Im Juni ist die Stadt Dortmund Gastgeberin für den 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, immerhin werden bis zu 400.000 Gäste aus Deutschland und ganz Europa erwartet. „Was für ein Vertrauen“ lautet die diesjährige Losung, die sich nicht nur in den Glaubens- und Gottesdienstveranstaltungen manifestieren soll, sondern vor allem durch das regionale, begleitende Kulturprogramm auf künstlerische Art und Weise transportiert werden soll. Über 600 kulturelle Veranstaltungen hat die Evangelische Kirche von Westfalen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Dortmunder Akteuren geplant und hierfür sogar eigens einen regionalen Beirat etabliert, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die kulturelle und kreative Vielfalt der Stadt und der Region imposant zu veranschaulichen.
Die Vorfreude bei den VeranstalterInnen macht Lust auf mehr
„Ich würde mich am liebsten zehnmal klonen, um an allen Veranstaltungen teilnehmen zu können“, strahlt Julia Helmke. Die Begeisterung ist der Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentages bei der Präsentation des kulturellen Begleitprogramms in der BIG-gallery am Dortmunder U sichtlich anzumerken.
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Schon zu Beginn der Pressekonferenz bekamen die JournalistInnen eine kleine Kostprobe dessen, was beim Kulturprogramm des Evangelischen Kirchentages auf die Gäste wartet. Andreas Heuser an der Gitarre und Kioomars Musayyebi mit der persischen Santur stimmten musikalisch auf das Programm ein.
So vielfältig wie die Stadt Dortmund und ihre BewohnerInnen gestaltet sich auch das Kulturprogramm. Neben Konzerten mit live-Musik quer durch alle Genre wird es Theateraufführungen, Kunstausstellungen, Besichtigungstouren, Dialogrunden und vieles mehr geben. Dabei steht nicht nur das reine Erleben im Mittelpunkt sondern viele Angebote laden ein und fordern zum aktiven Mitmachen auf. So wird es unter anderem Gemeinschaftserlebnisse wie das Musicalprojekt unter dem Titel „Martin Luther King“ und das Mitsingprojekt „Der Chor ist der Star“ geben.
Symbiose von herausragenden Veranstaltungen und großartigen Schauplätzen
Julia Helmke betont „die Symbiose von herausragenden Veranstaltungen und den großartigen Veranstaltungsorten.“ Neben drei Open-Air Bühnen am Hansaplast im Herzen der Innenstadt, am Friedensplatz und am Alten Markt, werden auch beliebte Dortmunder Clubs und Kulturorte bespielt. So wird es auch Programm im domicil-Club, dem FZW, der Warsteiner Music Hall am Phönix-See und den Westfalenhallen geben.
Eine ganz besondere Rolle kommt dem Kulturort Depot in der Nordstadt zu, der für die Dauer des Kirchentages zur Kulturkirche wird. Hier werden unter anderem spannende Dialogrunden und Diskussionen zu den Themen Heimat oder Kunstfreiheit stattfinden. Dazu zeigt das sweetSixteen-Programmkino eine spezielle Kirchentags-Filmreihe.
Das Programm zeichne sich durch eine Vielzahl von Veranstaltungen der unterschiedlichsten Genre aus. Die OrganisatorInnen freuen sich, dass sowohl professionelle KünstlerInnen und bekannte Namen wie Anna Loos oder Culcha Candela, als auch kleine Gruppen wie Chöre oder Kulturinitiativen der unterschiedlichen Gemeinden und lokale Newcomer an der Umsetzung teilhaben.
Roter Faden „Migration, Integration, Anerkennung“ verbindet die einzelnen Programmpunkte
„Wir laden zum Mitmachen ein, zum Entdecken – unser Kulturprogramm in Dortmund ist so interaktiv und partizipativ wie noch nie“, so Helmke. Inhaltlich ginge es darum, wie Kunst geistliche Themen verarbeite. Hierbei stünde insbesondere die Auseinandersetzung mit den aktuellen großen Herausforderungen, die die deutsche und europäische Öffentlichkeit beschäftigen würden, im Vordergrund.
So durchziehe der rote Faden „Migration, Integration, Anerkennung“ die verschiedenen Programmpunkte. Wie und wo verorte ich mich – in dieser Gesellschaft, im Glauben , auch auf der Suche nach Vertrauen? Insgesamt seien über 5.500 Mitwirkende an der Umsetzung des Programms beteiligt.
Ein tolles Beispiel für die Arbeit des Kulturbeirates, der insgesamt 77 Veranstaltungen mit rund 1.200 Beteiligten zum Programm beisteuert, ist ein Kunstprojekt des italienischen Graffiti-Künstlers Vesod.
Nachhaltiges Graffiti-Projekt an der JVA-Dortmund und Uraufführung einer elektronischen Kammeroper
Auf die Außenmauer der JVA Dortmund wird er ein riesiges Wandgemälde kreieren, inspiriert von Carravagios „Ungläubigem Thomas“, das dort auf Dauer nachhaltig erhalten bleiben und den Titel „Dennoch Vertrauen“ tragen soll. „Dazu wird es Graffiti-Workshops für Jugendliche – und getrennt auch für JVA-Insassen geben“, erklärt der Kulturdezernent der Evangelischen Kirche von Westfalen, Vicco von Bülow. Die Aktion findet Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils in der Zeit von 15.30 bis 18.30 Uhr an der JVA Dortmund statt.
Ein weiterer Programmpunkt der Bülow besonders wichtig erscheint, ist die Uraufführung der eigens komponierten, elektronischen Kammeroper „Nova – Imperfecting Perfection“ von Komponist Franz Danksagmüller im Orchesterzentrum Dortmund, die sich thematisch mit der Beziehung zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz auseinandersetzt. Die Uraufführung mit anschließendem Gespräch mit dem Komponisten findet am Donnerstag, den 20. Juni 2019 um 19.30 Uhr statt. Weitere Termine sind am darauffolgenden Freitag, den 21. Juni um 11 und um 15 Uhr geplant.
Und aller guten Dinge sind drei. Daher macht Bülow noch auf einen weiteren Programmpunkt aufmerksam. Das Literaturfest zum Thema „Vertrauen“ mit Lesungen, Buchpräsentationen und Mitmach-Aktionen. Am Donnerstag und Freitag präsentieren AutorInnen aus der Region themenbezogene Auszüge aus ihren Texten. Nachmittags ab 15 Uhr als Lese- und Mitmachprogramm für Kinder und abends ab 19 Uhr als Literaturlesungen mit anschließenden Gesprächsrunden.
Zeche Zollern als Ort der Arbeit unverzichtbarer Schauplatz des Kirchentages
Bülows Kollege Andres Kuhn hat das regionale Kulturprogramm koordiniert. Und auch er konnte Programmpunkte benennen, die ihm besonders am Herzen liegen. Als Ort der Arbeit gehöre die Zeche Zollern einfach zu Dortmund und sei somit als Veranstaltungsort perfekt für den Kirchentag. So wird unter dem Leitgedanken „Erinnern, Begegnen, Bedenken“ einerseits Geschichte aus dem Revier erzählt und unter anderem die Rolle der Zeche während der NS-Zeit beleuchtet. Andererseits klären Ausstellungen und Aufführungen zu weltweiten, geschichtlichen Ereignissen auf.
Mit der Ausstellung „Bottari – Bündel der Erinnerung“ geht es um die Schicksale der sogenannten koreanischen „Trostfrauen“, die während des Zweiten Weltkrieges in Korea und im asiatischen Raum für japanische Kriegsbordelle zwangsprostituiert wurden. Bis heute belastet dieses Thema das Vertrauen zwischen Japan und Korea nachhaltig. Verschiedene Akteure haben hier ein friedenstiftendes Kunstobjekt aus Cartoons und Fotografien geschaffen.
Ebenfalls in der Zeche-Zollern findet eine Gemäldeausstellung unter dem Titel „Polessje Elegie- das verlorene Land“ statt, die sich mit den Auswirkungen der Kernschmelze in Tschernobyl im Jahre 1986 befasst. Schon am 22. Mai 2019 lädt der Arbeitskreis Tschernobylhilfe der Evangelisch Lutherischen Landeskirche Hannovers zur Vernissage der Ölgemälde von Hermann Buß. Die Ausstellung wir durch Künstlerführungen und Gesprächsforen begleitet.
Klassische Musik modern interpretiert erleben bei „Orgel 4.0“
Im Hoesch-Museum findet eine Ausstellung zum Thema Migration statt. „Diese zeigt, dass Migration auch stabilisieren, Brücken bauen und eine Stadt bereichern kann und nicht nur Konflikte erzeugen muss“, freut sich Andres Kuhn.
Sowohl von Bülow als auch Kuhn verweisen noch auf einen weiteren spektakulären Programmpunkt. Unter dem Titel „Orgel 4.0“ kommen die BesucherInnen in den Genuss klassischer Musik, die modern interpretiert wird. „Das ist absolut einzigartig“, freuen sich die beiden Organisatoren. Die Veranstaltung wird am Donnerstag , den 20. Juni, jeweils um 17, 19 und 22 Uhr in der Immanuel-Kirche in Dortmund-Marten stattfinden.
Wer sich einen umfassenden Überblick über das Programm verschaffen will, sollte die im Anhang des Artikels verlinkte Homepage des Evangelischen Kirchentages besuchen. Neben Informationen zu KünstlerInnen und Veranstaltungsorten, werden den BesucherInnen diverse Tools angeboten, um ihr persönliches Programm zusammen zu stellen. Denn die Masse der Angebote macht eine gut überlegte Vorausplanung geradezu notwendig.
Mittels einer eigenen Kirchtagsapp hat man jederzeit Zugang zu seiner Planung und kann auch unterwegs Änderungen vornehmen.
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