Von Susanne Schulte
Die Erinnerung ist gleich wieder da. „Damals konnte man nur durch den kleinen Eingang gehen und musste 10 Pfennig Eintritt zahlen. Aber wir hatten ja unsere Karten.“ Damals, das war in den 50er, 60er Jahren, und die drei, die sich gerne an die Zeit im Hoeschpark erinnern, sind Ute Smolka, Brigitte Janus und Karin Michalak.
Im Planschbecken und auf der Hoesch-Lok verbrachten die Nordstadt-Kinder ihre Nachmittage
„Auf die Karte war ich richtig stolz. Die war in einer Plastikhülle und hing um den Hals.“ Und berechtigte die Hort-Besucherinnen zum kostenlosen Eintritt. Bis sie 14 Jahre alt waren, konfirmiert wurden und eine Lehre begannen verbrachten sie ihre Zeit im Hoesch-Kindergarten und -Hort an der Lünener Straße. Das ist mehr als 50 Jahre her. Seitdem hat keine der Frauen mehr den Hoeschpark besucht.
Mit den Nordstadtbloggern machen sie sich nun auf einen Rundgang durch den Park. Erstes Ziel ist das Planschbecken oder besser: die Wiese, wo es einst für Abkühlung sorgte. Auf dem Weg dorthin vermissen die Frauen auf dem Spielplatz die Lok. „Das war die erste ausrangierte Hoesch-Lok und ein High-Light, als die hier aufgestellt wurde.“
Über dem Planschbecker, das vor den beiden Kindergärten lag, ist längst Gras gewachsen. Doch dafür sprudeln die Geschichten von damals. „Im Hort haben wir gebastelt und gehäckelt und gestrickt und genäht. Ich habe das immer gerne gemacht“, sagt Ute Smolka. „Ja, wir haben schon immer gesagt, Du sollst Schneiderin werden“, kommentiert Brigitte Janus. Ute Smolka wurde Schneiderin und blieb das einige Jahre.
Nähen und basteln im Hort: „Die Emaille-Untersetzer habe ich heute noch“
Das Werkeln im Hort gefiel den Mädchen sehr. „Die Emaille-Untersetzer habe ich noch heute. Und das Medaillon auch. Ein türkisfarbenes mit schwarzer Kordel“, sagt Janus. Ob der Besuch des Horts für die Kinder von Hoesch-Arbeitern und Bergleuten kostenlos war, wissen die Frauen nicht.
„Vielleicht haben sie das Geld unseren Vätern vom Lohn abgebucht. Wir haben nur Geld fürs Kochen mitgebracht.“ Im Hort lernten sich Karin Smolka und Brigitte Janus kennen und wurden Freundinnen. Dass sie auch mal angeheiratete Verwandte werden würden, ahnten sie damals nicht.
Die Osternester wurden strengt bewacht, damit sie auch die richtigen Kinder fanden
Karin Michalak ging bereits 1948 in den Kindergarten an der Lünener Straße, erinnert sich gerne an Tante Hilde – „Damals sagte man ja noch Tante zu den Erzieherinnen“ – und an die Ausflüge, die die großen Kinder später machten. „Freiburg, Bad Godesberg, Höxter, Horn, Arnsberg“, sind die Ziele, die Frauen nennen können.
Und so, wie sich Hoesch um die Familien kümmerte, kümmerten sich die Hort-Kinder um die jungen aus dem Kindergarten. „Ostern haben wir Osternester für jedes gemacht und die dann im Wäldchen versteckt.
Damit kein anderes Kind eins mitnahm, mussten wir uns verstecken und jede musste auf ihre 15 Nester aufpassen“, sagt Brigitte Janus. Theaterstücke übten sie ein, um sie in Altersheimen und Kinderheimen aufzuführen.
Ein Lob für die Gärtner und Gärtnerin: „Ich hätte nicht gedacht, dass das alles hier so gepflegt ist“
Auf dem weiteren Weg guckt sich Karin Michalak immer wieder anerkennend um. „Ich hätte nicht gedacht, dass das hier alles so gepflegt ist“, sagt sie. Ute Smolka blickt immer wieder suchend nach der Rollschuhbahn.
„Die war an den Tennisplätzen“, gibt ein Hoeschpark-Besucher Auskunft, der das Gespräch mitbekommt. „So weit hinten?“, wundert sie sich. Nein, so weit hinten lag die nicht. Doch wo genau, darüber gibt auch das Hoeschpark-Buch von Hubert Nagusch, Annette Kritzler und Michael Dückershoff keine Auskunft. Dort ist nur von „an der Brackeler Straße“ die Rede.
Brügmanns Hölzchen und der Teich: „Das ist ein richtiges Naherholungsgebiet“
Im Wald, im Brügmanns-Hölzchen, ist der Teich für sie ganz neu. „Das ist ein richtiges Naherholungsgebiet“, lobt Peter Janus, der Mann von Brigitte Janus. „Hier im Wald haben wir immer Schnitzeljagden gemacht“, so die Frauen. Und am Pilz war stets der Treffpunkt für die Osternest-Versteckerinnen.
Am Standort der Gärtnerei, dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Berndsen, die sich damals wie auch heute mit Herzblut um den Hoeschpark kümmert, fällt den Frauen gleich der Esel und der Pfau ein, die die Familie hielt.
Zurück zu den Wurzeln: Die jungen Familienmitglieder zieht’s wieder in die Nordstadt
Während der Kaffeepause im Tennisheim klären wir das Verwandtschaftsverhältnis der drei Frauen. Karin Michalak ist die Schwägerin von Ute Smolka, die mit ihrem Bruder Richard verheiratet ist. Brigitte Janus ist die Cousine der Geschwister.
Ihr Mann Peter Janus ist der einzige, der keine Hoeschpark-Erinnerung hat. Er wurde im Dortmunder Süden groß. Die anderen vier wohnten in der Schlosser- und Stahlwerkstraße sowie der Unnaer Straße.
Alle Frauen haben jung geheiratet, sich in der Lutherkirche und Pauluskirche trauen lassen, und haben dann gleich die Nordstadt verlassen. Jetzt kommen sie wieder häufiger zu Besuch.
Sie genossen einen Sommerabend im Lutherkirchgarten, planen, sich das Stillleben auf dem Borsigplatz anzusehen. Der Grund: Nichte Tanja Smolka ist die Freizeitstraße gezogen. Und da das Familienleben groß geschrieben wird, wird die Nordstadt wieder Familientreffpunkt. „Und dann könne wir ja auch mal wieder in den Hoeschpark gehen.“
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