Nach den tödlichen Schüssen gedenken 350 Menschen dem 16-Jährigen

Emotionales Totengebet für Mouhamed D. in der Abu-Bakr-Moschee in der Nordstadt von Dortmund

An dem Freitagsgebet nahmen viele Muslime in der Moschee in der Carl- Holtschneider- Straße teil. Danach folgte das Totengebet für Mouhamed D.
Am Freitagsgebet nahmen viele Muslime in der Moschee in der Carl-Holtschneider-Straße teil. Danach folgte das Totengebet. Foto: Paulina Bermudez für nordstadtblogger.de

Die Fassungslosigkeit und Trauer über den Tod des 16-jährigen Mouhamed D. sitzen immer noch tief. Am Freitag (12. August 2022) fand auf dem Vorplatz der Abu-Bakr Moschee des Islamischen Bundes Dortmund das Totengebet für den jungen Geflüchteten aus dem Senegal statt. Neben Oberbürgermeister Thomas Westphal und Stadtdirektor Jörg Stüdemann nahmen sowohl Vertreter:innen als auch Angehörige verschiedener Religionsgemeinschaften an der muslimischen Trauerfeier teil. 

Polizeieinsatz eskaliert: 16-jähriger Geflüchteter stirbt an fünf Schüssen

Betreuer:innen der Jugendpflegeeinrichtung der St.-Antonius-Kirche beobachteten am 8. August, wie einer der Bewohner:innen sich mit einem Messer im Innenhof aufhielt. Er war über Nacht bereits in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gewesen, die ihn jedoch überraschenderweise nach weniger als 24 Stunden wieder entließ. Aus Angst, der unbegleitete Geflüchtete Mouhamed D., könne Suizid begehen, rief ein Betreuer die Polizei. 

Der 16-jährige Mouhamed D. wurde von fünf Schüssen der Polizei getroffen und starb.
Der 16-jährige Mouhamed D. wurde von fünf Schüssen der Polizei getroffen und starb.

Als die Polizei etwa 15 Minuten später in der Holsteinerstraße mit elf (!) Beamte:innen eintrifft, eskaliert die Situation. Nach dem Einsatz von Pfefferspray und dem zweimaligen Gebrauch der Distanz-Elektroimpulsgeräten („Tasern“), feuert ein Beamter sechs Schüsse aus einer Maschinenpistole ab. Fünf Kugeln treffen den Jugendlichen in Schulter, Bauch, Arm und Kopf. Er erliegt seinen Schussverletzungen kurze Zeit später im Krankenhaus. 

Was in der Zeit zwischen Eintreffen der Einsatzkräfte und Abfeuern der Schüsse geschah, ist weiterhin gänzlich unklar. Da ein Anfangsverdacht wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge besteht, ermittelt nun aus Neutralitätsgründen die Polizei Recklinghausen.

Totengebet auf dem Vorplatz der Abu-Bakr Moschee 

Der Sarg von Mouhamed D. wird auf den Vorplatz der Moschee getragen.
Der Sarg von Mouhamed D. wird auf den Vorplatz der Moschee getragen. Foto: Paulina Bermudez für nordstadtblogger.de

Vier Tage nach dem umstrittenen Polizeieinsatz fand das Totengebet für Mouhamed D. im Innenhof der Abu-Bakr-Moschee statt. Schätzungsweise 350 Menschen versammelten sich mittags in und um die Moschee in der Carl-Holtschneider-Straße im Dortmunder Norden.

Nach dem Freitagsgebet trugen einige Muslime den Sarg auf den Vorplatz der Moschee. Der Imam Abduramane Djalo von der Afrikanischen Kultur-Gemeinde hielt das Totengebet für den jungen Moslem. Und er stellt Forderungen an die anwesenden Vertreter:innen der Stadt Dortmund auf arabisch – ein Mitglied der Gemeinde übersetzt.

„Wir wollen den Staat bitten, alles daran zu setzen, dass die Wahrheit ans Licht kommt, Gerechtigkeit in dieser Angelegenheit herrscht und wenn Schuldige dabei waren, diese auch gerecht bestraft werden“, verlangt der Imam.

Der Imam hält eine Rede in Gedenken an Mouhamed D.
Der Imam Abduramane Djalo von der Afrikanischen Kultur-Gemeind hält das Totengebet für Mouhamed D. Foto: Paulina Bermudez für nordstadtblogger.de

„Wir wissen, dass die Stadt Dortmund viel investiert, damit wir hier alle zusammen in Frieden leben. Wir wollen, dass die Stadt auch weiterhin so viel investiert, damit wir zusammen gestärkt aus dieser Sache rauskommen“, so Djalo.

Konkret meint der Imam damit, das Errichten eines Kulturellen Zentrums für die afrikanischen Mitbürger:innen, damit Integration in Zukunft besser gelingen könne. „Das wird uns helfen, die afrikanischen Menschen, die eventuell den falschen Weg gehen würden, mit den Gesetzen dieses Landes vertraut zu machen, sich korrekt zu verhalten, damit sie in diese Gesellschaft gut integriert werden.“

Oberbürgermeister Westphal appeliert an das Vertrauen der Anwesenden

„Als ich am Montag von dem, was geschah, hörte, war ich erschüttert. Und ich habe gespürt, dass die Erschütterung in der Stadt größer ist“, berichtet Oberbürgermeister Westphal zu Beginn seiner Ansprache.

Stadtdirektor Jörg Stüdemann und Oberbürgermeister Thomas Westphal gedenken dem toten 16- Jährigen Mouhamed D.
Stadtdirektor Jörg Stüdemann und Oberbürgermeister Thomas Westphal gedenken dem toten 16- Jährigen Mouhamed D. Foto: Paulina Bermudez für nordstadtblogger.de

Im Zuge seiner Rede gibt er weitere Hintergrundinformationen über das Leben des jungen Geflüchteten bekannt: „Mouhamed ist schon vor einiger Zeit aus seiner Heimat geflohen und hat auf der Flucht alles verloren. Er hat seinen Vater verloren, seine Mutter verloren und seinen Bruder. Er kam ganz allein nach Deutschland. (…) Was für eine schwere Schicksalssituation für einen solch jungen Mann.“

Was dann geschah, sei aufzuklären, merkt Westphal an. Er appeliert an alle, trotz der nachvollziehbaren Angst, nicht das Vertrauen in die Gesellschaft, die Gemeinschaft, den Staat und die Polizei zu verlieren. Es sei nun an der Zeit, dieses teils schon verlorene Vertrauen wieder aufzubauen. An wem es nun liegt, dieses Vertrauen wieder aufzubauen, thematisiert er allerdings nicht näher.

Die Dortmunder Religionsgemeinschaften wollen weiter zusammenhalten

Nach der Rede des OB hielt Ahmad Aweimer, Imam der Abu-Bakr Moschee und Vertreter des Rates der muslimischen Gemeinden in Dortmund, eine Fürbitte und kündigte die Pfarrer Ansgar Schocke (Katholische Stadtkirche) und Friedrich Stiller (Evangelischer Kirchenkreis) an. Beide betonten in ihren Redebeiträgen, dass die Kirche jedem offen stehe, der Hilfe brauche, ganz gleich wo Mensch herkommt.

Vertreter der verschiedenen Religionsgemeinschaften wollen weiter in Dialog bleiben. Foto: Paulina Bermudez für nordstadtblogger.de

Pfarrer Friedrich Stiller dankte besonders den Imamen, die nach dem Totengedenken ebenfalls zur Besonnenheit und einem Vertrauen in den Rechtsstaat aufgerufen hatten. Der Dialog der Religionen sei in einer solchen Situation nötiger denn je, betonte Pfarrer Stiller. Christen, Juden und Muslime müssten noch enger zusammenstehen.

Die Pfarrei Hl. Dreikönige lädt am Montagabend, 15. August, in Zusammenarbeit mit der geistlichen Gemeinschaft Saint Egidio zum Abendgebet für Mohammed D. und alle Betroffenen der Tragödie ein. Beginn ist um 19 Uhr in der St. Antonius-Kirche, Holsteiner Straße 21 – unmittelbar neben dem Tatort. „Wir laden ausdrücklich zu diesem Gottesdienst alle, die sich mit uns im Gebet vereinen möchten, ein“, unterstreicht Pfarrer Ansgar Schocke.

Reader Comments

  1. Judith

    Mir tut die Polizei leid. Es sollte jeder überlegen wie er reagieren würde . Wenn einer mit dem Messer vor ein steht.
    Und was macht die Polizei in anderen Länder da haben die Menschen Angst.
    Und in Deutschland fehlt der Respekt . Ich habe das Gefühl das wir ausgelacht werden,

  2. Karin.faatz-berte@t-online.de

    Ohne den tödlichen Einsatz einer Maschinenpistole gelingt es 11 Polizisten nicht, ein 16jähriges Kind zu bändigen ????? Schämt euch!!!!!!

  3. Krama

    Wenn irgend jemand die Polizei mit einem Messer angreift muss sich die Polizei wehren dürfen.
    Was wäre mit dem Jungen in seiner Heimat passiert.

  4. Ulrich Sander, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes BdA, Dortmund

    Unter den Teilnehmer:innen der anschließenden Kundgebung auf dem
    Friedensplatz war auch ich und vernahm wie wohl alle Anwesenden
    erschüttert die anklagenden Worte schwarzer Bürger von Dortmund. Als mir
    nicht bekannte weiße Mitbürger:innen dann das Wort ergriffen, galt ihnen meine
    Anerkennung dafür, dass sie den Mut fanden zu sprechen. Einige sagten
    dann jedoch etwas, was mich zu Zwischenrufen veranlasste: Nein, wir
    nicht! Sie hatten behauptet, „wir“ hätten alles falsch gemacht, und nun
    müsse damit Schluss sein. Sie sprachen nicht für die Verwaltung und
    nicht für die Polizei, in diesem Fall hätte ich die Selbstanklage
    verstanden. Die auf dem Platz anwesenden Antifaschisten, Linken,
    Antirassisten. Friedensbewegten und Gewerkschafter im Geiste von Willi
    Hoffmeister müssen eine solche Selbstanklage nicht mitmachen. Sie haben
    gewarnt und gewarnt. Sie haben vor der Hochrüstung der Polizei und den den
    Tasern gewarnt, vor dem Versammlungs- und Polizeigesetz, vor einem
    Innenminister, der befohlen hat, in alle Polizeiwagen Maschinenpistolen zu
    legen, vor den rechten Chatgruppen in der Polizei, die sich bewaffnet auf
    den „Tag X“ vorbereiten.
    Wir waren alarmiert, als – wie unwidersprochen berichtet
    wurde – in Güstrow auf einem Schießplatz der Neonazis Übungen der
    NRW-Polizei, stattfanden – ganz legal und im Auftrag der SEK von NRW mit
    Wissen des Landeskriminalamtes. Im Volksmund sagt man ironisch: Du
    sollst nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen. Und nun schießen
    Polizisten mit einem Maschinengewehr auf ein schwarzes Waisenkind und
    töten es. Sie sagen: Der Junge ging mit einem Messer auf uns los. Der
    Junge stand im Innenhof einer Jugendhilfeeinrichtung, und zwischen den
    Polizisten und ihm befand sich ein Zaun. Er konnte gar nicht auf die elf
    Polizisten zulaufen. Und wenn doch? Dann schießt man und erklärt: Wir
    prüfen das alles genau und melden uns in einigen Wochen wieder, so der
    Staatsanwalt. Müsste nicht der Innenminister zurücktreten und zwar nicht
    in einigen Wochen? Sein Meck-Pom-Kollege, ebenfalls von der CDU, trat
    wegen Güstrow zurück! – Schließlich: Es gibt sicher noch ein paar
    Exemplare der Schrift der VVN-BdA „Es begann nicht mit der
    Borussenfront“ über das Verhältnis von Polizei und Nazis seit 1945 in
    Dortmund.

  5. Karin

    Ich bin fassungslos und schockiert, wie kann es sein das 11 Polizisten nicht in der Lage sind einen 16 Jahre alten Jugendlichen zu überwältigen ? Warum eine Maschinenpistole? Warum 6 Schüsse? Wird nicht normalerweise ein warnschuss in die Luft gegeben und dann eventuell ins Bein um ihn zu Boden zu bekommen ? WARUM 6 SCHÜSSE MIT EINER MASCHINENPISTOLE? Das war eiskalter Mord !!!! Ich hoffe und bete das dieser Fall ohne irgendwelche vertuschungen geklärt wird .

  6. Ulrich Sander

    Ich bin der Meinung, es sollten hier keine Reaktionen stehen, die von Leuten stammen, welche zu feige sind, ihren Namen zu nennen.

  7. Warum standen Sie eigentlich nicht am Sarg von Eryk Klein, Herr Oberbürgermeister Westphal? (PM AfD Dortmund)

    Trauer der Stadtelite in einer Nordstadt-Moschee um einen bewaffneten Afrikaner. Der angeblich 16-JährigeMouhamed D. war nach einem Messerangriff gegen Polizisten erschossen worden. Die Trauerfeier für den Messerangreifer aus dem Senegal, den in der Nordstadt-Migrantenszene zuvor eigentlich niemand kannte, geriet zu einer illustren Versammlung von Linken, Afrikanern, Moslems und Polizeihassern aller Art. Die Stimmung war geprägt von Wut und Hass-Tiraden gegen die Polizei. Direkt am Sarg inszenierte sich Trauergast Oberbürgermeister Westphal pressegerecht mit Mikro. Ihm zur Seite standKämmerer Jörg Stüdemann. Westphal tönte ins Mikrophon: „Und ich verstehe alle, die aufgewühlt sind, weil in unserer Stadt ein 16 Jahre junger Mann durch einen Polizeieinsatz zu Tode kam“.

    So beschämend dieser Auftritt der Stadtspitze in vielerlei Hinsicht war, so beschämend ist allein dieser Satz. Hier geht es schlicht um einen Straftäter, der nach Deeskalationsversuchen und zweimaligem Tasern einen Messerangriff gegen die Polizisten gestartet hatte und dabei zu Tode kam, weil Polizisten ihr eigenes Leben zu schützen hatten. Wieso dieses Verständnis Westphals für ein nicht nachvollziehbares „Aufgewühltsein“ mit Blick auf den Polizeieinsatz, anstatt die Untersuchungsergebnisse des Vorfalls erst einmal abzuwarten? Abzuwarten ist auch eininteressantes Autopsie-Ergebnis, wenn es denn vorgelegt wird: Hat der angeblich 16-Jährige wie von Westphal behauptet tatsächlich dieses Alter, das, wie üblich bei Migranten, biometrisch nicht routinemäßig festgestellt wird.

    Es ist unerträglich, dass Westphal an einer Demo-Trauerfeier teilnahm, in der Polizisten als „Mörder“ dargestellt wurden. Wo bleibt der Protest der Polizeigewerkschaft? Wieder einmal wurden hier Täter und Opfer gezielt vertauscht, um Migrantengewalt klein zu reden. Die Realität ist: Tagtäglich muss sich die Polizei mit Messerattacken migrantischen Ursprungs beschäftigen;Kontrollen fördern bisweilen ganze Messer-Sammlungen zu Tage. Eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Landtag ergab übrigens: Zwischen Anfang Januar 2021 und Ende Juni 2022 hat die Polizei in NRW 7371 Straftaten mit dem Tatmittel „Stichwaffe“ registriert.

    Westphals Auftritt war neben einem Schlag ins Gesicht der Dortmunder Polizei auch ein Schlag ins Gesicht der Dortmunder Bürger. Sie können angesichts der Masse von Migranten-Straftaten erwarten, dass die Stadtspitze seriös vorgeht und sich nicht spontan aus Migrationsverliebtheit faktisch hinter einen angreifenden Mann mit Messer in der Hand stellt.

    Die Dortmunder Bürger müssen fragen dürfen: Warum waren die Herren Westphal und Stüdemann im letzten Jahr eigentlich nicht auf der Beerdigung des Deutschen Eryk Klein, der am 12. Juni 2021 von dem migrantischen Anas N. im Westpark erschossen wurde? Anas N. hatte sich sogar die Waffe während einer laufenden Auseinandersetzung im Park zwischen zwei Jugendlichen-Gruppen eigens von zuhause geholt. Nach der Beweiserhebung des Landgerichts hatte Eryk Klein den 21-Jährigen zuvor mit einer abgebrochenen Flasche angegriffen. Der Schütze wurde damals wegen „Notwehr“ freigesprochen, was zu demonstrativen Protesten führte. Gegen das Urteil läuft die Revision.

    Der Eid des Oberbürgermeisters lautet Gerechtigkeit und Gleichbehandlung gegen alle zu üben. Das ist hier nicht ersichtlich. Für die AfD gilt: Wir stehen als Rechtsstaatspartei konsequent hinter unserer Polizei!

  8. Polizeipräsident Gregor Lange: „Wir sind präsent und setzen auf das Vertrauen in den Nordstadt-Netzwerken“ (PM)

    Hohe Kriminalitätszahlen, Drogenhandel, Sucht, Armut, Elend: Über viele Jahre stand die Dortmunder Nordstadt in der Kritik. Sogar von einer „No-Go-Area“ war die Rede, was zu keinem Zeitpunkt eine belastbare Aussage war. Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange stellt klar: „Niemand würde heute ernsthaft auf die Idee kommen, die Dortmunder Nordstadt als No-Go-Area zu bezeichnen. Die sinkenden Kriminalitätszahlen, die städtebaulichen Fortschritte und die Menschen in diesem Bezirk erzeugen ein komplett anderes Bild.“

    Zwischen 2014 und 2021 ging die Zahl der Straftaten in der Nordstadt insgesamt von 17.441 um mehr als 37 Prozent auf 10.869 zurück. Bei der für das Sicherheitsgefühl der Menschen bedeutsamen Straßenkriminalität sanken die Zahlen im Vergleich der Jahre 2015 / 2021 um mehr als die Hälfte (von 4576 auf 2264). Deutlich fällt der Rückgang bei den Raubdelikten aus: Hier ist ein Rückgang von -65 Prozent zwischen 2014 (269) und 2021 (93) zu verzeichnen (Gewaltkriminalität: -32 Prozent (2014: 910 / 2021: 616).

    Der Polizeipräsident: „Erzielen konnten wir diese wichtigen Erfolge nur in enger Zusammenarbeit mit den Menschen, die in diesem lebendigen und vielfältigen Stadtteil leben. Die Bürgerinnen und Bürger vertrauen der Polizei ihr Wissen an. Sie geben uns Hinweise auf Straftaten, die wir dank guter Aussagen schnell aufklären können. Und sie wirken in langjährigen Netzwerken an konstruktiven Lösungen mit.“

    Zum Hintergrund: Stadtgesellschaft, Politik und Medien forderten vor knapp zehn Jahren spürbare Fortschritte für die Nordstadt ein. Das Polizeipräsidium Dortmund erklärte diese Aufgabe zu einem behördenstrategischen Schwerpunkt – mit dem Ziel, messbare Erfolge für die Sicherheit und Ordnung vorzuweisen. Dafür schuf das Polizeipräsidium zusätzliche Ressourcen, auch mit mehr Personal für die Nordstadtwache. Ein Schwerpunktdienst, die Ermittlungskommission (EK) Nordstadt, zahlreiche Sondereinsätze gemeinsam mit Ordnungsamt, Gewerbeaufsicht und dem Zoll führten zu einem hohen Kontroll- und Strafverfolgungsdruck.

    Im Jahr 2021 leitete allein die EK Nordstadt 1428 Verfahren ein – und klärte 873 Straftaten auf, was einer Aufklärungsquote von 61 Prozent entspricht (seit Einrichtung der EK Nordstadt im Jahr 2016 ist die Zahl der Straftaten um mehr als 24 Prozent auf 10.869 Delikte im Jahr 2021 gesunken).

    Die Polizei war für Ermittlungen verdeckt im Einsatz und zeigte vor allem auch an Brennpunkten eine verstärkte Präsenz, um Straftaten zu verhindern und schnell einschreiten zu können – für diese vielerorts sichtbare Präsenz erhielt die Polizei in der Nordstadt viel Zuspruch von den Bürgerinnen und Bürgern in den Wohnquartieren. Die starke Präsenz löste allerdings auch Kritik aus. Dazu Polizeipräsident Gregor Lange: „Unsere Arbeit in der Nordstadt ist ein ständiger Spagat zwischen Repression und Kontrolldruck gegen Straftäter und unserem Anspruch, mit den Menschen dort ins Gespräch zu kommen. Mein Eindruck ist, dass uns dieser Spagat in den letzten Jahren sehr gut gelungen ist.“ Ausgesprochen hilfreich und wirksam war dabei die enge Zusammenarbeit mit Ordnungsamt, Gewerbeaufsicht, Zoll und Staatsanwaltschaft.

    Die bisher erzielten Erfolge sind nicht allein auf Repression, Kontrolldruck und Strafverfolgung zurückzuführen, sondern zusätzliche auf gut ausgebaute Nordstadt-Netzwerke, in denen Polizei und andere Institutionen sowie ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger auf Augenhöhe miteinander sprechen und entscheiden. In diesen Netzwerken arbeiten u.a. das Sicherheitsforum und der Runde Tisch Nordstadt, Gemeinden, Schulen, Kindertagesstätten, Streetworker, Nachbarschafts-Initiativen, Bürgerbüros und andere Projekte mit. Auch private Immobilien-Investitionen sowie städtebauliche Entwicklungen z.B. im Hafenquartier sorgen für mehr Lebensqualität.

    Intensiv ist auch der Dialog im Netzwerk mit muslimischen Institutionen sowie die Kooperation mit dem Multikulturellen Forum. Für Werteorientierung, interkulturelle Kompetenz und Antirassismus-Arbeit besteht bereits seit mehreren Jahren eine sehr gute Zusammenarbeit.

    Der Leiter der Polizeiwache Nord, Polizeihauptkommissar Martin Gaide, erlebt in diesen Gremien und bei Gesprächen auf der Straße „sehr engagierte Menschen, die ein gutes Gespür für das Leben in der Nordstadt besitzen und sich für ein friedliches Miteinander in einem lebenswerten Bezirk einsetzen, in dem sich vieles zum Positiven geändert hat. Auch aktuell ist es so, dass sich die Menschen an uns wenden. Sie zeigen Straftaten an. Sie bitten uns um Hilfe. Für manche Menschen sind wir bei Problemen die erste Anlaufstelle. Wir haben nicht den Eindruck, dass vor uns jemand wegläuft. Im Gegenteil, wir spüren ein großes Vertrauen.“

    Dieses Vertrauen nutzt die Polizei für weitere Gespräche. Polizeipräsident Gregor Lange: „Wir sind weiter präsent, wir sind ansprechbar und wir gehen auf die Menschen und ihre Gemeinschaften zu. Wertvoll ist in Gesprächen und Einsätzen besonders eine multikulturelle Besetzung der Wache Nord. Die Bürgerinnen und Bürger können sich jederzeit vertrauensvoll an die Polizei wenden.“

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