Die Nordstadt ist in vieler Munde: Allerdings assoziieren viele Menschen mit dem Namen vor allem Negatives. Die Bewohnerinnen und Bewohner sehen „ihre Nordstadt“ allerdings mitunter ganz anders: „Leben“, „Kult“, „Toleranz“, „Charme“, „Neugier“, „Flair“ oder „Vielfalt“ werden genannt. Das hat eine Aktion des Stadtbezirksmarketings ergeben.
150 Vorschläge für Imagekampagne
Vor einem Jahr wurde ein Wettbewerb gestartet, der ein Logo und eine Dachmarke für die Imagearbeit entwickeln sollte. Ein echtes Nordstadt-Produkt: Denn es wurde nicht „einfach“ eine Werbeagentur beauftragt. Im Rahmen der Leitbildentwicklung waren vor einigen Jahren Plakate und Postkarten von der in der Nordstadt beheimateten Agentur „WAM“ entwickelt worden: „Wohnlicher“, sportlicher“ und kultureller“ wurde damals mit der Nordstadt assoziiert. „Das war eine Kampagne, keine Dachmarke“, erklärt Quartiersmanager Martin Gansau. „Jetzt sind wir viel breiter aufgestellt und haben möglichst viele Akteure und Bewohner beteiligt, um größtmögliche Akzeptanz zu erreichen.“
Dachmarke mit emotionaler Komponente
Für die Entwicklung der Dachmarke war vor allem die emotionale Komponente gefragt, erläutert Gansau weiter. Alle Akteure und Bewohner waren aufgefordert, ihre Ideen einzureichen. 150 Vorschläge kamen so auf den Tisch. Eine Jury hat diese gesichtet und bewertet. Sie konnten aus dem Vollen schöpfen. Denn aus den Vorschlägen wurde die Vielfalt deutlich: „Authentisch“, „natürlich“, „dynamisch“, „kreativ“, „bunt“, „sozial“, „jung“, „frech“, „echt“ und „einzigartig“ wurden häufig zur Charakterisierung genannt, berichtete Uta Wittig-Flick von der Stadterneuerung.
Viele Menschen mit Herz in der Nordstadt
Viele gute Ideen – die Auswahl war für die Jury – die Vertreter kamen aus allen Quartieren und verschiedenen Einrichtungen und Gruppen – nicht leicht: „Es war schwierig, aber es gab ein eindeutiges Votum“, betont Gansau. Nun stehen die neue Dachmarke und das Logo: „Echt Nordstadt“, kombiniert mit „folge deiner Neugier“, „pures Leben“, „wilde Heimat“ und „besser ist bunt“. Bezirksbürgermeister Siegfried Böcker ist begeistert: „Es geht um die Würdigung und den Stellenwert, die der Nordstadt gebührt“, macht der SPD-Politiker bei der Präsentation in der Erlebniswelt Fredenbaum deutlich.
Neues Logo soll zur Identifikation dienen
Das so entstandene Nordstadt-Logo – entworfen hat es Maks Bley – soll nicht nur zur Identifikation, sondern auch zu hoher Glaubwürdigkeit beitragen: „Selbstverständnis und Stolz der Nordstädter und die besondere Qualität des Stadtteils haben ihr eigenes Zeichen bekommen“, heißt es beim Stadtbezirksmarketing. Das lebhafte und emotionale Flair des Stadtteils findet sich in dem leger gezeichneten Logo wieder. „Es besticht durch seinen hohen Wiedererkennungswert und ist in seiner Form äußerst prägnant, robust und einprägsam. Somit sind alle Ansprüche an die ästhetische Langlebigkeit, die Unverwechselbarkeit und die Funktionalität einer Logotype erfüllt“, heißt es in der Dokumentation. „Es funktioniert als eigenständige Marke, ist in allen Größen erkennbar und vielseitig anwendbar.“
Alle Interessierten können das Logo nun für ihre Publikationen und Veröffentlichungen verwenden. Allerdings nur, wenn sie sich den Grundsätzen verpflichten, die Grundwerte von Toleranz und Vielfalt zu achten, verschiedene Weltanschauungen und Religionen zu achten, Stereotypen und Pauschalisierungen zu vermeiden und dem weit verbreiteten Negativimage über die Nordstadt nicht weiter Vorschub zu leisten, macht Wittig-Flick deutlich. Dazu hat das Stadtbezirksmarketing eine Selbstverpflichtung entworfen.
Alle Interessierten, die die Logos verwenden wollen, können sich bei Fragen oder Hilfestellungen an Quartiersmanager Martin Gansau wenden- Telefon: 0231/2227373 oder Email: info@nordstadt-qm.de
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Dr. Marita Hetmeier
Der Amtsschimmel und das Nordstadt-Logo
Der Amtsschimmel in Dortmund tritt unter kuriosen Ehrentiteln und Phantasienamen auf. Manchmal nennt er sich „Stadtbezirksmarketing“. Unter diesem Künstlernamen gab er jüngst die Entwicklung eines „Nordstadt-Logos“ in Auftrag. Offenbar liegt das Logo vor. Der Amtsschimmel hat mir jetzt ein Antragsformular zugeschickt. Wenn ich das Logo nutzen will, schreibt er, muss ich eine Genehmigung beantragen. Ich muss darlegen, worin mein Einsatz für die Nordstadt besteht und welche Relevanz meine Arbeit für die Nordstadt besitzt. Außerdem soll ich versichern, dass „mir/uns die Gleichwertigkeit von Religionen und Weltanschauungen wichtig ist“ und dass „ich/wir unter dem Motto der Vielfalt, Respekt und Toleranz agiere(n)“. Im Abspann des Antragsformulars lese ich, dass die „Lenkungsgruppe Stadtbezirksmarketing Innenstadt Nord“ über meinen Nutzungsantrag entscheiden wird.
Lieber Amtsschimmel,
ich möchte nicht unhöflich sein. Doch ich denke, das mit dem „Marketing“ verstehe ich besser als Du. Deshalb möchte ich es Dir gerne erklären:
1) Wenn Du möchtest, dass jemand für Dich Reklame macht, musst Du es ihm einfach, bequem und angenehm machen. Das ist das Mindeste, wenn Du schon kein Geld dafür bezahlst. Easy going – sagt Dir das was? Es ist nämlich so: Du hast die Nordstadt in den vergangenen Jahren ziemlich heruntergewirtschaftet. Du kannst froh sein, wenn sich noch jemand findet, der freiwillig mit einem Logo für Dein Problemviertel wirbt. Ich kenne viele, die lieber schamhaft verschweigen, woher sie kommen. Stell Dir einfach vor, bei der Geschichte mit dem Logo sitzen die Bürger der Nordstadt hinter dem Schalter. Du bist der Bittsteller und stehst davor. Leg also schön die Ärmelschoner ab, pack Dein Formular in die Aktentasche und füge Dich demütig in die ungewohnte Rolle. Sei vor allem nett und höflich zu den Leuten. Schließlich willst Du etwas von denen und nicht umgekehrt.
2) Du verlangst von mir, dass ich Dir erkläre, welche Relevanz meine Arbeit für die Nordstadt hat und worin mein Einsatz für „aktive, nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation“ in der Nordstadt besteht. Hm, da muss ich wirklich stutzen. Dieselbe Frage wollte auch ich Dir schon lange mal gestellt haben. Warum ist die Nordstadt in den vergangenen Jahren trotz des Einsatzes von Bürgerinitiativen, Eigentümern und Gewerbetreibenden so abgestürzt? Meinst Du nicht, es könnte etwas mit Deiner Amtsführung zu tun haben? Ich sag nur Straßenstrich, Armutszuwanderung, Drogen, Alkohol – alle Entwicklungen der vergangenen Jahre hast Du mehr oder weniger in Deiner Amtsstube verschlafen. Höre auf meinen Rat: Weniger dummes Zeug wiehern, ab und zu mal vom Amtstrott in den gestreckten Galopp wechseln – das sind die Dinge, die Du Dir zu Herzen nehmen solltest. Und merke Dir noch diese goldene Regel: Bevor Du mir blöde Fragen stellst, pack Dir lieber mal an Deine eigenen Nüstern.
3) Ich soll Dir versichern, dass mir die Gleichwertigkeit von Religionen und Weltanschauungen wichtig ist. Bitte wie? Alle Religionen und Weltanschauungen sind gleichwertig? Da muss ich mich doch wundern. Ich denke so: Es gibt Religionen und Weltanschauungen, die ich mag, es gibt welche, die ich respektiere und dann gibt es welche, gegen die ich mich zur Wehr setze. Zu den letzteren gehören Nazis mit Glatzen und Springerstiefeln, islamfaschistische Kofferbomber und Salafisten, aber auch DDR-Nostalgiker, die dem innerdeutschen Grenzregime mit Mauer und Schießbefehl hinterher trauern. Für mich sind diese Weltanschauungen und Religionen nicht gleichwertig. Außerdem: Was um Himmels willen hat das alles mit der Frage zu tun, ob ich Dein Logo benutzen darf?
4) Du schreibst, ich soll „unter dem Motto der Vielfalt, Respekt und Toleranz agieren“. Sonst darf ich Dein Logo nicht nutzen. Vorab: Es muss heißen: „unter dem Motto der Vielfalt, des Respekts und der Toleranz“ oder „unter dem Motto Vielfalt, Respekt und Toleranz“. Man kann zwar heute „Herr Professorin“, aber noch nicht „die Respekt“ sagen. Ich will gewiss nicht kleinlich sein. Aber Du machst ja jetzt in Marketing und auf die Sprache kommt es in der Werbebranche nun mal an. Übrigens bin ich sehr für Vielfalt, Toleranz und Respekt. Aber warum fragst Du mich das? Warum verlangst Du, dass ich so eine Art Amtseid ablege, bevor ich Dein Logo benutzen darf? Wo soll das hinführen? Wirst Du demnächst von mir fordern, dass ich Donnerstags den Veggieday einhalte, als Zeichen meines guten Willens? Muss ich womöglich schwören, dass ich fest auf dem Boden der gender-mainstreaming Richtlinien stehe und mich für Nachhaltigkeit, Inklusion und Sonnenwende… sorry, Energiewende einsetze? Dass ich mich als gute Blockwärterin erweise und jeden Verstoß gegen das Rauchverbot ohne Verzug der Gesundheits-Staats-Polizei melde? Dass ich abends zu Gott, unserer Herrin, bete, auf dass sie endlich die Motorroller und die Zigarettenautomaten verbiete?
Lieber Amtsschimmel, weißt Du was? Behalte Dein Logo einfach für Dich. Ich benutze lieber mein eigenes…
Dr. Marita Hetmeier
Dr. Marita Hetmeier ist selbständige Immobilienmaklerin und betreibt ihr Büro in der Mallinckrodtstraße in der Dortmunder Nordstadt.
Nerdstadtversteher
Sehr geehrte Frau Hetmeier,
wenn ich das richtig verstanden habe, soll das Nordstadt-Logo ein Signet für Qualität sein. Dazu passt wohl kaum, dass es Jedermann nutzen kann wie er will und wofür er will. Als Indikator für einen offenen und toleranten Stadtteil kann das Logo nur wirken, wenn ein Gremium darauf aufpasst, dass kein Schindluder damit getrieben wird. Ich kann jedenfalls verstehen, dass man einen Nutzungsvertrag unterschreiben muss, da das Urheberrecht hier nicht mehr greift.
Ich begrüße sehr, dass sich endlich jemand in dieser Form um die Nordstadt kümmert. Der Tag wird kommen, an dem auch Sie sich gerne mit dem grünen Herz schmücken möchten.