Ist das Jugendamt in der Nordstadt richtig aufgestellt? Erreicht es die Zielgruppen? Welche Angebote fehlen? Fragen, um die es auch beim Ortstermin von Stadträtin Daniela Schneckenburger auf dem Nordmarkt auch ging.
Sie sah sich die Arbeit des Jugendamtsmobils an, welches aktuell zwei Mal die Woche in der Nordstadt unterwegs ist. Seit einem Jahr gibt es den aufwändig hergerichteten und ausgestatteten Transporter, mit dem Neuzuwandererfamilien erreicht werden sollen.
Muttersprachliche Familienbegleiterinnen sorgen für Vertrauen
Sie wollen mit dem niederschwelligen Angebot eine Beziehung zu den Familien aufbauen. Daher haben sie kostenlose Hygieneartikel, aber auch Schul- und Spielmaterial mit an Bord.
Die anfänglichen Vorbehalte („Wenn ihr kommt, laufen sie weg“) hätten sich aufgelöst, macht Simone Brezinski deutlich. „Wir können die Kinder und Eltern mittlerweile ohne Probleme ansprechen.“
Und das „Ansprechen“ der Neuzuwanderer funktioniert – denn auch muttersprachliche Familienbegleiterinnen sind dabei.
Sie sprechen unter anderem bulgarisch, spanisch und rumänisch. „Ohne sie kämen wir in unserer Arbeit nicht weiter“, räumt Simone Brezinski ein.
Vor allem Kinder kommen wegen der Geschenke – Eltern sind zurückhaltender
300 bis 400 Kinder haben die Jugendamtsmitarbeiter mit ihrem Mobil im ersten Jahr erreicht. Die Zahl der Eltern ist deutlich geringer. Aber auch mit ihnen kommen sie ins Gespräch.
Doch ein Gespräch im Bus – dort gibt es auch zwei Bänke mit Tisch – geht nicht. „Das ist tabu“, musste Jugendamtsmitarbeiterin erfahren. Also finden die Gespräche nur außerhalb statt.
Auch die anfänglichen Vormittagstermine haben sich nicht bewährt. Daher steuert das Jugendamt zwei Mal die Woche nachmittags den Nordmarkt an, so Brezinski.
Kritik an der schwachen Jugendamts-Präsenz während der Abendstunden auf dem Nordmarkt
Das Team stellt sich der Kritik, dass das Jugendamt vor allem auch abends und nachts dort Präsenz zeigen sollte. Teilweise sind selbst Kindergarten-Kinder noch nach Mitternacht dort unterwegs.
„Wir kümmern uns“, so Brezinski. So seien beispielsweise die Streetworker von Stadt und AWO auch abends unterwegs.
Bei der AWO hat man sich dabei schon auf jüngere Jugendliche eingestellt: Waren sie zum vergangenen Jahr für Jugendliche ab 14 Jahren zuständig, kümmern sie sich jetzt auch schon um Zwölfjährige“, berichtet der scheidende AWO-Streetworker Mirza Demirovic.
Doch die Kinder, die er auch am späten Abend antreffe, seien teils noch sehr viel jünger. „Wir haben ein Auge auf die Situation und beobachten das“, räumt Schneckenburger ein. „Das wird ein Thema werden.“
Natürlich sei es nicht in Ordnung. Doch das sei Teil der kulturellen Differenzen und des Lernprozesses. „Und das besprechen wir mit den Eltern.“
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