Von Susanne Schulte
Jedes Mal, wenn die Tafel an den Jahrestag ihrer Gründung erinnert, das ist mittlerweile ein gutes Dutzend Jahre her, besteht kein Grund zur Gratulation, es ist ein Anlass zum Schämen: In dem reichen Land leben hunderttausende Menschen, die mit Sozialausweis einkaufen gehen müssen, weil sie sonst mit ihrem Geld, früher Sozialhilfe, heute Hartz IV genannt, nicht über den Monat kommen.
Lydia-Kirchengemeinde lädt zur Veranstaltung in die Tafel-Zentrale in der Nordstadt ein
Die anstehende Bundestagswahl am 24. September nimmt nun die evangelische Lydia-Kirchengemeinde aus der Nordstadt zum Anlass, in den Räumen der Tafel die Direkt-KandidatInnen aus Dortmund zu fragen, ob und wie sie das Sozialsystem so organisieren wollen, dass die Tafel überflüssig wird.
Die Veranstaltung ist am Donnerstag, 7. September, um 19 Uhr in den Räumen der Tafel an der Straße Osterlandwehr 31-35. Die Moderation übernimmt Pfarrer Friedrich Laker, die Begrüßung Christian Nähle, Mitglied im Verein der Tafel.
Nicht alle Podiumsgäste sind im Wahlkreis II aufgestellt, zu dem auch die Nordstadt gehört. Aber alle KandidatInnen haben StellvertreterInnen gefragt, auch aus anderen Gremien, die auf dem Podium Antworten geben wollen.
Jeweils fünf Minuten, um sich und ihre Vorstellungen zu präsentieren, haben Sabine Poschmann für die SPD, Regina Stephan, CDU-Ratsfrau, Ingrid Reuter für die Grünen, Ulla Jelpke für Die Linke, Max Zombek für die FDP und Matthias Helferich für die AfD. Anschließend sind Fragen aus dem Publikum gewünscht. Und das „unbedingt“, wie Christian Nähle sagt.
Nur Sabine Poschmann nahm das Angebot an und arbeitete für einen Tag bei der Tafel
Die Tafel, so erzählt er, habe alle Podiumsgäste eingeladen, vor dem Abend für mindestens einen Tag bei der Lebensmittelausgabe zu helfen. Bis auf Sabine Poschmann sei niemand, meist aus Termingründen, auf dieses Angebot eingegangen.
Die Lydia-Gemeinde schreibt in ihrer Ankündigung zur Veranstaltung, dass die Tafel „schon längst nicht mehr aus der Dortmunder Armutslinderung weggedacht werden kann“ und stellt die Frage: „Müssen Institutionen wir die Tafeln dauerhaft etabliert sein oder wie könnte die Not, welcher die Tafeln täglich entgegentreten, anderweitig dauerhaft gelindert werden?“
Als Soforthilfe gedacht ist die Tafel mittlerweile eine unabdingbare Dauereinrichtung geworden
Die Tafel selbst, so betont Christian Nähle, ist ein überparteilicher Verein. Das sei auch heute nicht anders als damals bei der Gründung vor 13 Jahren. Doch mittlerweile sei eine gewisse Ernüchterung eingetreten. Das Motto von 2004 „Not lindern. Jetzt! Nicht irgendwann“ hatte die Akuthilfe als Idee, nicht die Dauereinrichtung.
Die Tafel bekommt Lebensmittelspenden von Supermärkten und kleineren Einzelhändlern und gibt diese an bestimmten Tagen an DortmunderInnen weiter, die einen Sozialausweis haben. Viele ehrenamtlich arbeitende Frauen und Männer sorgen für den reibungslosen Ablauf an den vielen Ausgabestellen, die es in Dortmund gibt.
Andere Sachspenden wie Mietnachlässe für die Räume und Autos werden genauso gebraucht wie Geldspenden gerne angenommen werden.