Tina Wilken und Hannah Rosenbaum kandidieren für den Bundestag

Engagement und Zuversicht: Die Grünen Dortmund rüsten sich für den Wahlkampf

Auf ihrer Mitgliederversammlung haben die Dortmunder Grünen ihre Direktkandidatinnen für die Bundestagswahl 2025 bestimmt. Foto: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

Mit einer Mischung aus Optimismus, Selbstkritik und klaren Forderungen bereiten sich die Grünen Dortmund auf den kommenden Bundestagswahlkampf vor. Auf der Versammlung der Parteibasis in der Werkhalle wurden zentrale Themen, Strategien und Herausforderungen diskutiert, die das politische Klima der nächsten Monate prägen sollen. Die politische Geschäftsführung Luis Hotten stellte klar: „Der Wahlkampf hat uns alle überrascht.“ Dennoch wolle man mit zwei starken Direktkandidierenden in den Wahlkreisen Dortmund I und II antreten.

Positive Botschaften und konstruktive Kritik

Der Beginn der Veranstaltung war von den üblichen Formalitäten geprägt – Basisdemokratie verlangt Geduld. Doch der zweite Tagesordnungspunkt, die „Debatte zur allgemeinen politischen Lage“, bot Gelegenheit für eine lebhafte Diskussion. Dieser Punkt, den der Vorstand lange nicht mehr genutzt hatte, war Luis Hotten besonders wichtig. „Wir wollen die Stimmen der Basis hören“, erklärte er. Dies war auch der Moment, in dem viele Mitglieder ihre Sorgen und Hoffnungen teilten.

Foto: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

Marek Paul Kirschniok, Sprecher der Grünen, betonte die Bedeutung eines demokratischen und handlungsfähigen Staates, insbesondere angesichts globaler Herausforderungen wie Klimawandel und Populismus. „Die Politik muss für die Menschen da sein“, betonte er. Er verwies auf die Notwendigkeit, den Staat als System zu stärken, das Lösungen bietet.

Trotz kritischer Worte zur Bundespolitik, insbesondere zur Ampelkoalition, blieb die Stimmung während der Debatte optimistisch. Die Basis sieht ihre Stärke in Teamarbeit und Gemeinschaft. „Politik ist Mannschaftsaufgabe“, hieß es, und man wolle mit einer positiven Botschaft in den Wahlkampf ziehen. Bezirksbürgermeisterin Astrid Cramer rief die Mitglieder auf, sich aktiv in den Ortsverbänden einzubringen: „Wir brauchen mindestens 160 Leute auf den Listen. Aktenfresser, Mütter, Väter, Senior:innen, junge Menschen – alle können etwas beitragen.“

Die Grünen richten den Blick nach vorne

Die Diskussion offenbarte auch Spannungen innerhalb der Partei, etwa bei der Frage, wie man sich strategisch von anderen Parteien abgrenzt. Ein frisch-eingetretenes Mitglied brachte es auf den Punkt: „Grün wählen ist halt nichts wert, wenn sich nichts ändert.“ Diese Worte spiegelten die Entschlossenheit wider, konkrete Veränderungen in der Stadtpolitik anzustoßen und dabei konsequent zu bleiben.

Der Fokus auf die Oberbürgermeisterwahl durfte dennoch nicht fehlen. Auf die Frage nach neuen Entwicklungen dazu blieb die Antwort offen, doch der Wahlkampf in Dortmund verspricht spannend zu werden. Die Grünen setzen auf starke Direktkandidierende, ein engagiertes Team und eine klare Botschaft: Es geht um eine nachhaltige und soziale Zukunft für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt.

Bildung als Schlüssel zu sozialer Gerechtigkeit

Im nächsten Tagesordnungspunkt ging es dann ans Eingemachte – die Wahl von zwei Direktkandidierenden. Tina Wilken nutzte ihre Bewerbungssrede, um die sozialen Missstände in den Fokus zu rücken, die sie täglich als Lehrerin an einer Berufsschule erlebt. Sie schilderte eindringliche Szenen aus dem Alltag ihrer Schüler: Kinder und Jugendliche, die mit existenziellen Ängsten kämpfen.

Tina Wilken ist Lehrerin an einem Berufskolleg und Beisitzerin im Vorstand des Kreisverbandes Dortmund. Foto: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

„Meine Schüler leiden unter der ständigen Angst, ihre Zukunftspläne zurücklassen zu müssen“, betonte Wilken und kritisierte die unzureichenden Unterstützungsprogramme der Politik. Besonders das Startchancen-Paket bezeichnete sie als ineffektiv, da Gelder oft ins Leere liefen, ohne echte Hilfen zu schaffen. Sie forderte mehr Schulsozialarbeiter:innen, wirksame Sprachkurse und psychosoziale Unterstützung, um den wachsenden Druck auf Kinder und Jugendliche abzufedern.

Auch die materielle Grundlage sei wichtig: „Kinder sollen in der Schule gesund satt werden können“, so ihre klare Botschaft. Wilken plädierte dafür, sich gemeinsam auf den Weg zu machen, um eine Politik zu gestalten, die verhindert, dass Kinder in Armut aufwachsen, und die Bildung als Weg aus der sozialen Ungleichheit begreift. Wilken wurde mit überwältigender Mehrheit zur Direktkandidatin gewählt.

Radikale Zuversicht für soziale Gerechtigkeit

Hannah Rosenbaum, Sprecherin des Dortmunder Kreisverbands und frisch gewählte Direktkandidatin für den Wahlkreis Dortmund II, machte in ihrer Rede deutlich, wie stark ihre politische Motivation von ihrer eigenen Lebensrealität geprägt ist. Aufgewachsen in einem sozioökonomisch schwachen Stadtteil, kritisierte sie, dass die Probleme vor Ort oft aus einer distanzierten Perspektive beurteilt werden, ohne die Betroffenen selbst einzubeziehen.

Hannah Rosenbaum ist Chemikerin, Sprecherin des Kreisverbandes und Bezirksbürgermeisterin der Nordstadt. Foto: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

„Der wirkliche soziale Brennpunkt ist eine Politik, die genau das zulässt“, erklärte Rosenbaum mit Nachdruck und rief zum Handeln auf. Es brauche eine „Politik der Verbundenheit und des Zusammenhalts“, die sich für ein Zukunftsinvestitionsprogramm für Kinder einsetzt und strukturelle Reformen wie eine Anpassung der Schuldenbremse vorantreibt.

Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Rede war die Bedrohung der Demokratie durch Desinformation. Rosenbaum sprach sich für die Einführung einer „Bundeszentrale für digitale Bildung und Medienbildung“ aus, um den Herausforderungen der digitalen Ära zu begegnen. Ihre Vision für die Zukunft setzt auf eine Abkehr von den destruktiven Emotionen Wut, Angst und Hass: „Zukunft muss aus mehr bestehen.“

Mit dem Leitgedanken der „radikalen Zuversicht“ ermutigte sie die Anwesenden, mutige, zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen, um gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Ihr starkes Ergebnis als Direktkandidatin und ihre Nominierung für die Landesliste sieht Rosenbaum als Auftrag, diese Vision konsequent zu verfolgen.

Verantwortung und klare grüne Akzente

In der Auszählpause trat dann Katrin Lögering, Fraktionssprecherin der Grünen ans Mikro, die gerade aus der Sitzung des Haushaltsausschusses herbeigeeilt kam. Stolz berichtete sie, dass alle Haushaltsanträge der Grünen eine Mehrheit gefunden haben. Dabei habe man nicht nur Verantwortung übernommen, sondern auch mit Weitblick gehandelt.

Katrin Lögering ist Fraktionssprecherin der Grünen. Foto: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

Auch beim Thema Drogenkonsumraum werde man in Zukunft auf ein Gesamtkonzept setzen, statt mit undurchführbaren Vorschlägen um die Ecke zu kommen. Lögering betonte, dass die Menschen in Dortmund ein starkes Bedürfnis nach einer klimaangepassten Stadt verspüren, mit weniger neuen Gewerbegebieten und mehr Konversionsflächen. Soziale und Bildungsgerechtigkeit seien zentrale Anliegen, die Hand in Hand mit einer besseren Lebensqualität gehen müssen.

Mit Blick auf die anstehende Oberbürgermeisterwahl zeigte Lögering, dass die Grünen eine klare Position beziehen: „Wer Grün wählt, bekommt auch Grün.“ Sie räumte ein, dass es gute Gespräche mit der CDU gegeben habe, diese jedoch letztlich nicht zu einer Einigung führten. Stattdessen werde ihre Partei einen eigenen Kandidierenden aufstellen und so ihrer Rolle als eine der großen politischen Kräfte der Stadt gerecht werden. Trotz aller Differenzen bleibt die Botschaft klar: Die Grünen sind gesprächsbereit, aber nur auf Grundlage grüner Prinzipien.

Mit viel Freude und Bock auf gute Politik in den Wahlkampf

Tina Wilken und Hannah Rosenbaum zeigten sich im Anschluss an ihre Wahl entschlossen, den kommenden Wahlkampf mit klaren Botschaften und einer intensiven Nähe zu den Menschen zu führen. Wilken betonte, dass soziale Gerechtigkeit im Mittelpunkt ihres Wahlkampfs stehen soll – nicht nur auf kommunaler, sondern auch auf bundespolitischer Ebene.

Die Grünen haben ihre Direktkandidatinnen für die Bundestagswahl 2025 bestimmt: Tina Wilken wird für den Wahlkreis 141 (Dortmund I) antreten, während Hannah Rosenbaum im Wahlkreis 142 (Dortmund II) kandidiert. Nordstadtblogger-Redaktion | Nordstadtblogger

„Dieses Thema ist aktueller denn je“, sagte sie und verwies auf zahlreiche Studien, die belegen, wie sehr soziale Gerechtigkeit die Gesellschaft beschäftigt. Mit einem authentischen Wahlkampf wolle sie nicht nur die Grünen, sondern auch die Menschen vor Ort überzeugen und dafür sorgen, dass Gerechtigkeitsfragen Gehör finden.

Hannah Rosenbaum hob ebenfalls die Bedeutung des Dialogs mit den Bürgerinnen und Bürgern hervor. Das gute Ergebnis bei der Wahl sei für sie ein starkes Vertrauensvotum, das sie in den kommenden Monaten mit Engagement und Tatkraft rechtfertigen wolle. „Ich möchte mit allen Menschen im Wahlkreis ins Gespräch kommen und herausfinden, was sie bewegt“, erklärte sie.

Soziale Gerechtigkeit und die finanzielle Belastung der Menschen, etwa durch steigende Lebenshaltungskosten, seien für sie zentrale Themen. Mit einer starken grünen Politik und einem offenen Ohr für die Belange der Wählerinnen und Wähler sei es ihr Ziel, das Direktmandat zu gewinnen und eine Politik zu gestalten, die echte Veränderungen bewirken kann.


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Reader Comments

  1. Robert Hayek

    Frau Rosenbaum möchte also eine Abkehr von destruktiven Emotionen. Da frage ich mich natürlich, was sie bzw. der Staat meine Emotionen angeht? Übergriffig sowas.

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