Eichenprozessionsspinner: Keine schnellen Lösungen – weitere Ausfälle von Veranstaltungen in Parks drohen

Spezialfirmen entfernen die Nester des Eichenprozessionsspinnern - hier eine Raupe.
Spezialfirmen sowie Kolonnen des Tiefbauamtes entfernen die Nester der Eichenprozessionsspinner – hier eine Raupe.

Der Eichenprozessionsspinner stellt die Stadt Dortmund vor große Probleme – und schnelle Lösungen sind nicht in Sicht. Um der massiven Plage Herr zu werden, hat die Stadt neben den vier verfügbaren Kolonnen von Fachunternehmen auch vier eigene Trupps im Tiefbauamt aufgebaut. So sollen doppelt so viel befallene Bäume behandelt und die Puppen abgesaugt werden, um die Gesundheitsgefahr bei PassantInnen einzudämmen. Doch bei aktuell rund 1700 befallenen Bäumen wird dies noch Wochen dauern – denn mehr als 100 Bäume können die Trupps pro Tag nicht reinigen. Daher ist bisher noch nicht klar, ob beispielsweise das Hoeschparkfest stattfinden kann.

Die Stadt Dortmund räumt ein, dass sie schlecht auf diese „Plage“ vorbereitet ist

„Das ist etwas unerwartet über uns hereingekommen. Nach vereinzeltem Auftreten im vergangenen Jahr ist der Befall dieses Mal sehr massiv und es gibt viele befallene Bäume“, räumt Baudezernent Arnulf Rybicki ein. 1600 bis 1700 Bäume waren am Dienstag (18. Juni 2019) erfasst.

Der Großteil der betroffenen Bäume befindet sich im Dortmunder Norden innerhalb großer Baumbestände. Über 700 Bäume sind allein im Fredenbaum betroffen. Aber auch im Hoeschpark und im Volksgarten sind mehrere hundert Bäume befallen. 

Nicht der Spinner, sondern dessen Raupe macht Probleme. Denn sie infiziert auch die Bäume während der Prozession. „Wir saugen einen Baum frei. Aber am nächsten Tag ist er von den Nachbarbäumen oder kleineren Raupen wieder befallen. Sie werden mitunter wenige Tage später erneut als befallen gemeldet“, berichtet Rybicki. 

Das Problem: Die Bäume sind sehr groß und selbst mit Hubsteigern sei nicht jede Ecke erreichbar. Eine restlose Reinigung sei schwierig. Abgelegte Eier zu finden unmöglich. „Wir können ja nicht jeden Blattstengel untersuchen“, so der Dezernent – die Eier seien mit bloßen Augen kaum zu erkennen. 

Stadt baut eigene Trupps beim Tiefbauamt auf – Feuerwehr kommt (noch) nicht zum Einsatz

Spezialfirmen haben derzeit alle Hände voll zu tun, den massiven Befall durch Eichenprozessionsspinner zu beseitigen. Sie sind eine Folge des Klimawandels.
Spezialfirmen haben derzeit alle Hände voll zu tun, den massiven Befall zu beseitigen.

Da auf dem freien Markt nur vier Kolonnen von Unternehmen zu aktivieren waren – andere Städte waren schneller – , baut das Tiefbauamt Dortmund nun eigene Einheiten auf. Neben Hubsteigern hat die Stadt Dortmund daher vor allem Atemschutz, Sauger und Filter angeschafft. Nach einer Einweisung haben vier Trupps ihre Arbeit aufgenommen. 

Die Feuerwehr kommt in Dortmund – anders als in anderen Städten – nicht zum Einsatz. Die verfüge zwar über Atemschutz, doch dieser sei nicht vergleichbar. Deren Atemschutz unterscheide sich technisch – und ein Dauereinsatz über Stunden sei unter dem schwerem Atemschutz mit Druckluftflaschen nicht denkbar. Die Baumtrupps arbeiten mit Frischluftmasken mit entsprechenden Filtern gegen die Härchen der Eichenprozessionsspinner, erklärt Ordnungsdezernent Norbert Dahmen. 

Außerdem  – das ist das andere Problem – ist die Feuerwehr durch den Kirchentag massiv gebunden. „Alles was Feuerwehr ist, ist im Einsatz. Wir haben sogar 800 Kräfte aus anderen Städten als Unterstützung angefordert“, macht der für die Feuerwehr zuständige Dezernent deutlich. 

Nach dem Kirchentag ist deren Einsatz allerdings auch denkbar:  „Anschließend können wir die Feuerwehr bitten, auch an den Start zu gehen. Wir müssen sehen, dass wir möglichst viele der kleinen Kerlchen erwischen, damit wir uns im nächsten Jahr nicht wieder so überraschen lassen“, ergänzt OB Ullrich Sierau. Doch die einzige effektive Hilfe gegen die Plage sei ein nasser, kalter Winter, verdeutlicht sein Baudezernent. 

24-Stunden-Hotline und zentraler „Raupenmelder“ per E-Mail gestartet

Spezialfirmen entfernen die Nester der Eichenprozessionsspinner.
Spezialfirmen entfernen die Nester der Eichenprozessionsspinner.

Wegen der drohenden Gesundheitsgefährdung von Menschen – die Härchen der Spinner können bis zu 200 Meter durch die Luft geweht werden – bleibt der Stadt zumeist nichts anderes, als den betroffenen Bereich oder auch ganze Parks zu sperren. Diese stehen auf der Prioritätenliste nicht an erster Stelle. Dort befinden sich Kitas und Schulen – letztere auch deshalb, weil sie aktuell als Unterkünfte für Kirchentags-BesucherInnen genutzt werden.

Wegen dieses Großereignisses hat die Stadt auch eine 24-Stunden-Hotline sowie eine zentrale Mailadresse zur Meldung des Raupenbefalls eingerichtet. Unter der Nummer 50-13247 bietet die Stadt die direkte Möglichkeit,  einen Befall mit den gefährlichen Raupen zu melden. 

Die Info-Hotline ist durchgehend erreichbar von Mittwoch (19.06.2019) 7:00 Uhr bis Sonntag (23.06.2019) um 14 Uhr. Am Montag nach dem Kirchentag wird die Rufnummer zunächst weiter geschaltet bleiben, dann allerdings nur noch in der Kern-Servicezeit (Mo-Fr, jeweils 7 bis 18 Uhr). 

Ursprünglich war die Rufnummer gedacht, um Infos rund um den Kirchtag kurzfristig auf Abruf zur Verfügung zu stellen. Jetzt wird der Service ausgedehnt auf das Thema Eichenprozessionsspinner. 

Gleichzeitig an den Start (auch ab Mittwoch) geht die neue zentrale Mail-Adresse raupenmelder@dortmund.de, unter der schnell und informell der Notdienst des Tiefbauamtes erreicht werden kann. Diese Mail-Adresse bleibt bis zum Ende der Eichenprozessionsspinner-Saison aktiv. 

Der Notdienst des Tiefbauamtes wird während des gesamten Kirchentages im Einsatz bleiben, auch am Feiertag und am Wochenende. 

Hintergrund: Was sollte man melden?

  • Wer sich per Mail oder Info-Hotline meldet, sollte möglichst viele der folgenden Infos bereithalten: 
  • Wo ist der Befall: Stadtteil, Straße, Hausnummer, Geo-Daten?
    Wann genau festgestellt?
    Ist in der direkten Umgebung: Schule, Spielplatz, Kindertageseinrichtung, Altenheim, Krankenhaus?
    Eigentümer des Grundstücks: öffentlich oder privat?
  • Die eingehenden Meldungen per Mail oder Telefon werden nach Prioritäten abgearbeitet. Vorrang haben soziale Einrichtungen für Kinder, zum Beispiel die Schulen, insbesondere dann, wenn sie für Übernachtungsgäste oder Veranstaltungen des Kirchentags im Einsatz sind. Erst danach können die Raupen an Straßenrändern und in den Parks bekämpft werden. 
  • Wenn eine Kolonne des Tiefbauamtes im Park im Einsatz ist und es trifft eine neue Meldung ein, die besonders hohe Priorität hat, dann kann die Kolonne an den entsprechenden Standort umgebucht werden.
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