Der wahrscheinlich in der Natur ausgerottete Evers-Reisfisch ist der jüngste Neuzugang im Zoo Dortmund. Mitarbeiter*innen holten 73 Jungtiere dieser Art aus dem Allwetterzoo Münster ab. Mit dem wahrscheinlich in der Natur ausgerotteten Evers-Reisfisch ist eine aus Artenschutzperspektive sehr interessante Tierart neu in den Zoo Dortmund eingezogen. Die jungen Reiskärpflinge sind derzeit etwa ein bis zwei Zentimeter groß und bezogen zwei Aquarien in der Krabbelkiste gegenüber den Trampeltieren. Ausgewachsen werden die Fische eine Größe von etwa vier bis fünf Zentimeter messen.
Der Fisch kommt in der Wildnis nur in einem kleinen Gewässer vor
In der Krabbelkiste können Besucher*innen die Tiere bei Zooführungen bereits besuchen. Dort wird der Zoo Dortmund nun eine Zucht dieser bedrohten Tierart etablieren und sich gemeinsam mit dem Allwetterzoo Münster und dem Museum Koenig in Bonn am Erhalt dieser Art beteiligen. Zu einem späteren Zeitpunkt können Besucher*innen eine Gruppe Evers-Reisfische im Aquarium vor den Zwergottern im Otter-Haus beobachten.
Der Evers-Reisfisch konnte bisher in nur einem etwa 40 Meter langen, knapp zehn Meter breiten und nur wenige Meter tiefen Gewässer, dem Tilanga-Karstpool, auf Sulawesi in Indonesien nachgewiesen werden, wo er erst im Jahr 2010 von Hans-Georg Evers entdeckt wurde. Nach ihm wurde der Fisch dann bei der Erstbeschreibung 2012 auch benannt. Vermutlich kommt der Fisch nur in diesem einen Gewässer vor, was den Evers-Reisfisch zu einem sogenannten Mikroendemiten macht.
Bedroht in der Natur durch Gewässerverschmutzung
Der Tilanga-Karstpool wurde kurz nach der Entdeckung des Evers-Reisfischs dank seines kristallklaren, kühlen Wassers mitten im Dschungel von Menschen als natürlicher Swimmingpool entdeckt und schnell bei Einheimischen und Touristen beliebt und sogar kommerziell erschlossen.
Einige Menschen waschen sich in dem Pool, so dass Seife und andere Reinigungsmittel ins Wasser gelangen. Außerdem wurden zahlreiche nicht heimische Fische wie Karpfen und Guppys in dem Gewässer ausgesetzt.
Als Wissenschaftler*innen des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels vom Museum Koenig in Bonn 2019 das Gewässer zu Forschungszwecken aufsuchten, konnten sie nur noch etwa zehn der dort einst zahlreichen Evers-Reisfische entdecken, die sich alle in schlechter Verfassung befanden und mit Parasiten und Pilzinfektionen bedeckt waren.
Diese wurden wahrscheinlich durch die ausgesetzten Fische eingeschleppt. Heute ist der Evers Reisfisch vermutlich in dem Pool verschwunden und damit wahrscheinlich gänzlich in der Wildnis ausgerottet. Der Zoo Dortmund wird sich künftig durch Zucht am Erhalt dieser bedrohten Tierart beteiligen.
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Erstmals Nachwuchs bei den wahrscheinlich in der Natur ausgerotteten Evers-Reisfischen im Zoo Dortmund (PM)
Seit etwa drei Monaten hat der Zoo Dortmund den in der Natur wahrscheinlich ausgerotteten Evers-Reisfisch in seinem Bestand. Nun haben die jungen Evers-Reisfische im Zoo Dortmund erstmals selbst Nachwuchs.
In einer für die Evers-Reisfische aufgebauten Zuchtanlage hinter den Kulissen des Zoos schlüpften ein gutes Dutzend Jungtiere dieser bedrohten Tierart. Der Zoo Dortmund hatte aus dem Allwetterzoo Münster 73 Jungtiere dieses seltenen Reiskärpflings übernommen.
Ihre Schlupfgröße haben die jungen Reisfische mittlerweile beinahe schon verdoppelt, seit sie am Bauch ihrer Mütter aus dem Ei schlüpften. Der Evers-Reisfisch weist bei der Fortpflanzung eine Besonderheit auf. Er gehört zu den sogenannten „bauchbrütenden“ Reisfisch-Arten, die bisher nur auf Sulawesi in Indonesien nachgewiesen werden konnten. Während Reiskärpflinge üblicherweise nach der Paarung die befruchteten Eier an Pflanzen oder Wurzeln abstreifen, tragen weibliche Evers-Reisfische die Eier etwa zwei bis drei Wochen lang bis zum Schlupf am Körper. Wieso sich das bei diesen Reisfischen evolutiv so entwickelte, ist noch völlig unklar und bisher nicht erforscht.
Ein interessanter Fall für den Artenschutz
Der Evers-Reisfisch ist aber auch aus Artenschutz-Perspektive sehr interessant. Denn dieser Reisfisch konnte bisher in nur einem etwa 40 Meter langen, knapp zehn Meter breiten und nur wenige Meter tiefen Gewässer, dem Tilanga-Karstpool, auf Sulawesi in Indonesien nachgewiesen werden, wo er erst im Jahr 2010 von Hans-Georg Evers entdeckt wurde, nachdem der Fisch dann bei der Erstbeschreibung 2012 auch benannt wurde. Vermutlich kommt die Art nur in diesem einen Gewässer vor, was Evers-Reisfisch zu einem sogenannten Mikroendemiten macht.
Der Tilanga-Karstpool wurde kurz nach der Entdeckung des Fisches als natürlicher Swimmingpool mit kristallklarem, kühlen Wasser mitten im Dschungel für Menschen entdeckt und schnell bei Einheimischen und Touristen sehr beliebt und sogar kommerziell erschlossen, sodass Badelustige an einem dort errichteten Kassenhäuschen Eintritt für ein Bad in dem Gewässer zahlen müssen. Einige Menschen waschen sich in dem Pool, sodass Seife und andere Reinigungsmittel ins Wasser gelangen. Außerdem wurden zahlreiche nicht heimische Fische wie Karpfen und Guppys in dem Gewässer ausgesetzt.
Evers-Reisfische sind bald im Otter-Haus zu sehen
Als Wissenschaftler des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels vom Museum Koenig in Bonn 2019 das Gewässer zu Forschungszwecken aufsuchten, konnten sie nur noch etwa zehn von den dort einst zahlreichen Evers-Reisfischen entdecken, die sich alle in schlechter Verfassung befanden und mit Parasiten und Pilzinfektionen bedeckt waren. Diese wurden wahrscheinlich durch die ausgesetzten Fische eingeschleppt. Heute ist der Evers-Reisfisch infolgedessen vermutlich in dem Pool verschwunden und damit eventuell gänzlich in der Natur ausgerottet.
Derzeit hält der Zoo Dortmund die Evers-Reisfische nur hinter den Kulissen. Künftig werden sie im Otter-Haus gezeigt, wo der Zoo unter anderem mit den dort lebenden Zwergottern sowie den Evers-Reisfischen den Lebensraum Reisfeld darstellen möchte.
dortmund.de/zoo