Sinnbildlich für einen sterbenden Wald haben Aktivist*innen der Klima- und Umweltschutz-Gruppe „Extinction Rebellion“ (XR) am Sonntag (10. Januar 2021) bei einer unangemeldeten Aktion aus alten und weggeworfenen Christbäumen auf dem Dortmunder Hansaplatz einen neuen Nadelwald gepflanzt. Mit Schildern wurde auf die Gefährdung der Wälder durch die Klimakrise aufmerksam gemacht und gegen das Abholzen gesunder Wälder protestiert. Die Bäume trugen Plakate mit Aufschriften wie „Wald statt Asphalt“, „Gorillas statt Bulldozer“, „Danni bleibt“ und „Lebensräume erhalten – Wälder schützen“.
Waldzustandserhebung: NRW-Wälder sind im schlechtesten Zustand seit Einführung der Erhebung 1984
„Wir haben Angst um unsere Zukunft und das Leben künftiger Generationen – so kann und darf es nicht weitergehen. Die Regierung muss die Wahrheit über die ökologische Krise offenlegen und jetzt handeln, um das Wald- und Artensterben zu stoppen und die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2025 auf Netto-Null zu senken“, drängt Aktivist Dominik Lange. „Uns läuft die Zeit davon – wir brauchen Wald statt Asphalt.“
Die Wälder in Nordrhein-Westfalen sind laut Waldzustandserhebung aktuell in ihrem schlechtesten Zustand seit Einführung der Erhebung 1984. In NRW, in Deutschland und weltweit ist ein verstärktes Absterben der Wälder zu beobachten – die Bäume reagieren empfindlich auf die Klimakrise und leiden unter Trockenheit, Sturm und Schädlingsbefall.
Mit jedem verdorrten Baum, der stirbt oder gefällt wird, verschwindet auch ein natürlicher CO2-Speicher, was die Klimakatastrophe nur noch verstärkt. Darüber hinaus erfüllen Wälder weitere wichtige Ökosystemleistungen: Sie filtern Wasser, speichern Wasser im Boden, bilden neuen Sauerstoff, bieten Erholungsraum für die Menschen und sind Lebensraum für zahlreiche Tiere, Pflanzen und Pilze.
Schon zu warm für Nadelwälder – daher gesunde Mischwälder schützen, statt für Autobahnen roden
„Wir wollen mit der Aktion niemandem einen Vorwurf machen. Es geht auch nicht darum, die Tradition abzuschaffen, Christbäume aufzustellen. Wir wollen lediglich darauf aufmerksam machen, dass die Wälder und das Klima leiden“, erklärt Amelie Meyer von XR Dortmund. „In Deutschland ist es jetzt schon zu warm für Nadelwälder. Wir sollten gesunde Mischwälder umso mehr schützen, statt sie für klimaschädliche Autobahnen zu roden. Aufforsten statt Abholzen muss die Devise lauten.“
Die Aktivist*innen von „Extinction Rebellion“ fallen immer wieder durch ungewöhnliche Protestaktionen auf, mit denen sie auf die Klimakrise aufmerksam machen sowie die Öffentlichkeit und die Politik zum Handeln bewegen wollen.
Zuletzt hatten Aktivist*innen aus Dortmund am 27. November 2020 in der Thier-Galerie entblößt gegen die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in der Mode- und Textilproduktion und die Wegwerfkleidung protestiert. Zuvor wurde am 2. September eine große Innenstadtkreuzung am Südwall blockiert, um die zügigere Wende zur Klimaneutralität der Stadt Dortmund zu fordern.
Über „Extinction Rebellion“
- Extinction Rebellion (XR) wurde 2018 in Großbritannien gegründet und ist eine internationale, dezentrale, Bewegung, die mittlerweile in über 70 Ländern auf sechs Kontinenten verbreitet ist.
- In Deutschland gibt es etwa 130 aktive Ortsgruppen.
- Durch zivilen Ungehorsam will XR die Regierungen weltweit dazu auffordern, einen gesetzlichen Spielraum für ihre drei Forderungen zu schaffen und den Klima- und ökologischen Kollaps zu verhindern.
- Hier gibt es die Forderungen: https:/extinctionrebellion.de/wer-wir-sind/unsere-forderungen/
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Reader Comments
Wolfgang Richter
Gratulation – was für eine schöne und kluge Aktion!
Gerade habe ich – aus anderem Anlass – einen aber auch hier passenden Text geschrieben:
“Autobahn-Ausbau beginnt: An der B1 werden massig Bäume gefällt”; die OWIIIA soll weiter durch die Natur geschlagen werden; der Wallring als Rennstrecke rund um die City; an der Hbf-Nordseite werden hemmungslos autoverpflichtete Illusionen geschürt; große Autoproduktion mitten im Wald bei Berlin usw. So lauten heute die Nachrichten.
Schon vergessen, was das Jahr überall Nachricht war: Die Klimakatastrophe erfordert weitgehenden Stop des CO2-Ausstoßes; Verkehrs- und Gesundheitskollaps stehen bevor; Fridays for Future demonstrieren für Umdenken und Handeln; Politik verspricht: “Nach Corona und Covid wird alles anders” usw. ?
Nichts wird anders – die verfehlte Politik läuft weiter wie zuvor, ihr zerstörerisches Wachstum erhält neuen Schub, Regierungsdekrete verstreuen Unsicherheiten. Der Kapitalismus kann nicht anders, die Pandemie beschleunigt ihn und seine Folgen nur. Derweil beginnt schon der Wahlkampf – da geht es um das wirklich Wichtige, um gut gepolsterte Plätze.
Der „Auto-Trumpismus“ treibt immer neue Blüten, als wäre der Markt im letzten Jahr nicht erst gut 20 Prozent eingebrochen. Klüger wäre es, sich von dem verantwortungslos egomanischen Lebensstil der „westlichen Wertegemeinschaft“ zu verabschieden statt blindlings weiter zu machen.
Dirk L.
Anstatt sinnlose Demo‘s vll mal wirklich was ändern, Wälder kaufen, somit schützen oder Leuten wie mich ( Privatwaldbesitzer ) finanziell unterstützen um das aufforsten auch zu finanzieren. Dann wachsen wieder mehr Bäume. Zeit ist Geld und Geld haben viele Waldbesitzer nicht, bei dem erheblichen Schaden den die Klimaerwärmung und die Begleiterscheinungen angerichtet hat.
Bewegt doch mal wirklich was und helft die Natur wirklich zu schützen. Demo‘s ist nur meckern ohne was wirklich machen zu wollen
Dominik
Hey Dirk,
ich finde es super, dass du aktiv mithilfst die Wälder zu schützen und aufzuforsten. Gleichzeitig müssen wir dringend runter mit unserem CO2 Ausstoß. Dafür brauchen wir eine breite Öffentlichkeit, die die Maßnahmen dazu unterstützt. Mit unseren Protestaktionen sorgen wir dafür, dass das Thema Klimakrise in der öffentlichen Wahrnehmung bleibt. Ich glaube , dass wir große Veränderungen nur über politische Entscheidungen erreichen werden, wofür wir den Druck von Demonstrationen und Aktionen des zivilen Ungehorsams brauchen. Mach doch auch mit!
LG Dominik (XR Dortmund)