Eine Kindheit, in der der Tod immer präsent und nie natürlich war: Ausstellung „Kinder von Auschwitz“ in der Nordstadt

Ruth und Robert Büchler wurden im Alter von elf und fünfzehn Jahren nach Auschwitz deportiert. Ruth überlebte nicht. Fotos: Archiv Alwin Meyer

Der Förderverein Gedenkstätte Steinwache-Internationales Rombergparkkomitee e.V. zeigt im Dietrich-Keuning-Haus in der Nordstadt vom 2. September bis 2. Oktober 2021 die Ausstellung „Vergiss deinen Namen nicht – Die Kinder von Auschwitz“. Sie ist bei freiem Eintritt dienstags bis samstags in der Zeit von 10 bis 22 Uhr geöffnet. 

Buchautor Alwin Meyer hat über Jahrzehnte das Vertrauen von Überlebenden gewonnen

Die Ausstellung möchte den Opfern einen Namen, Gesicht und Stimme geben.

Auf fast 40 großformatigen Bild-und Schrifttafeln werden Lebensgeschichten und Hintergründe von Kindern, die Auschwitz und das Unvorstellbare überlebt haben, auf eine sehr persönliche Art und Weise erzählt.

Die Ausstellung basiert auf dem gleichnamigen Buch des Berliner Autoren Alwin Meyer.

Er hat über Jahrzehnte nach Kindern von Auschwitz gesucht, mit ihnen gesprochen und ihr Vertrauen gewonnen.

Viele erzählten ihm zum ersten Male vom Lagerleben, von einer Kindheit, in der der Tod immer präsent und nie natürlich war.

Mindestens 232.000 Säuglinge, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre wurden aus allen Teilen Europas während der nationalsozialistischen Herrschaft nach Auschwitz deportiert oder kamen dort unter unvorstellbaren Bedingungen zur Welt. Gerade einmal 650 von ihnen überlebten.

Ausstellung dokumentiert den dunkelsten Fleck deutscher Geschichte

Obwohl die SS-Verbrecher in Auschwitz versucht hatte, die wichtigsten Beweise für ihr grausames Handeln zu beseitigen, konnten unmittelbar nach der Befreiung viele Spuren gesichert werden. Dazu gehören diese Kinderschuhe.

Sie tragen die Spuren des Erlittenen auf dem Körper und in ihrer Seele. Unter den ermordeten Jüdinnen und Juden waren überproportional viele Kinder. Dies ist eine bekannte, doch bis heute wenig beachtete Tatsache. Die Ausstellung gibt den Kindern von Auschwitz einen Namen, ein Gesicht und eine Stimme.

Es geht um das Leid des Einzelnen, aus der Perspektive der Verfolgten, jedoch auch gleichzeitig in den historischen Kontext eingebettet. Die Ausstellung soll Denkmal und Mahnmal gegen das Vergessen und Vergessen werden sein und dokumentiert den dunkelsten Fleck unserer deutschen Geschichte.

Mit Blick auf das Aktionsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ soll mit dieser Ausstellung auch ein Beitrag dazu geleistet werden, insbesondere die jüngere Generation für antisemitische Stereotype und Vorurteile zu sensibilisieren, diese zu erkennen und sich klar dagegen zu positionieren.

Insbesondere die junge Generation soll durch die Ausstellung angesprochen werden

Die Ausstellung basiert auf dem gleichnamigen Buch von Alwin Meyer. Mehr Infos im Anhang.

„Angesichts von Rechtspopulismus und Rechtsextremismus sowie der Kontinuität des Antisemitismus in unserer Gesellschaft ist es unsere fortwährende Aufgabe, Lehren aus der Geschichte zu ziehen und entsprechend zu handeln“, so die Veranstalter*innen.

Insbesondere Schulklassen und Jugendgruppen, die junge Generation, wolle man animieren, die Ausstellung zu besuchen. Am 2. September findet um 17 Uhr in der Agora des Keuning-Hauses die Eröffnungsveranstaltung statt, mit Schirmherr Oberbürgermeister Thomas Westphal.

Der Berliner Autor Alwin Meyer wird in die Ausstellung einführen. Es gibt ein kleines Kulturprogramm (siehe Anhang des Artikels) mit Tirzah Haase und einer Kindertanzgruppe der jüdischen Gemeinde. 

Zur Teilnahme an der Eröffnungsveranstaltung muss man sich – coronabedingt – per Mail anmelden (Link im Anhang des Artikels). Kooperationspartner und Unterstützer sind das Dietrich-Keuning-Haus, der Jugendring mit dem Projekt „Botschafter*innen der Erinnerung“, die jüdische Gemeinde oder auch das Netzwerk Dortmund gegen Antisemitismus. Im Rahmen des Bundesprogrammes „Demokratie leben“ wird das Projekt gefördert.

 

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Weitere Informationen:

  • Anmeldung zur Eröffnungsveranstaltung am 2. September: veranstaltungsorganisation@stadtdo.de
  • Gruppen sollten sich beim Vorstand des Fördervereins, hier bei Georg Deventer anmelden: gus.deventer@arcor.de
  • www.steinwache-rombergparkkomitee.org
  • Infos zum Buch „Vergiss deinen Namen nicht – Die Kinder von Auschwitz“:
    Steidl Verlag, mit zahlreichen Fotos, Fester Einband / Leineneinband / Leseband, 16 x 23.5 cm, 760 Seiten, zweite, überarbeitete Auflage 2016, 38,80 €. ISBN 978-3-86930-949-1
  • Weitere Publikation von Alwin Meyer: „Mama, ich höre dich – Mütter, Kinder und Geburten in Auschwitz“
    mit zahlreichen Fotos, Hardcover, 12,6 x 20,8 cm, 256 Seiten, Erscheinungsdatum: Ende März 2021, 18,00 €
    ISBN 978-3-95829-938-2

Ausstellungseröffnung Donnerstag, 02. September 2021, 17 Uhr:
Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50-58 in 44147 Dortmund; Programm unter der Moderation von Tirzah Haase und Georg Deventer:

  • Grußwort des Oberbürgermeisters Thomas Westphal, Schirmherr der Ausstellung
  • Grußwort eines Vertreters bzw. einer Vertreterin der jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund
  • Illustrierter Vortrag zur Einführung in die Ausstellung durch den Autor Alwin Meyer
  • Lieder und Texte von deutsch-jüdischen Komponist*innen und Schriftsteller*innen mit Tirzah Haase, begleitet von Armine Ghuloyan am Piano
  • Kindertanzgruppe „ Harimon“ der jüdischen Gemeinde unter der Leitung von Marina Evel
  • Statement der „Botschafter*innen der Erinnerung“ zur Spurensuche in Dortmund
  • Rundgang durch die Ausstellung in der Galerie im Obergeschoss des Hauses

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