Zwei Generation der Familie Rose führten einst am Westenhellweg ein Einzelhandelsgeschäft, das im Laufe der Zeit zu einem der bedeutendsten in der Stadt und im weiten Umkreis aufstieg. In erster Linie betrieb die Firma Rose & Co. ein Modewarengeschäft. Sie setzte aber bald auch auf den Handel mit Teppichen und verkaufte schließlich Möbel, die in einer eigenen Werkstatt produziert wurden. Das alles hatte ein Ende, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Denn die Firmeninhaber gehörten einer jüdischen Familie an.
Firmengründer Jacob Rose kam 1869 nach Dortmund
Der Firmengründer Jacob Rose, geboren 1844 in Büren im Raum Paderborn, kam 1869 als Angestellter der Firma Salomon Elias aus Geldern im Rheinland nach Dortmund. Mit Hilfe seines Bruders Max mietete er die Häuser Westenhellweg 57 und 59 und ließ in ihnen Geschäftslokale einrichten. Hier wollte er Manufaktur- und Modewaren verkaufen.
Nach einem erfolgreichen Start erweiterte er sein Angebot um Teppiche und Wohnungsdekorations-Artikel. Diese verkaufte er mehrere Jahre in einem eigenen Geschäft an der Brückstraße, direkt neben dem renommierten Hotel Römischer Kaiser.
Schließlich begann er in den 1890er Jahren mit der Produktion von Möbeln. Einfache Wohnungseinrichtungen gehörten ebenso zu seinem Programm wie die luxuriöse Ausstattung privater Villen und öffentlicher Gebäude.
Rose & Co. benötigten immer mehr Räumlichkeiten
Die ursprünglichen Geschäftsräume am Westenhellweg sowie das Haus Brückstraße 4 wurden bald zu klein für das wachsende Unternehmen. Eine ganze Reihe Immobilien wurden erworben, um als Geschäftslokal, Lager und Werkstatt zu dienen.
Als Jacob Rose 1902 starb gehörten seinem Unternehmen die Häuser Westenhellweg 57 bis 63, zwei Häuser an der Petersgasse, an der Kampstraße und an der heute nicht mehr existierenden Weberstraße.
Es gab einen fließenden Übergang von der ersten zur zweiten Generation
Nach dem Tode Jacob Roses trat seine Witwe Emma als persönlich haftende Gesellschafterin in die Firma ein. Der Übergang erfolgte wohl ohne Probleme, denn die langjährigen Prokuristen blieben im Amt. Erst 1909 erhielt Willi Rose, der älteste Sohn der Familie Prokura. Gemeinsam mit seinem Schwager Julius Lazarus wurde er 1911 Gesellschafter.
Noch wuchs die Firma weiter. 1910 wurde im Handelsregister beim Königlichen Amtsgericht in Dortmund sogar eine Zweigniederlassung von Rose & Co. in Konstantinopel eingetragen. So schaltete das Unternehmen den Zwischenhandel beim Geschäft mit Orientteppichen aus. Und an der Hohen Straße, dort wo sich heute das Polizeipräsidium befindet, entstand die neue Möbelfabrik von Rose & Co.
Mit dem Ersten Weltkrieg begannen die problematischen Jahre
Doch mit dem Ersten Weltkrieg, an dem Willi Rose und sein jüngerer Bruder Paul an der Front im Einsatz waren, begannen die schwierigen Zeiten. Die eigene Produktion litt unter Arbeitskräfte- und Materialmangel. Auch die Umstellung auf Kriegsbedarf bei der Möbelproduktion waren problematisch.
Die unruhigen Zeiten nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, die Inflation und die Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen verhinderten eine Fortsetzung der erfolgreichen Vorkriegsentwicklung des Unternehmens.
Auch die zweite Hälfte der 1920er Jahre brachte für Rose & Co. keine goldenen Jahre. Schließlich versetzte der Ausbruch der Weltwirtschaftskrise dem Unternehmen einen schweren Stoß. So war die Firma deutlich angeschlagen, als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Rasch folgte der Konkurs des 64 Jahre alten Geschäftes.
Die Geschäftsinhaber nahmen sich das Leben
Es ist heute kaum mehr möglich zu beurteilen, ob Rose & Co. sich ohne das nationalsozialistische Umfeld wieder erholt hätte. Unter den Nationalsozialisten hatte das jüdische Familienunternehmen jedoch keine Unterstützung zu erwarten.
Im Gegenteil: Auch vor den Türen von Rose & Co. standen Posten, die Kunden vom Einkauf in dem jüdischen Geschäft abhielten.
Der Druck der Nationalsozialisten auf die Gesellschafter Willi und Paul Rose sowie Julius Lazarus muss jedoch ungleich größer gewesen sein als die Belästigung der Kundschaft.
Paul Rose nahm sich aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung am 2. Januar 1934 das Leben. Willi Rose beging am 23. April 1935 Selbstmord. Seine Ehefrau Meta Rose geborene Lazarus wurde 1942 deportiert und in Zamosc ermordet.
Stolpersteine erinnern jetzt an die Familie Rose
An Willi Rose, seine Ehefrau Meta geborene Lazarus und Paul Rose erinnern jetzt Stolpersteine vor einem Schaufenster des Hauses Westenhellweg 57-63. Susanne Köhnen, Schulleiterin des Heinrich-Heine-Gymnasiums, hat eine verwandtschaftliche Beziehung zu der Kaufmannsfamilie Rose und den Anstoß zur Stolperstein-Verlegung gegeben und das Ereignis sorgfältig vorbereitet. Es gab sogar einen eigenen Flyer!
Zu dem Ereignis eingeladen waren eine ganze Reihe Gäste: Bürgermeister Norbert Schilff, Alexander Sperling vom Landesverband der jüdischen Gemeinden, der Leistungskurs Geschichte des Heinrich-Heine-Gymnasiums, Katharina Wojatzek vom Stadtarchiv Dortmund /Steinwache und andere.
In seiner Ansprache erinnerte Bürgermeister Schilff daran, dass im Juni 1900 bei der Einweihung der Synagoge am Hiltropwall Ecke Hansastraße das Gebäude als Zierde der Stadt für ewige Zeiten bezeichnet worden war. Heute seien die Stolpersteine eine Zierde für die Stadt.
Weitere neue Stolpersteine an der Kaiserstraße und in Hörde
Die eigentlichen Verlegearbeiten wurden von Auszubildenden von Friedhöfe Dortmund ausgeführt. Sie hatten an dem Tag viel zu tun. Denn auch an anderen Orten in der Stadt wurden insgesamt 12 neue Stolpersteine verlegt:
- Stolperstein für Bruno Hüsing an Kaiserstraße 49
- Stolpersteine für Berthold, Flora, Erich, Gerda, Paula, Johanna und Walter Mosbach, an der Alfred-Trappen-Straße 27
- Stolperstein für Max Feldheim an der Wiggerstraße 11
Die Verlegungen in Hörde werden durch Schüler:innen des Goethe-Gymnasiums mitgestaltet – Rabbiner Nosikov wohnte der Verlegung bei. Bei der Steinverlegung in der Kaiserstraße war die Auslandsgesellschaft Patin für die Steine.
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