Dramatische Bluttat am Dortmunder Hafen: Zwei strafunmündige Kinder im Alter von 13 Jahren sowie zwei Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren sollen am Donnerstag in eine Auseinandersetzung verwickelt gewesen sein, die für einen 31-Jährigen tödlich endete. Die Mordkommission ermittelt.
Das 31-jährige Opfer hatte zuletzt keinen festen Wohnsitz
In der ersten Meldung von Polizei und Staatsanwaltschaft war die Rede von einer Auseinandersetzung. Zeugen hatten diese um 18.30 Uhr gesehen und die Polizei verständigt. Vier Personen flüchteten. Die Polizei konnte sie nur neun Minuten später vorläufig festnehmen. Sie wurden in das Polizeigewahrsam eingeliefert und identifiziert. Die Kriminalpolizei sicherte Spuren am Tatort. Im Einsatz waren auch Taucher der Feuerwehr.
Am Freitagvormittag gaben Polizei und Staatsanwaltschaft weitere Details bekannt: Das Opfer konnte mittlerweile identifiziert werden. Es handelt sich um einen 31-jährigen Mann, der zuletzt keinen bekannten Wohnsitz hatte.
Bei den vier Festgenommenen handelt es sich um zwei strafunmündige 13-Jährige und um zwei Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren. Die beiden Kinder wurden nach ihren Anhörungen bereits aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Die beiden Jugendlichen ließen sich anwaltlich vertreten und sollen im Laufe des Tages noch vernommen werden. Im Anschluss soll entschieden werden, ob sie dem Haftrichter vorgeführt werden.
13-Jähriger hatte nach dem Streit den 31-Jährigen erstochen
Am Freitagnachmittag gab es dann weitere Erkenntnisse: Nach bisherigem Ermittlungsstand ist davon auszugehen, dass die vier Festgenommenen zufällig am Hafen auf das Opfer trafen. Das mögliche Tatmesser wurde von einem Diensthund der Polizei in Tatortnähe gefunden. Das Messer wurde sichergestellt.
Die am heutigen Tag durchgeführte Obduktion ergab, dass das 31-jährige Opfer durch mehrere Messerstiche getötet wurde. Nach den durchgeführten Ermittlungen und insbesondere der Auswertung eines Videos steht fest, dass ihm die tödlichen Stiche von einem der strafunmündigen Kinder beigebracht wurden.
Im Vorfeld gab es eine verbale Auseinandersetzung zwischen dem Opfer und dem Kind. Die beiden Jugendlichen wurden aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Eine Beteiligung an der Straftat des Kindes ist aktuell nicht anzunehmen.
UPDATE: 08. April, 12.45 Uhr:
Der 13-jährige Tatverdächtige ist seit Freitag (5. April) durch das Jugendamt Dortmund zunächst in eine geschlossene Einrichtung untergebracht worden. Dies haben Polizei und Staatsanwaltschaft am Montagmittag mitgeteilt.
Reader Comments
EnsKänguru
Und nochmals meine Frage an die Leute die hier so gerne Demonstrieren gehen; Wird es einen Aufschrei geben, oder kann man da bei weißen, obdachlosen Männern drauf verzichten?! =)
Polizeigewalt
Keine Ahnung, ob der „weiß“ war. Aber nein, da gibt es selbstverständlich keine Demo, ist ja schließlich nicht „strukturell“. Also das Opfer nicht. Der Täter vielleicht schon.
SayMyName
Mir stellt sich immer wieder die Frage: „WAS zur Hölle, macht ein 13 jähriger mit einer Stichwaffe/Messer auf offener Straße?????“ Gehört es jetzt zum täglichen „Hab ich alles? Kippen, Handy, Schlüssel! Ok ,wir können los!?“ Man muss mittlerweile echt aufpassen, wenn man raus geht!!! WAS kommt als nächstes????
Christina
Wieso sind die Täter entlassen worden??
Was für ein Blödsinn!!
Nordstadtblogger-Redaktion
Die 13-Jährigen sind strafunmündig – daher auch nicht in Haft zu nehmen. Die 14- und 15-Jährigen wurden entlastet.
KLAUA
Wahnsinn, wie lange schaut der Gesetzgeber noch zu. Wie viele Menschen muessen noch von Kindern getötet werden?
Es wird Zeit die Täter nach Erwachsene-Strafrecht zu verurteilen.
Die wissen doch ganz genau dass ihnen nichts passiert. Das Jugendstrafrecht entspricht nicht mehr der Realität, seit Jahren schon nicht mehr. Kinder sehen bereits Gewaltszenen im Internet, haben zu allen nicht altersgerechten Inhalten unbegrenzten Zugang somit muss auch das Gesetz angepasst werden. Wir haben nicht genug Psychologen, Sozialarbeiter etc. aber das ist kein Grund für den Gesetzgeber untätig zuzusehen. Als Abschreckung sollen diese Straftaten mit lebenslanger Haftstrafe geahndet werden.
Burkhard Kiekebusch
Da haben wohl welche Streit gesucht !
Andreas Schmidt
Es ist bestürzend, dass Gewalt auf der Straße solche Ausmaße annimmt. Eine solche Tat wird die Biografien der beteiligten Jugendlichen für immer sehr belastend verändern und es wird sicher wenig professionelle Begleitung geben… für das Oofer tut es mir unsäglich leid.
Nordstadtblogger-Redaktion – ARTIKEL-UPDATE (8. April, 12.45 Uhr)
Der 13-jährige Tatverdächtige ist seit Freitag (5. April) durch das Jugendamt Dortmund zunächst in eine geschlossene Einrichtung untergebracht worden. Dies haben Polizei und Staatsanwaltschaft am Montagmittag mitgeteilt.
Johanna R
Nur weil es sich um einen wohnungslosen Polen handelt glaubt man das so „obenhin“ mit Euphemismen wie „das Kind“, „wie kann das Kind damit fertig werden?“ beschwichtigen zu können. Wenn der Erstochene kein Pole ohne Familie sondern mit ethnischem Hintergrund des Kindes wäre ist es doch ganz klar was „das Kind“ und seine ganze Familie jetzt zu erwarten hätte … Eigentlich sollte die Dortmunder Zivilgesellschaft einen Anwalt damit beauftragen Zivilklage gegen „das Kind“ einzureichen um zu garantieren dass „das Kind“ die nächsten 60 Jahre Schadenersatz abbezahlt
Asia I.
Jetzt sollte man dem Kind bei der psychologischen Aufarbeitung dieses Ereignisses helfen und seine Familie vor Verdächtigungen schützen und ggf auch bei der Anwaltssuche unterstützen
Versuchtes Tötungsdelikt in Dortmund-Mitte – Gemeinsame Presseinformation der Staatsanwaltschaft Dortmund und der Polizei Dortmund (PM)
Bereits am 1. April ist es in Dortmund-Mitte zu einem versuchten Tötungsdelikt zum Nachteil einer 72-jährigen Frau gekommen. Die Polizei Dortmund hat daraufhin eine Mordkommission eingerichtet.
Ersten Ermittlungen zufolge ist das in einem Hauseingang auf der Schwarze-Brüder-Straße aufgestellte zeltähnliche Gebilde der 72-Jährigen gegen 3:25 Uhr von bislang unbekannten Tatverdächtigen in Brand gesetzt worden.
Die schlafende Frau hat die Brandentwicklung rechtzeitig wahrgenommen, sodass sie sich unverletzt aus ihrem Nachtlager retten konnte. Die Ermittlungen zu den Hintergründen sowie den möglichen Tatverdächtigen dauern an.
Gedenkveranstaltung für getöteten Wohnungslosen im Dortmunder Hafen (PM)
Am 14.04. laden die Initiativen „Schlafen statt Strafen“, bodo e.V.,
Anders SOZIAL e.V. und Face2Face zu einer Gedenkveranstaltung für Szymon
ein, der letzte Woche im Dortmunder Hafen getötet wurde.
Am 04.04. wurde Szymon, ein 31-jähriger obdachloser Mann, von einem
13-jährigen Kind am Dortmunder Hafen erstochen. Wir sind bestürzt von
seinem Tod und laden alle Menschen ein, die ihr Beileid oder ihre
Betroffenheit ausdrücken wollen, mit uns am Sonntag, 14. April, an ihn
zu denken. Besonders möchten wir auch von Obdach- und Wohnungslosigkeit
betroffene oder bedrohte Menschen einladen.
Die Tötung Szymons war auf vielfältige Weise erschreckend, vor allem
auch durch das Alter des Täters und der weiteren Beteiligten.
Gleichzeitig ist es die zweite Tötung eines obdachlosen Menschen in
Dortmund in dieser Woche, nachdem Andrzey von der Polizei am 03.04.
erschossen wurde. Diese beiden Opfer von tödlicher Gewalt sowie der
Mordversuch an einer 72-jährige obdachlosen Frau zeigen, wie sehr
Menschen ohne festen Wohnsitz Gewalt ausgesetzt sind. Und sie zeigen
auch, dass von Obdachlosigkeit Betroffene permanent Gefahr und Stress
ausgesetzt sind. Wer obdachlos ist, kann sich Auseinandersetzungen und
Streit kaum entziehen, kann nicht nach Hause gehen, ist schutzlos vor
Angriffen und Gewalt. Es ist eine Wohnung, die schützt.
Wir möchten die Kundgebung nutzen, um auf diese erschreckende Gewalt und
die besondere Vulnerabilität von Wohnungslosen aufmerksam zu machen.
Obdachlose Menschen erfahren regelmäßig Gewalt aus der Gesellschaft
heraus, verbal wie physisch. Sozialdarwinismus, die Markierung als
„unwert“, muss als Tatmotiv oft angenommen werden. Wir dürfen diese
Gewalt niemals normalisieren, denn alle Menschen haben ein Recht auf
Sicherheit. Der Diskurs zum Thema Obdach- und Wohnungslosigkeit hat sich
im Laufe des letzten Jahres zunehmend verschärft und mit ihm auch die
Diskriminierung, Stigmatisierung und Marginalisierung betroffener
Menschen. Die ständige Beschreibung obdachloser Menschen als störend,
als Problem, das es zu verdrängen gilt, führt zu einer Entmenschlichung
betroffener Personen. Und diese Entmenschlichung ist gefährlich, da sie
den in der Gesellschaft wahrgenommenen Wert betroffener Menschen
heruntersetzt und damit auch die Hemmschwelle für Gewalt senkt. Die
Konsequenzen dieser Entwicklungen erfahren betroffene Menschen
alltäglich und diese zeigt sich auch in den beiden schrecklichen
Tötungen.
Wir möchten Szymon gedenken und laden zur Kundgebung um 17.00 Uhr in der
Nähe des Tatorts ein. Wir möchten Szymon mit Redebeiträgen gedenken,
eine Schweigeminute halten und Kerzen und Blumen niederlegen.
Abschließend wird es für Angehörige und Bekannte von Szymon sowie für
von Obdachlosigkeit betroffene und bedrohte Menschen, die Möglichkeit
geben, das Wort zu ergreifen und sich miteinander auszutauschen. Wir
bieten eine gemeinsame Anreise vom Stadtgarten um 16.00 Uhr an. Um 16.45
Uhr wird es an der U-Bahnhaltestelle Hafen eine weitere Möglichkeit
geben, sich zu treffen und gemeinsam zur Kundgebung zu gehen.