Vielfältige Aktivitäten erwartete Kinder aus der ukrainischen Partnerstadt

Eine Woche in Dortmund: Kinder aus Schytomyr hatten eine Auszeit vom Krieg in ihrer Heimat

Auch in Besuch im Dortmunder Zoo gehörte zum abwechslungsreichen Programm, das vom Team Internationale Beziehungen der Stadt Dortmund auf die Beine gestellt wurde. Foto: Stadt Dortmund / Fabian Zeuch

In weiten Teilen der Ukraine ertönt regelmäßig Luftalarm, teils mehrmals am Tag und auch Nachts. Das Leben der Einwohner:innen ist seit Kriegsbeginn auf den Kopf gestellt. So auch in Schytomyr. Daher wurden ausgewählte Kinder, der zukünftigen Partnerstadt Dortmunds, eingeladen hier eine Auszeit vom Krieg zu erleben. Die 16 Kinder im Alter von zehn bis 16 Jahren und ihre Betreuer:innen haben eine An- und Abreise von jeweils zwei Tagen auf sich genommen, um eine Woche in Dortmund zu verbringen. Während ihres Aufenthalts nahmen sie an einem abwechslungsreichen Programm teil. Die offizielle Städtepartnerschaft wird voraussichtlich bis Sommer 2025 eingegangen.

Auch die Begegnungen mit Dortmunder Jugendlichen gehörte zum Programm

Das Team internationale Beziehungen der Stadt Dortmund organisierte ein vielfältiges Programm für den Aufenthalt der Ukrainer:innen. Eine Erkundungstour durch die Stadt wurde mit einen Besuch des Dortmunder Zoos, der DASA, dem Ausbildungszentrum der Feuerwehr und bei Phoenix des Lumières abgerundet. Alle Teilnehmenden nutzten zudem die Gelegenheit, auf dem Phoenix-See segeln zu gehen. 

Bei der Begrüßung durch Bürgermeisterin Barbara Brunsing im Rathaus bedankten sich die Kinder für die Gastfreundschaft. Foto: Stadt Dortmund / Daniela Müller

In der Jugendfreizeitstätte in Hombruch verbrachten die Gäste aus Schytomyr einen abwechslungsreichen Nachmittag mit Dortmunder Jugendlichen. Darüber hinaus erfolgte eine Fahrt mit der Jugendfreizeitstätte Westerfilde in den Movie Park nach Bottrop.

Im ukrainischen Tanzstudio Art Time wurde ein Tag mit weiteren Kindern aus der Ukraine, die in Dortmund leben, veranstaltet. Bei einem Empfang im Rathaus durch Bürgermeisterin Barbara Brunsing sprachen die Kinder ihren Dank für die Gastfreundschaft aus. 

Die gemeinsame Sorge um die Väter überschattet die Auszeit vom Krieg in Dortmund

Die Kinder eint die Sorge um ihre Väter. Diese befinden sich aktuell in russischer Gefangenschaft oder gelten als vermisst. Zwei der Besucherinnen wurde vor der Abfahrt nach Dortmund mitgeteilt, dass ihre Väter im Krieg getötet wurden. Bei ihrer Rückkehr findet die Beerdigung statt.

Im Ausbildungszentrum der Feuerwehr Dortmund nahmen die Kinder an einer Löschübung teil. Foto: Stadt Dortmund / Fabian Zeuch

Zu der Einladung an die Kinder, die besondern von den Auswirkungen des Krieges betroffen sind, kam es im Zuge einer Delegationsreise nach Schytomyr im vergangenen Juni. Bislang bezieht sich die staatliche Unterstützung dort auf Familien, in denen ein Elternteil kriegsbedingt verstorben ist.

Bei der Auswahl der Kinder für die Reise nach Dortmund wurde erstmals eine Bestandsaufnahme gemacht, in welchen Familien ein Elternteil und Gefangenschaft ist oder vermisst wird. Dies könnte zukünftig Grundlage zur Unterstützung auch dieser Familien bilden. 

Nach nur wenigen Tagen sind die Kinder schon viel offener und fröhlicher geworden

Kateryna Kravchenko begleitete ihre Tochter Daria auf der Reise und sagte zu ihrer persönlichen Situation: „Unseren Töchtern und Söhnen wird durch den sinnlosen Angriffskrieg die Kindheit gestohlen. Die Situation für uns Mütter wird zu der ohnehin schon schwierigen Lage immer schwerer.“

Der BVB lud die jungen Gäste zum Heimspiel gegen den FC St. Pauli ein. Foto: Stadt Dortmund / Fabian Zeuch

„Deshalb ist es sehr schön für mich zu sehen, dass unsere Kinder in Dortmund eine tolle Auszeit vom Krieg haben und sie zumindest für eine Woche die Kindheit haben können, die sie verdienen. Wir sind sehr dankbar dafür, dass die Augen der Kinder hier vor Freude strahlen können. Nach nur wenigen Tagen sind sie schon viel offener und fröhlicher geworden.“ 

Der Plan, den Kindern eine Pause vom Kriegsalltag zu ermöglichen, ist aufgegangen. Der zwölfjährige Dmytro war besonders vom Fußballprogramm beeindruckt: „Ich möchte gerne wieder nach Dortmund kommen. Wir erleben so viele tolle Sachen, am meisten Spaß hat mir der Stadionbesuch und das Fußballspielen bei der Fußballakademie gemacht. Vor dem Krieg habe ich auch zu Hause gespielt, musste dann aber aufhören. Jetzt will ich auf jeden Fall wieder anfangen mit dem Fußball.“

Die offizielle Städtepartnerschaft wird voraussichtlich bis Sommer 2025 eingegangen

Die Städtepartnerschaft wird erst ab 2025 offiziell dennoch sind bereits viele Hilfslieferungen erfolgt. Unter anderem auch ein Kanalreinigungsfahrzeug und zwei Mensaküchen. „Das Leid der Menschen vor Ort ist unverändert hoch. Die russischen Angriffswellen sind wieder intensiver geworden. So gab es in der vergangenen Woche mit 14 Stunden den längsten Luftalarm seit Kriegsbeginn“, berichtet Fabian Zeuch, der die Partnerschaft mit Schytomyr für die Stadt Dortmund koordiniert.

Auch Schytomyr wurde in der Vergangenheit das Ziel von Luftangriffen. (Archivbild) Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

„Die Menschen sind extremen Belastungen ausgesetzt, wobei der Winter aufgrund möglicher Versorgungsausfälle nach Einschlägen auch immer eine besondere Herausforderung darstellt.“

„Wir unterstützen Schytomyr daher weiterhin so gut es geht, damit wir einen Teil dazu beitragen können, dass die kommunale Infrastruktur vor Ort aufrechterhalten werden kann. Eine ganze Generation wird unberechtigt um eine sorgenfreie Kindheit beraubt, sodass ich mich freue, dass wir unseren jungen Freund:innen zumindest ein paar Tage Unbeschwertheit schenken konnten“, so der Dortmunder Koordinator.


Stadtwappen und geographische Lage der Stadt Schytomyr.
Stadtwappen und geographische Lage der Stadt Schytomyr. Screenshot: Wikipedia

Hintergrund: Die Stadt Schytomyr

  • Schytomyr liegt circa 120 Kilometer westlich von Kiew und hat rund 260.000 Einwohner:innen.
  • Nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hat der Rat der Stadt Dortmund den Krieg verurteilt, sich mit der Ukraine solidarisch gezeigt und die Verwaltung damit beauftragt, eine ukrainische Städtepartnerschaft zu gründen.
  • Diesem Auftrag ist das Team für Internationale Beziehungen nachgekommen. Momentan befinden sich beide Städte in einer Solidaritätspartnerschaft.
  • Im Jahr 2025 soll diese in eine formale Städtepartnerschaft übergehen.

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