Neue Sonderausstellung im Brauereimuseum in der Nordstadt

Ein (Berufs-)Leben bei der DAB: „Brauereiwelten“ stellt ehemalige Mitarbeitende in den Mittelpunkt

Horst Duffe kam 1959 als Kraftfahrer zur DAB. Als „Botschafter“ kutschierte er den DAB-Truck rund um die Welt.
Horst Duffe blickt gerne auf seine Zeit als als „Botschafter“ zurück – er kutschierte den DAB-Truck rund um die Welt. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Die Begeisterung ist ihnen anzumerken – und die Verbundenheit zu ihrem (früheren) Arbeitgeber: Acht Ehrenamtliche stehen im Mittelpunkt der neuen Sonderausstellung des Brauerei-Museums in der Steigerstraße. Dabei geht es um mehr als „nur“ Brauen, Gären und Malzen: Bis zum 31. Dezember stellt „Brauereiwelten“ ehemalige Mitarbeitende der Dortmunder Actien-Brauerei (DAB) vor. Die Porträts geben Einblicke in die abwechslungsreiche Arbeit in der Brauindustrie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Vom Glanz vergangener Tage zur modernen Brauereilandschaft

Von wagemutigen Kraftfahrern über kreative Produktmanagerinnen bis hin zu erfahrenen Braumeistern: Verschiedene Charaktere erzählen anhand persönlicher Objekte von ihrem Berufsweg.

Stellten die neue Schau vor: Corinna Schirmer, Leiterin des Brauerei-Museums, Dr. Jens Stöcker, Direktor des Museums für Kunst und Kulturgeschichte, Hans Duffe, ehemaliger Lkw-Fahrer und Gabrielle Skalli, ehemalige Länderreferentin der Dortmunder Actien-Brauerei.
Stellten die neue Schau vor: Corinna Schirmer, Leiterin des Brauerei-Museums, Dr. Jens Stöcker (MKK-Direktor) und die Ehrenamtlichen Hans Duffe und Gabriele Skalli. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Das gemeinsame: Sie alle haben sich für den „Unruhestand“ entschieden. Nach ihrer Verrentung arbeiten sie nun regelmäßig im Brauereimuseum mit und lassen andere Menschen an ihrer Leidenschaft für den Beruf, die Branche und das Museum teilhaben.

Die Ausstellung beleuchtet die Auswirkungen des Wandels in der Brauwelt auf die Menschen und ihren Berufsalltag. Dortmund war einst als „Bierstadt“ bekannt und beheimatete zahlreiche bedeutende Brauereien. Im Laufe der Zeit haben Fusionen, Übernahmen und Insolvenzen die Brauereilandschaft drastisch verändert und so die entsprechenden Berufe stark geprägt.

Für Horst Duft ging es von Dortmund in die weite Welt

Der wohl „dienstälteste“ DAB-Botschafter ist Horst Duffe. Er kam 1959 als Kraftfahrer zur DAB. Er war einer von 40 – aber er war der, der den DAB-Truck rund um die Welt kutschierte. In der Ausstellung nimmt die Besucher:innen mit auf seine berufliche Reise: Schon als Schüler hatte er den Traum, Kraftfahrer zu werden – bei der DAB erfüllte sich sein Wunsch 1959 schließlich.

Horst Duffe kam 1959 als Kraftfahrer zur DAB.
Horst Duffe kam 1959 als Kraftfahrer zur DAB.

Für Werbezwecke führt er den DAB-Zug in die weite Welt, durch Europa und sogar bis in die USA. „Ich musste aber erst mal meine Frau fragen, ob sie die Zustimmung gibt“, berichtet er vom Gespräch mit seinem Chef. Seine „Chefin“ gab grünes Licht: Du kannst die Aufgabe annehmen, du liebst doch deine Brauerei“, entgegnete sie. Doch das sei ein Irrtum. Ich liebe nur dich“, kokettierte Horst Duffe und sorgte für Charme-Offensive.

Die war wohl auch nötig. Dass er mal sieben Monate am Stück durch die USA fahren würde, war damals weder geplant noch absehbar. Zehn Jahre lang fuhr er als Markenbotschafter quer durch Europa. Seinen Ami-Truck brachte er damals auch mit nach Deutschland. Dieser ungewöhnliche Lkw war auf europäischen Straßen ein eher ungewöhnlicher Anblick.

Die  DAB gehörte einst zu den größten Bier-Exporteuren weltweit

Eine andere DAB-Mitarbeiterin war – wenn auch Jahrzehnte später – für genau solche Werbestrategien im Unternehmen zuständig. Die fortschreitende Technologie machte auch keinen Halt vor der traditionsreichen Braukultur. Auch die Bereiche Werbung und Öffentlichkeitsarbeit passten sich dem Markt fortlaufend an.

Die Nostalgie-Edition einer 1-Liter-Dose Dortmunder Export wurde von Gabriele Skalli kreiert und präsentiert.
Die Nostalgie-Edition einer 1-Liter-Dose Dortmunder Export wurde von Gabriele Skalli kreiert und präsentiert. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

So erzählt die Ausstellung die Geschichte von Gabriele Skalli, die 1987 zur DAB kam und als Länderreferentin in der Auslandsabteilung arbeitete. Dort entwickelte sie Marketingstrategien für den internationalen Markt. „DAB gehörte zu den größten Exporteuren weltweit. In den einzelnen Ländern mussten wir uns immer auf unsere Kunden einstellen“, erzählt Skalli.

So musste für die arabischen Länder ein alkoholfreies Bier gebraut werden, was auch wirklich 0,0 Prozent Alkohol hatte – in Deutschland waren 0,4 Prozent üblich. Diese und andere Herausforderungen sorgten immer für Diskussionen. „Ich war die Schnittstelle zwischen Vertrieb und Technik und musste immer sehen, ob die Wünsche umzusetzen sind. Das war nicht immer einfach, man musste sich arrangieren.“

Ein Produkt, auf das sie besonders stolz ist: die Nostalgie-Edition einer 1-Liter-Dose Dortmunder Export, die von ihr kreiert wurde und ebenfalls präsentiert wird. Auf den Dosen die jeweiligen Informationen und Deklarationen in mehreren Sprachen unterzubringen, sei ein stetiger Kampf gewesen – schließlich sollte die Dose ja noch attraktiv aussehen. Einige dieser Aktions- und Nostalgiedosen sind in der Ausstellung zu sehen.

Ein (Berufs-)Leben bei der DAB – auch im Ruhestand

Noch zwei Jahre früher als Horst Duffe fing Ulrich Lenz bei der DAB an. Er war von 1957 bis 1993 stolze 36 Jahre lang bei seiner Brauerei, vor allem im Personalwesen. Doch während seiner Zeit bei der DAB musste Lenz auch mit außerberuflichen Herausforderungen umgehen: Als Raucher beschloss er Mitte der 90er-Jahre, dem Qualm den Rücken zu kehren.

15 Ehrenamtliche engagieren sich im Brauereimuseum. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Als ständige Erinnerung an diese Zeit behielt er ein Werbefeuerzeug der DAB bei sich. Als Symbol für seine Entschlossenheit begleitete es Lenz mehrere Jahrzehnte lang – nun wird er während der Laufzeit der Ausstellung ein paar Monate auf seinen treuen Begleiter verzichten müssen.

„Die Gegenstände und Geschichten zeigen, dass für die Mitarbeitenden die Arbeit nicht an der Türschwelle zum Feierabend aufhörte. Die Arbeit bei der Brauerei war stark mit dem Leben der Personen verwoben“, so Corinna Schirmer, Leiterin des Brauerei-Museums.

Einige von ihnen haben fast ihr ganzes Berufsleben hier verbracht – und sind sogar im Ruhestand als Ehrenamtliche hier im Museum mit ihr verbunden. Diese und andere Geschichten sind in der Sonderausstellung zu sehen.

Mehr Informationen:

  • Sonderausstellung „Brauereiwelten“
  • im Brauerei-Museum, Steigerstraße 16, 44145 Dortmund
  • Sie ist bis zum 31. Dezember zu sehen.
  • Der Eintritt ist – wie auch für die Dauerausstellung – frei
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Reader Comments

  1. Bei Führung und Verkostung im Brauerei-Museum Dortmund kann Brau-Tradition wahrhaft „geschmeckt“ werden (PM)

    Im historischen Sudhaus im Brauerei-Museum können sich Interessierte von Bier-Kunst und Brau-Tradition verzaubern lassen. Bei einer Erlebnisführung am Donnerstag, 6. Juli, erfahren sie ab 17:30 Uhr in der Steigerstraße 16, wie Bier hergestellt wird. Gleich danach ist Probieren möglich – vier Glas Dortmunder Bier à 0,1 l und ein Dortmunder Stößchen als Präsent. Kosten: 13 Euro pro Person. Bitte anmelden unter Tel. (0231) 8400200 oder brauereimuseum-dortmund@radeberger-gruppe.de. dortmund.de/brauereimuseum

  2. Brau-Tradition „schmecken“ bei Führung und Verkostung im Brauerei-Museum Dortmund (PM)

    Im historischen Sudhaus im Brauerei-Museum können sich Interessierte von Bier-Kunst und Brau-Tradition verzaubern lassen. Bei einer Erlebnisführung am Donnerstag, 3. August, erfahren sie ab 17:30 Uhr in der Steigerstraße 16, wie Bier hergestellt wird. Gleich danach ist Probieren möglich – vier Glas Dortmunder Bier à 0,1 l und ein Dortmunder Stößchen als Präsent. Kosten: 13 Euro pro Person. Bitte anmelden unter Tel. (0231) 8400200 oder brauereimuseum-dortmund@radeberger-gruppe.de. https://dortmund.de/brauereimuseum

  3. Brauerei-Museum bietet Führung mit anschließender Verkostung (PM)

    Erst in die Brau-Tradition der Stadt eintauchen und erfahren, wie Bier hergestellt wird – und es im Anschluss gleich probieren: Das Brauerei-Museum (Steigerstr. 16) bietet am Donnerstag, 5. Oktober eine Erlebnisführung an. Im Anschluss an eine einstündige Tour durchs Brauerei-Museum gibt es eine gemütliche Bierverkostung im historischen Sudhaus sowie ein kleines Brauerei-Präsent. Los geht es um 17.30 Uhr, der Preis pro Person beträgt 13 Euro. Bitte anmelden: Tel. (0231) 8400200 oder brauereimuseum-dortmund@radeberger-gruppe.de. dortmund.de/brauereimuseum

  4. Führung mit anschließender Verkostung im Brauerei-Museum (PM)

    Erst in die Brau-Tradition der Stadt eintauchen und erfahren, wie Bier hergestellt wird – und es im Anschluss gleich probieren: Das Brauerei-Museum (Steigerstr. 16) bietet am Donnerstag, 16. November eine Erlebnisführung an. Im Anschluss an eine einstündige Tour durchs Brauerei-Museum gibt es eine gemütliche Bierverkostung im historischen Sudhaus sowie ein kleines Brauerei-Präsent. Los geht es um 17:30 Uhr, der Preis pro Person beträgt 13 Euro. Bitte anmelden: Tel. (0231) 8400200 oder brauereimuseum-dortmund@radeberger-gruppe.de. dortmund.de/brauereimuseum

  5. Oliver Schmidt

    Mit Horst Duffe über Bier zu sprechen ist fast so schön, wie es zu probieren!
    1000 Geschichten und Geschichtchen dazu ein Augenzwinkern… und den Antrag auf Mitgliedschaft in der Stiftergesellschaft..

    Möge er uns noch lange erhalten bleiben!

    Prosit!

  6. Erlebnisführung zur Braukunst lockt ins Museum (PM Brauereimuseum)

    Während einer Führung in die Brautradition der Stadt eintauchen, erleben, wie Bier hergestellt wird – und es gleich probieren: Das Brauerei-Museum (Steigerstr. 16) bietet am Donnerstag, 18. Juli, eine Erlebnisführung an. Im Anschluss an eine einstündige Tour gibt es Bier zum Probieren im historischen Sudhaus sowie ein kleines Präsent.

    Los geht es um 17:30 Uhr. Der Preis pro Person beträgt 13 Euro. Bitte anmelden: Tel. (0231) 8400200 oder brauereimuseum-dortmund@radeberger-gruppe.de.

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