Von Rainer Roeser
Gemessen an der Zahl ihrer Mitglieder und der Zahl ihrer Parlamentsmandate, ist es momentan in keiner anderen Partei so einfach, sein Geld mit der Politik zu verdienen wie in der AfD. Manche Glücksritter haben das erkannt, aber auch manche Ideologen. Zu letzterer Gruppe zählt Matthias Helferich, derzeit Geschäftsführer der Dortmunder AfD-Ratsfraktion. Nach Lage der Dinge wird der 32-Jährige ab Herbst dem Bundestag angehören. Eine Aufstellungsversammlung des nordrhein-westfälischen Landesverbandes in Siegen wählte ihn am Wochenende auf den siebten Platz der Landesliste. Das dürfte sicher reichen für ein Mandat, auch wenn die Umfragen derzeit sinkende Werte für seine Partei verheißen.
Grabenkämpfe innerhalb der Partei: Geschlossenheit war gestern
Vor dem Parteitag präsentierte sich Helferich als Kandidat der Jüngeren in der AfD. Nach seiner Wahl ließ er sich von Nachwuchskräften der Partei auf die Schultern heben. Doch er ist weit mehr als nur der Kandidat der sich „Junge Alternative“ nennenden Nachwuchsorganisation der AfD.
In der künftigen nordrhein-westfälischen Landesgruppe ihrer Parlamentarier dürfte er mit zwei oder drei Abgeordnetenkollegen den rechten Flügel bilden.Ganz rechts steht er auch heute schon im Landesvorstand seiner Partei.
Vor eineinhalb Jahren war dieser Vorstand angetreten, um in aller neuen Einigkeit den vorherigen permanenten Auseinandersetzungen in der NRW-AfD ein Ende zu machen. Doch mit der beschworenen Geschlossenheit ist es längst wieder vorbei. Das liegt auch an Helferich, der als stellvertretender Landesvorsitzender gewählt worden war.
Zum Beispiel, weil er Ende letzten Jahres eifrig eine Veranstaltung förderte, bei der Landeschef Rüdiger Lucassen gemeinsam mit dem „Flügel“-Obersten Björn Höcke auf der Bühne stand. Zum Beispiel, weil er für einen Landesparteitag im vorigen Jahr Anträge mit allerlei völkischem Gedröhn und Geschwurbel vorlegte. Zum Beispiel, weil er – im Vorstand unabgesprochen – die Auflösung des Verfassungsschutzes forderte. Angeblich „Gemäßigten“ stellten sich die Nackenhaare auf. All ihre Bemühungen zur Seriositätssimulation sehen sie in Gefahr gebracht durch einen, der immer noch zu völkisch, zu neurechts und zu verbalradikal daherkommt.
Verquere Fronten im Landesverband – dennoch setzte sich Helferich durch
Im zwölfköpfigen Vorstand hat das Duo Lucassen/ Helferich mittlerweile wieder eine knappe Mehrheit gegen sich. Und vor der Siegener Aufstellungsversammlung taten sich ganz neue, verquere Fronten auf. Einerseits kursierte in der Partei eine Empfehlungsliste aus Lucassens Lager: der Oberst a. D. standesgemäß an der Spitze, sein Helfer Helferich auf Platz 4.
Andererseits machte eine konkurrierende Favoritenliste die Runde, hinter der sich eine höchst disparate Anhängerschaft versammelte: rabiate „Flügel“-Gegner neben glühenden „Flügel“-Anhängern. Beide Gruppen waren sich nur in einem einig: in der Gegnerschaft zu ihrem Landeschef (und damit auch zu Helferich).
Die einen nahmen dem Duo nach wie vor Lucassens Auftritt mit Björn Höcke übel. Die anderen mochten nicht vergessen, dass es Lucassen und Helferich waren, die im Bündnis mit angeblich „Gemäßigten“ in NRW einen „Flügel“-Vorstand verdrängt hatten. Beide setzten sich in Siegen dennoch durch: Lucassen als Spitzenkandidat und Helferich auf einem sicheren Listenplatz.
Als Verlierer fuhren nach dem ersten Parteitagswochenende – die Veranstaltung wird am kommenden Wochenende fortgesetzt – insbesondere Helferichs Bochumer „Parteifreunde“ wieder heim. AfD-intern war ihnen bislang eine besondere Geschicklichkeit im Strippenziehen zugunsten angeblich „Gemäßigter“ nachgesagt worden. Diesmal stießen sie an ihre Grenzen. Der zweite Dortmunder AfD-Direktkandidat Heiner Garbe ist nicht auf der Landesliste abgesichert. Bisher zumindest nicht: Gewählt wurde erst bis Platz 12.
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https://www.nordstadtblogger.de/hintergrund-mit-gedroehn-und-geschwurbel-die-ambitionen-von-matthias-helferich-in-der-afd/
Reader Comments
Max.Buerger
Okay, ihr mögt die AfD nicht aber die Begründung:
„Zum Beispiel, weil er Ende letzten Jahres eifrig eine Veranstaltung förderte, bei der Landeschef Rüdiger Lucassen gemeinsam mit dem „Flügel“-Obersten Björn Höcke auf der Bühne stand. Zum Beispiel, weil er für einen Landesparteitag im vorigen Jahr Anträge mit allerlei völkischem Gedröhn und Geschwurbel vorlegte. Zum Beispiel, weil er – im Vorstand unabgesprochen – die Auflösung des Verfassungsschutzes forderte. “
Ist ja wohl inhaltsleeres Geschwurbel mit Diffamierungsabsicht. Manch einer sagt sogar Hetze dazu.