an männlichen Probanden entwickelt und sind damit einseitig und unvollständig,“ mahnte Ursula Bobitka, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft.
Dr. Franziska Prütz vom Robert-Koch- Institut, eine der Autorinnen der Studie zur „Gesundheitlichen Lage der Frauen in Deutschland“, erläuterte am Beispiel der Herzinfarktsymptome und der Psychotherapie, wie Geschlechterstereotype die Patientenversorgung in fataler Weise beeinflussen.
Die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, Dr. Christiane Groß, zeichnete in einem kurzen Vortrag nach, wie die biologischen Unterschiede von Männern und Frauen allmählich Eingang in die moderne medizinische Forschung gefunden haben.
Sie kritisierte, dass viele Daten und Befunde immer noch darauf beruhten, dass der männliche Körper der Maßstab ist.
Im Handlungsfeld, Frauen besser vor Gewalt zu schützen, ist noch viel zu tun
Im zweiten Teil der Veranstaltung brachten sich die teilnehmenden Frauen engagiert in den Sessions zu sechs verschiedenen Themen ein. Diese Sessions wurden von Ärztinnen und Fachfrauen aus den Frauenverbänden geleitet. Einerseits wurde deutlich, dass Dortmund schon ziemlich gut aufgestellt ist in Bezug auf ärztliche Kompetenzen in Krankenhäusern und niedergelassenen Praxen.
Die Frauen motivierten sich auch selbst, sich um neuralgische Bereiche ihrer Gesundheit wie Stress, Schlaflosigkeit aktiv zu kümmern. Andererseits wurden aber auch Lücken und Schwachstellen in Dortmund benannt.
So wünschen sich die Frauen eine zentrale Anlaufstelle für Frauen in Dortmund, die den Schock einer Krebsdiagnose erfahren, in der sie aufgefangen werden und sich über für sie passende spezialisierte Angebote in der Stadt informieren können.
Im Handlungsfeld, Frauen vor Gewalt besser zu schützen, gilt es die Istanbul-Konvention nachhaltig und wirksam in Dortmund umzusetzen. Alle Beratungs-, Hilfe- und Auffangstellen im Notfall, die sich um von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder kümmern, verfügen über zu wenig Plätze und sind durchweg unterfinanziert.
Großes Potential für die Gesundheitsversorgung von Frauen in Dortmund
Harald Kraus, der Arbeitsdirektor der DSW21 und Gastgeber, bekräftigte, dass sich Unternehmen um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen ernsthaft kümmern müssen. Die DSW21 beteiligt sich als Arbeitgeber finanziell an den Kosten von Gesundheits- und Präventionskursen der Beschäftigten.
Sabine Poschmann, als Dortmunder Abgeordnete im Bundestag und sportpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, betonte die Bedeutung von Sport und Bewegung als Prävention und ermunterte Frauen, auch in den Sportvereinen und -organisationen in die Entscheidungsfunktionen vorzustoßen.
Die Bürgermeisterin Ute Mais war erfreut, dass der Politik und Verwaltung durch den Frauengesundheitstag angezeigt wird, wie wichtig die Gesundheit von Frauen in dieser Stadt ist. Viele der Mitgliedsorganisationen der Arbeitsgemeinschaft arbeiten in gesundheitsrelevanten Bereichen, womit sie ein großes Potential für die Gesundheitsversorgung von Frauen in Dortmund darstellen.
Ein poetischer Ausklang mit Gedichten von Anja Allmanritter, einer an Parkinson erkrankten Juristin, rundete das Programm ab. Mit diesem Frauengesundheitstag wurden die teilnehmenden Dortmunderinnen ermutigt, sich mit ihren Wünschen und Forderungen für eine bessere, frauenspezifische Gesundheitsförderung einzubringen.
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IBB e.V. lädt ein zum Fach- und Vernetzungstag: Frauen in der Migration und ihre Gesundheitsversorgung (PM)
Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk e. V. in Dortmund lädt am Donnerstag, 12. Dezember 2024, von 09:00 bis 15:00 Uhr zur Online-Fachtagung „Frauen in der Migration: Warum wir eine feministische Gesundheitsversorgung brauchen“ ein. Die Veranstaltung richtet sich an Haupt- und Ehrenamtliche, die sich für Migration, Integration und Diversität interessieren.
Seit 2016 befasst sich das Format Inklud:Mi mit Themen, die Zugewanderte und ihre Angehörigen in Inklusionsprozessen unterstützen. Mit Inklud:Mi plus erweitert sich der Fokus auf die Intersektionalität von Diskriminierungsformen. Diese umfassen neben Migration, Herkunft und Behinderung auch sexuelle Orientierung, Geschlecht, Glaube, Alter und Weltanschauung. Der diesjährige Fachtag untersucht die Auswirkungen von Mehrfach-Diskriminierung in der Gesundheitsversorgung.
Neun Referentinnen berichten über den aktuellen Stand der Forschung und teilen ihre Erfahrungen aus der Beratungspraxis. In vier Workshops, unter anderem zur Istanbul-Konvention und zur psychosozialen Gesundheit von zugewanderten Frauen*/FLINTA*, können die Teilnehmenden die Themen vertiefen.
Dank der Förderung durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der EU ist die Teilnahme kostenfrei. Die Zahl der Plätze ist begrenzt, Anmeldungen sind bis zum 28. November möglich. Weitere Informationen finden Interessierte unter www. fokus-ibb. de und www. ibb-d. de.
Das Projekt „fokusplus“ des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks e. V. in Dortmund baut auf den Vorgängerprojekten „fokus – Fortbildungen kultursensibel“ auf und richtet sich nun auch an Akteure der freien Wirtschaft. „fokusplus“ bietet Inhouse-Schulungen, Tagungen, Seminare, Vorträge und aktuelles Wissen zur kultursensiblen Arbeit mit Zugewanderten aus Drittstaaten. Die Veranstaltungen richten sich an Haupt- und Ehrenamtliche im Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswesen, in staatlichen Einrichtungen und Unternehmen bundesweit. Zudem fördert „fokusplus“ die Netzwerkbildung und den Erfahrungsaustausch.
Weitere Informationen unter www. ibb-d. de und www. fokus-ibb. de.