„Als am Anfang des Jahres plötzlich zwölf rumänische Jungs am Billardtisch standen, waren wir schon etwas überrascht“, erzählt Markus Dreier, Mitarbeiter im Jugendtreff Stollenpark. „Die waren vollkommen isoliert, die deutschen und türkischen Besuchers des Treffs wollten mit denen nichts zu tun haben.“ Zu groß waren die Vorurteile gegenüber den Neuankömmlingen, die Stimmung feindselig.
„Auch wir hatten erst mal nicht die Möglichkeit an die ran zu kommen, die sprachliche Barriere schien unüberbrückbar“, erklärt der Student der Sozialarbeit die brisante Situation im Haus. „Die haben mich angemacht und waren laut“, beschreibt Ömer, dreizehn Jahre alt und seit elf Jahren in der Nordstadt zuhause, den Jahresbeginn.
„Komm Ömer!“, stupst ihn Markus Dreier an. „Ok, ich hab auch zurück provoziert“, gibt der türkische Junge zu. Was tun in so einer verfahrenen Lage? Die Frage stellte sich den Mitarbeitern im Treff, zumal auch noch bulgarische Jugendliche auftauchten. Vorteilhafterweise konnte Sozialarbeiter Ingo Schaefer von „Die Brücke e. V.“, die Sprachprobleme aufgrund seiner Spanisch-Kenntnisse mit den rumänischen Besuchern lösen. „Die beiden Sprachen sind sich sehr ähnlich“, erklärt er.
Verein „Die Brücke, Dortmund e. V.“ initiiert Intergrationsprojekt mit Jugenlichen
Er und seine Kollegin Anja Schwesig sind oft in der Nordstadt und im Treff. Sie betreuen dort Jugendliche, die beispielsweise ihre Sozialstunden ableisten. Der Verein Brücke e. V. hat sich das Ziel gesetzt der Jugenkriminalität präventiv durch Beratungs- und Betreuungsangebote und Sozialkompetenztrainings in Jugendzentren und Schulen zu begegnen.
Die beiden Sozialarbeiter riefen das Projekt „Wer sind wir“ ins Leben um die rumänischen und bulgarischen Jugendlichen im Jugendtreff zu integrieren. Das Projekt, vor einem halben Jahr begonnen, fand jetzt seinen Abschluss mit einer Fotoausstellung. „Geködert haben wir die Jungs mit Ausflügen und einer warmen Mahlzeit.“ Immer donnerstags standen dann Aktionen wie Teambuilding und Kooperationsspiele auf dem Programm. „Wer an den Ausflügen teilnehmen wollte, musste auch donnerstags kommen. Wir haben Strichlisten geführt“, erklärt Schaefer die Strategie.
Die Ausflüge führten in den Moviepark, auf eine Cart-Bahn und in eine Kletterhalle. „ Aber die Aussicht auf Ausflüge war irgendwann für die Jungen zweitrangig und die Resonanz groß. Irgendwann standen noch zwanzig weitere Jugendliche auf dem Flur um an dem Projekt teilzunehmen.“ Die konnten leider nicht in die Zwölfergruppe, die aus deutschen, türkischen und den osteuropäischen Jugendlichen bestand, aufgenommen werden, da sonst der Rahmen der Arbeit und die Aussichten auf Erfolg gesprengt worden wären.
Betreuer freuen sich über den großen Erfolg des Projektes
Letztendlich ist man begeistert über die Ergebnisse des Projekts. „Wir konnten schnell Erfolge erzielen, die Abneigung gegeneinander verschwand und zum Schluss war das Interesse aneinander groß, das kann man optisch sehen“, freuen sich die Mitarbeiter des Vereins und zeigen auf ein Foto in der Ausstellung.
„Einmal haben wir die Jungs ganz alleine losgeschickt um Fotos aus ihrem Lebensumfeld zu schießen“. Auf dem Bild sind der deutsche, der bulgarische und zwei rumänische Jungen in freundschaftlicher Pose zu sehen, wie sie sich auf der Mallinckrodtstraße haben ablichten lassen.
„Am Anfang hatten wir große Probleme mit den anderen Jungs, aber jetzt haben wir Freundschaft geschlossen“, berichten Dzhäke und Mehmet aus Plovdiv in Bulgarien und seit drei Jahren in der Nordstadt zuhause. Die beiden 16-Jährigen gehen seit zwei Jahren auf die Hauptschule am Hafen in eine Klasse. „In Plovdiv sind wir auch schon zusammen in die Schule gegangen, wir kennen uns schon seit dem wir sechs sind“, erzählen die beiden Kumpel. Und Ömer sagt, „ das der Dzhäke und die anderen doch eigentlich ziemlich in Ordnung sind“.