„T.I.A. Dance Productions“ feiert am 30. Oktober 2024 im DKH Premiere

Eine Tanzaufführung für alle Sinne: Lädt blinde und sehbehinderte Menschen zum Mit-Erleben ein

Am 30. Oktober 2024 feiert die „T.I.A. Dance Productions“ im Dietrich-Keunighaus ihre Premiere.
Die „T.I.A. Dance Productions“ feiert am 30. Oktober 2024 im Dietrich-Keuning-Haus ihre Premiere. Foto: De-Da Productions

Im Ballett sowie im zeitgenössischen Tanz wird Perfektionismus großgeschrieben. Dabei spielen „perfekt“ ausgeübte Bewegungen sowie ein „perfekter“ Körper nach dem eurozentrierten Idealbild eine große Rolle. Das will das Team „T.I.A. dance productions” um Choreograph:in Amelia Uzategui Bonilla mit „Interrupting the Thrill of Exactitude” brechen. Bei der Premiere am 30. Oktober 2024 im Dietrich-Keuning-Haus experimentieren blinde, sehbehinderte und sehende Künstler:innen des Teams mit alternativen Tanzformen und kreieren eine Performance die vom Publikum nicht nur gesehen, sondern auch mit allen Sinnen erlebt werden kann.

Eine Tanzaufführung, die sich von eurozentrischen Idealbildern löst

Amelia Uzategui Bonilla, ein:e nichtbinäre peruanische Tänzer:in und Choreograph:in, hat bereits in jungen Jahren am eigenen Leib erfahren müssen, wie im Tanz die Vorstellung eines idealen Körpers durch eine eurozentrierte Perspektive geprägt ist.

Am 30. Oktober 2024 erwartet das Publikum viele unterschiedliche Tanzarten sowie auch Tanzstile im Rhythmus von Cumbia und Reggaetton, aber auch queere Zärtlichkeitspoesie und spielerische Tanzbattles.
Das Publikum erwartet viele unterschiedliche Tanzarten sowie auch Tanzstile im Rhythmus von Cumbia und Reggaetton, aber auch queere Zärtlichkeitspoesie und spielerische Tanzbattles. Foto: Rogavaphoto

Jahrelang habe Bonilla versucht nach der eurozentrierten Idealvorstellung zu tanzen. Irgendwann kam Bonilla zu dem Schluss, dass dies unmöglich ist, und begann im Jahr 2020 mit einer Recherche zum Thema Perfektionismus im Tanz.

So entstand dann auch das Projekt „Interrupting the Thrill of Exactitude”, das sich von den eurozentrischen ästhetischen Werten löst. „Wir haben einen Raum der Inklusivität geschaffen“, sagt Bonilla.

Viele der Tänzer:innen mussten lange Zeit eine normative Rolle verkörpern, dieses Projekt erlaubt ihnen nun, diese Maske fallen zu lassen. Zwischendrin erzählen die Künstler:innen auch von sich und ihren Erfahrungen.

Bex Pattison, verantwortlich für die Dramaturgie und künstlerische Produktion erklärt, dass es dem Team wichtig war zu zeigen, dass die Künstler:innen auch nur Menschen sind. So wollen sie sich vom Idealbild eines/einer perfekten Tänzer:in lösen.

„Interrupting the Thrill of Exactitude” soll mit allen Sinnen erlebt werden

Das Team „T.I.A. dance productions” möchte die Gelegenheit nutzen, einen Tanz zu entwickeln, der alle einlädt, die in der elitären Ballettpyramide keinen Platz finden. So haben sich die blinden, sehbehinderten und sehenden Künstler:innen des Teams zusammengefunden und an einer intersektionalen, barrierefreien Tanzaufführung gearbeitet.

Die Tanzaufführung kann vom Publikum nicht nur visuell erlebt werden, denn sie wird auch auditiv begleitet.
Während der Tanzaufführung wird den Zuschauer:innen beschrieben, was getanzt wird und welche Kleidung getragen wird. Foto: De-Da Productions

Am 30. Oktober 2024 erwartet das Publikum in der Nordstadt viele unterschiedliche Tanzarten sowie auch Tanzstile im Rhythmus von Cumbia und Reggaetton, aber auch queere Zärtlichkeitspoesie und spielerische Tanzbattles.

Die Tanzaufführung kann man nicht nur visuell erleben, denn sie wird auch auditiv begleitet. Den Zuschauer:innen wird während der Aufführung beschrieben, was getanzt wird und welche Kleidung gerade getragen wird.

Zu Beginn wird es zudem eine Tastführung geben, bei der das Publikum die Möglichkeit hat, das Material der Kleidung der Tänzer:innen zu fühlen.

Das Publikum wird dazu eingeladen Geräusche zu machen

Im Gegensatz zum klassischen Theater lädt das Team das Publikum auch dazu ein Geräusche zu machen. Das kommt davon dass es eine „Relaxed Performance“ ist und das Team eine warme und entspannte Atmosphäre kreieren möchte, erzählt Elnaz Farahbakhsh, verantwortlich für die Audiodeskription der Aufführung.

Zwischendrin erzählen die Künstler:innen auch von sich und ihren Erfahrungen.
Zwischendurch erzählen die Künstler:innen auch von sich und ihren Erfahrungen. Foto: Rogavaphoto

Dem Publikum soll vermittelt werden, dass sie ihre Bedürfnisse nicht unterdrücken sollen – auch nicht während der Aufführung. Als Beispiel nennt Farahbakhsh den Gang zur Toilette, der im Normalfall während einer Aufführung als störend gewertet wird.

„Ich muss mich nicht in meinem Menschsein unterdrücken, sondern kann auch während der Aufführung so sein wie ich bin“, sagt Farahbakhsh.


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