Von Joachim vom Brocke
Es ist ein Paukenschlag: Noch in diesem Jahr soll das frühere Karstadt-Technikhaus an der Kampstraße in der Dortmunder City abgerissen werden. Bis September 2019 wird an gleicher Stelle ein siebengeschossiger Neubau mit 430 Studenten-Apartments errichtet. Außerdem sollen insgesamt rund 950 Quadratmeter Geschäftsfläche im Erdgeschoss entstehen. Für die Stadt ein „Ausrufezeichen für die Innenstadt“; der Ältestenrat sei „begeistert“ gewesen und habe den Plänen von Gerber Architekten seine Zustimmung gegeben.
Oberbürgermeister Ullrich Sierau: „Das wird ein ziemlich toller Hingucker“
Der neue Eigentümer der seit etwa 2010 vor sich hin gammelnden Immobilie hat die bisherige Eigentümergesellschaft Dawna Day Treveria Five B.V. erworben. Das gesamte Objekt besteht aus dem Bereich „Boecker“, der weiterhin vermietet wird, und dem ehemaligen Karstadt-Teil.
OB Ullrich Sierau ist hoch erfreut über die Pläne des Investors: „Das wird ein ziemlich toller Hingucker“. Sierau bezeichnete das Konzept als eine „weitere bedeutende Aufwertung der Innenstadt“. Danach könne die Umgestaltung der Kampstraße in diesem Bereich fortgesetzt werden.
Darüber hinaus zeige das Projekt, dass „Dortmund mit seinen über 51 000 Studenten bei Investoren als attraktiver und wachsender Hochschulstandort wahrgenommen wird“.
Investor Dr. Andreas Junius: „Viel studentisches Leben kommt in die City“
Für die Investoren bestätigte das Dr. Andreas Junius: „Die Dortmunder Uni hat einen exzellenten Ruf“. Er sei sicher, dass das Apartmenthaus durch Ausstattung und Lage „viel studentisches Leben in die Stadt“ bringen werde.
Im Erdgeschoss sind Zugangs- und Rezeptionsbereich des studentischen Wohnens geplant. In den darüber liegenden sechs Obergeschossen ist Platz für rund 430 Studentenapartments und vielen Gemeinschaftsräumen. Dazu zählen u.a. auch Fitnessstudio, Bibliothek und eventuell sogar ein kleines Kino.
Für das Dachgeschoss ist ein Restaurant hin zum Platz von Leeds vorgesehen. Geplant ist eine Kombination von langfristig zu mietenden Apartments und kurzfristig buchbaren Hotelzimmern.
Voraussichtliche Monatsmieten zwischen 450 und 500 Euro – Gerber sieht Kampstraße als „Feierabendallee“
Nach heutigem Preisstand rechnet Dr. Junius mit Monatsmieten zwischen 450 Euro und 500 Euro, alles inklusiv. Und: „Wir legen sehr viel Wert auf eine qualitativ hochwertige Möblierung und Ausstattung“, sagte der Sprecher der Investorengruppe.
Geplant sind zwei Apartmentgrößen zwischen 19 und 23 qm, aber auch Wohnungen mit 30 qm und eigener kleinen Küche. Zwei „Kümmerer“ auf jedem Flur sollen zu günstigeren Mietpreisen im Haus leben, dafür aber in dem vorgesehenen Bereich für Ordnung sorgen.
Für Architekt Prof. Eckhard Gerber, dessen Büro Gerber Architekten die Pläne gemacht haben, könne der Neubau „zu einem Zentrum mit Ausstrahlung auf das gesamte Umfeld von der Brückstraße bis zum ,U’ werden und die Kampstraße zu einer ,Feierabendallee’“.
Gerbers enger Mitarbeiter Benjamin Sieber erläuterte, dass die Enge zwischen dem derzeitigen Objekt und der kleinen Straße Hohe Luft deutlich ansprechender gestaltet werde.
Neubau soll auch eine Bereicherung für die Brückstraße werden
Als „einen guten Tag für Dortmund“ bezeichnete Wirtschaftsförderer Thomas Westphal die geplante Investition: „Studenten möchten gerne citynah wohnen, das ihnen hier möglich gemacht wird“.
Darüber hinaus sieht Westphal in dem Objekt eine Bereicherung für die Brückstraße. Für Planungsamtschef Ludger Wilde rücke die Uni, die mit einigen Abteilungen auch im „U“ vertreten ist, räumlich dichter zusammen.
Nur eine kleine Tiefgarage mit etwa 30 bis 40 Stellplätze ist eingeplant; darüber hinaus gebe es noch freie Mietplätze im nahen Boecker-Objekt. Dr. Junius: „Wir setzen jedoch mehr auf’s Fahrrad“.
Neuer Eigentümer des ehemaligen Karstadt-Technikhauses ist European Student Housing Fund unter Beteiligung der Triton Europe Investments One Ltd..
Dahinter stehen langfristig orientierte Investoren wie Pensionskassen, Lebensversicherer, Family Offices und kirchliche Investoren. Der European Student Housing Fund entwickelt und betreibt Anlagen für studentisches Wohnen und verwandte Beherberungsformen in Deutschland, Skandinavien und Polen unter der Marke „BaseCamp“.
Großzügige Gemeinschaftsflächen sind in deinem Neubau eingeplant
Der Fokus liegt auf sehr zentralen City- oder Campusanlagen in bedeutenden Universitätsstädten und auf hoher Qualität in Design, Bauausführung und Ausstattung.
Die Apartment-Anlagen verfügen über großzügige Gemeinschaftsflächen wie Lounges, Bibliothek, Räume für gemeinsames Arbeiten, Fitness, Cafeteria und ähnliches. Sie werden aktiv betrieben durch das BaseCamp Student Operations Team.
Dr. Andreas Junius: „Wir fördern studentische Gemeinschaft, indem wir für junge Studierende die Voraussetzungen schaffen, gemeinsam zu leben, zu arbeiten und sich zu entspannen und in dieser wichtigen Lebensphase Freundschaften und Netzwerke für ihr berufliches Leben zu knüpfen“.
Weitere Informationen:
- Eine BaseCamp-Anlage gibt es bereits mit knapp 600 Betten in Kopenhagen.
- Projekte im polnischen Lodz, in Potsdam (Eröffnung Wintersemester 2017), Leipzig (Wintersemester 2018) und Berlin-Alexanderquartier (2019) befinden sich in der Bauphase.
- Neben dem Dortmunder Projekt werden zurzeit Anlagen in Göttingen und Magdeburg geplant.
- Beraten wird der Fonds in Deutschland von BaseCamp Student GmbH mit Büros in Frankfurt/Main und Berlin.
Reader Comments
Markus
„Monatsmieten zwischen 450 Euro und 500 Euro“
„in dieser wichtigen Lebensphase Freundschaften und Netzwerke für ihr berufliches Leben zu knüpfen“.“
Studentenverbindung light? Der Durschnittsstudi wird sich das Wohnen dort kaum leisten können. Es werden sich in dem Luxusbunker hauptsächlich Studenten mit wohlhabenden Eltern zusammenfinden um dort o.g. Netzwerke für die Karriere zu spinnen und nicht wie der „Pöbel“ eine WG in der Nordstadt bewohnen zu müssen. Ich hoffe, das der Bau durch irgendetwas aufgehalten wird. Dortmund braucht nicht noch mehr Gentrifizierung.
Simone
Danke Markus!
Ich stimme dir da absolut zu.
Für meinen Wohnheimsplatz im Meitnerweg habe ich weniger als die Hälfte gezahlt.
Es gibt immer weniger soziale Durchmischung in der Gesellschaft. Die Wohlhabenden bleiben unter sich und die anderen werden (aus der Stadtmitte) weggedrängt. Dieses Bauprojekt wird, sofern nicht auch DEUTLICH günstigere Apartments eigerichtet werden, diese Spaltung der Gesellschaft fördern.
Hans
Endlich mal bezahlbare Wohnungen für Studenten in der Stadt.