Mit Befremden und Verwunderung hat OB Ullrich Sierau auf die kontroversen Diskussionen zur Ernennung von Ubbo de Boer zum ehrenamtlichen Obmann für die Nordstadt reagiert. Mitglieder der BV mit Bürgermeisterin Birgit Jörder (SPD) an der Spitze hatten die Ernennung kritisiert. Sie sahen die Kommunalpolitiker als erste Ansprechpartner der Bürgerinnen und Bürger und befürchteten Parallelstrukturen.
Niederschwelliges Angebot für Bürgerinnen und Bürger
„Es ist ein niederschwelliges Angebot für die Bürgerinnen und Bürger“, betonte Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) im Gespräch mit den Nordstadtbloggern. „Wir haben in Dortmund gute Erfahrungen mit Obleuten zu verschiedenen Themen gemacht.“ Vor allem wenn die Obleute von den Menschen als unabhängig von Politik oder Verwaltung betrachtet würden.
Als erfolgreiche Beispiele für hohe Akzeptanz und erfolgreiche Arbeit nannte er Erwin Pfänder als Obmann für die vom Envio-Umweltskandal betroffenen Menschen oder Michaela Bonan, im Rathaus angesiedelte Ombudsfrau für Bürgerinitiativen. Bonan kümmert sich um Fragestellungen und Kritik von Bürgerinitiativen und Privatpersonen – die Spanne reicht vom Fluglärm bis zu Ängsten bei der Erneuerung von Stromtrassen.
OB wünscht sich einen Obmann auch aus Zeitmangel
„Die Nordstadt liegt mir immer am Herzen. Doch es fehlt mir an Zeit, immer vor Ort zu sein“, räumte Sierau ein. „Die Gremiensitzungen fressen Zeit. Im Netto bin ich nicht mehr oft vor Ort.“ Aus diesem Gedanken heraus habe er die Idee mit dem Obmann entwickelt: „Gemeinsam mit Siggi Böcker“, wie der OB explizit betont. „Ich will auch keine Parallelstrukturen, sondern eine Einbettung in vorhandene Strukturen. Aber es braucht auch jemanden, der mehr Zeit hat.“ Die Ernennung des Obmanns sei als freundschaftlicher Beitrag und nicht als Konkurrenz gedacht.
Ernennung war mit dem Bezirksbürgermeister abgestimmt
Allerdings sei dies mit vielen Verantwortlichen kommuniziert und diskutiert worden – auch mit der BV. „Es kann natürlich auch sein, dass dies durch die Erkrankung von Siggi Böcker nicht so kommuniziert wurde“, mutmaßt der OB. Bezirksbürgermeister Siegfried Böcker hatte im November einen Schlaganfall erlitten, ist mittlerweile aber wieder auf dem Weg der Besserung. Dirk Logermann (Grüne) hat als sein Stellvertreter die Amtsgeschäfte für Böcker übernommen.
Die scharfe Kritik seiner Parteifreundin, dass sie von dieser Ernennung nur aus der Zeitung erfahre, wies Sierau ebenfalls zurück. Auch in der SPD-Fraktion sei dies kommuniziert worden. Viele Organisationen, beispielsweise die AWO, hätten das Thema sehr positiv aufgenommen. Auch bei Quartiersrundgängen habe er die Idee thematisiert und sei dabei auf offene Ohren gestoßen.
Viele Probleme gelöst – OB: „Nordstadt nicht schlechter reden als sie ist“
Ebenfalls angesäuert reagiert der OB auf die Kritik seiner Stellvertreterin, dass „noch nie ein Problem gelöst worden“ sei: „Wir haben eine Vielzahl von Projekten erfolgreich auf den Weg gebracht – auch gegen den Widerstand von anderen“, sagte er und blickt dabei unter anderem auf die Schließung des Straßenstrichs.
„Ich verstehe da die Politiker nicht. Sie sollten die Nordstadt nicht schlechter reden als sie ist, sondern auch Gutes wahrnehmen.“ Vielleicht seien auch viele Nordstadtpolitiker nicht immer auf der Höhe, wie das Thema Kunstrasenplatz zeige. Hier wurde kritisiert, dass es keinen Kunstrasenplatz gebe. „Den Kunstrasenplatz von Merkur 07 habe ich zusammen mit Siggi Böcker eingeweiht.“ Die Politik sollte den Obmann nicht als Konkurrenz, sondern als hilfreichen Beitrag verstehen. Dies aus „persönlichen Eitelkeiten“ abzulehnen, werde dem nicht gerecht.
Weitere Artikel zum Thema auf nordstadtblogger.de: