„Keine Privatjets mehr aus Dortmund“ lautet eine Petition an den heimischen Airport, die auf der Plattform „WeAct“ von Campact gestartet wurde und schon mehr als 3200 Unterschriften eingesammelt hat. Der Hintergrund: Die Zahl der Privatjet-Flüge in Deutschland ist nach Recherchen von NDR und Süddeutscher Zeitung auf ein Rekordniveau gestiegen. Und damit auch der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase – vor allem durch viele Kurzstrecken- oder sogar Leerflüge.
Die Zahl der Linien-Inlandsflüge ist rückläufig – aber die der Privatjets steigt
Von deutschen Flughäfen aus sind im vergangenen Jahr so viele Privatjets wie nie zuvor gestartet. Insgesamt mehr als 94.000 Starts von Flugzeugen aus dem sogenannten Business-Segment verzeichnete die Luftkontroll-Organisation „Eurocontrol“ – also etwa 260 Flüge täglich. Das ist ein Zuwachs von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Privatjet-Flüge machten damit etwa 12 Prozent des gesamten Flugverkehrs in Deutschland aus, berichtet der NDR.
Bereits Ende März hatte die Umweltschutzorganisation Greenpeace eine zunehmende Zahl an Privatflügen in Europa kritisiert. Laut einer Analyse des Forschungsinstituts CE Delft ist die Zahl der privaten Jetflüge in Europa im vergangenen Jahr um 64 Prozent auf 572.806 angestiegen, kritisiert laut Zeit Online die Organisation und fordert wegen der klimaschädlichen Folgen ein EU-weites Verbot von Privatjets.
„Während die Anzahl der deutschen Inlandsflüge im letzten Jahr endlich rückläufig war, stiegen die Superreichen öfter denn je in ihre Privatjets. Die Privatjets fliegen fast die Hälfte der Zeit leer und stoßen mehr Treibhausgase aus als das gesamte Land Dänemark in einem Jahr“, rechnen Kritiker:innen vor.
Privatjets verbrauchen 6000 Mal so viel Kraftstoff wie Autos auf derselben Strecke
Es geht offenbar größtenteils um kurze Strecken. Fast drei Viertel der Privatjet-Flüge von deutschen Flughäfen sollen zu Zielen gehen, die weniger als 500 Kilometer entfernt sind. Etwa 60 Prozent der Strecken sind sogar kürzer als 300 Kilometer. Hunderte Jets pro Jahr fliegen etwa die Strecke zwischen Hamburg und Sylt.
„Die Luxusmaschinen verursachen mehr als eine Million Tonnen an Emissionen. Und die Tendenz ist steigend. Während wir Bürger:innen immer mehr Maßnahmen zum Klimaschutz einhalten, verpesten Superreiche mit Kerosin die Luft und sorgen für zusätzlichen Lärm“, begründen die Aktivist:innen die Formulierung der Petition. „12,7 Prozent des deutschen Flugverkehrs bestehen aus Kurzstrecken geflogen mit Privatjets. Dabei verbrauchen Privatjets 6000 Mal so viel Treibstoff wie PKWs auf einer solchen Strecke.“
In Amsterdam hat der Flughafen Schiphol bereits reagiert und Privatflüge verboten. Nach Ansicht der Aktivist:innen „eine Entscheidung mit Signalwirkung für Anwohner:innen und Klima – dem sich andere Flughäfen anschließen sollten. Deshalb fordern auch wir: Dortmund Airport, setzen Sie das Verbot für An- und Abflüge von Privatjets auch hier in Dortmund rasch um!“
In Dortmund gab es im Jahr 2022 über 35.000 Flugbewegungen
Der Dortmunder Fughafen gibt sich zum Thema vergleichsweise wortkarg: „Ebenso wie der Linienverkehr ist der Verkehr, der über das General Aviation Terminal (GAT) abgefertigt wird, ein Bestandteil des Luftverkehrs. Betrachten wir das Jahr 2022, nutzten insgesamt knapp 2,6 Millionen Fluggäste den Dortmunder Airport. Hiervon können rund 24.000 Passagiere dem GAT zugeordnet werden“, heißt es auf Nordstadtblogger-Nachfrage.
Für das aktuelle Jahr 2023 erwartet der Dortmunder Flughafen ähnliche Zahlen und verweist darauf, dass zu den GAT-Nutzer:innen auch Ambulanzflüge, Organtransporte, Polizeiflüge u.ä. zählen.
„Die tatsächlichen Privatnutzer machen daher nur einen Bruchteil der Passagiere aus“, betont der Airport Dortmund. Dort sind (Stand 30. Juni 2023) 55 Luftfahrtzeuge in der Hallenunterstellung – es ist also ihr Heimatflughafen.
Im Jahr 2022 gab es in Dortmund 29.413 gewerbliche Flugbewegungen und 6.839 nichtgewerbliche Flugbewegungen – inklusive der Polizeiflüge. „Das Verhältnis gewerblich zu nichtgewerblich ist somit 81 zu 19 Prozent. Zu der Frage, wie viele Flüge davon innerdeutsch sind, können wir keine Auskunft geben.“
Hier geht es zur Petition: LINK