Das Dortmunder „Dschungelbuch“ hat trotz seines Namens nichts mit Mogli und Balu zu tun – sondern mit Arbeitslosigkeit, Armut und anderen (sozialen) Notlagen. Der Verein „WEGA“ veröffentlicht nun die zweite Auflage des kleinen Heftes, das Personen in prekären Situationen einen Überblick über die wichtigsten Beratungs- und Anlaufstellen in Dortmund gibt.
Die erste Auflage des „Dschungelbuch“ von 2018 ist bereits schnell veraltet
Bereits 2018 entstand die erste Auflage des „Dschungelbuch“: „Es ist eine Übersicht für Menschen, wo sie Beratung und Unterstützung bekommen können“, erklärt Jutta Reiter, Vorsitzende des „WEGA“-Vereins und des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Dortmund-Hellweg. In dem Heft stehen die genauen Kontaktdaten der Einrichtungen, die sich um verschiedene Probleme wie Arbeitslosigkeit oder Armut kümmern.
„Bei der Veröffentlichung damals war es dann aber schon nicht mehr aktuell“, gibt Benedikt van Acken zu, Vorstandsmitglied bei „WEGA“ und der Katholischen Stadtkirche.
Die Kontaktdaten würden sich ständig ändern – besonders während der Corona-Pandemie haben sich viele Hilfseinrichtungen neu strukturiert. Die Entscheidung fiel deshalb: „Wir müssen ein weiteres Dortmunder Dschungelbuch rausbringen“, so van Acken.
Die monatelange Vorarbeit bestand daraus, die verschiedenen Organisationen in Dortmund zu kontaktieren, um nach ihrer Zustimmung und Veränderungen seit 2018 zu fragen. In der zweiten Auflage sind nun beinahe alle relevanten Einrichtungen vertreten. „Es ist eine gute Übersicht darüber, was wir in Dortmund alles haben“, findet auch Vorstandsmitglied Manfred Sträter, der auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) im Verein „WEGA“ vertritt. „Das muss man erstmal alles finden.“
Das Buch bietet einen Durchblick in dem „Dschungel“ der Dortmunder Hilfsstrukturen
Denn der Name „Dschungelbuch“ wurde nicht willkürlich ausgewählt – die Hilfsstrukturen in Dortmund sind „echt ein Dschungel“, so Reiter. Es sei nicht ganz so einfach gewesen, das Heft im Ehrenamt zu erstellen. Hilfen von der Stadt hätte es keine gegeben. „Dabei müssten die eigentlich Interesse daran haben“, findet van Acken. Eine ähnliche Übersicht wie das „Dschungelbuch“ habe die Stadt ebenfalls nicht.
„Dabei ist dieses Buch so wichtig“, betont auch Reiter vor dem Hintergrund der Statistiken zur (Kinder-)Armut, zur Arbeitslosigkeit und zur Obdachlosigkeit in Dortmund. Diese Relevanz zeigt sich auch im Interesse an dem „Dschungelbuch“ – von den 3.000 Exemplaren der zweiten Auflage sind nach wenigen Wochen nur noch rund 150 in den Räumen des Vereins.
Nicht nur bedürftige Personen sind an dem Buch interessiert, sondern insbesondere auch die Beratungsstellen selbst, die die Übersicht für ihre Arbeit gut gebrauchen können. Neben dem gedruckten Heft im Kleinformat gibt es aber auch eine Online-Version, die aufgrund der stetigen Veränderungen in den Hilfsstrukturen regelmäßig überarbeitet werden soll. In den zehn Kapiteln sind neben den Beratungsstellen auch Öffnungszeiten der Tafeln und anderer Einrichtungen sowie Treffpunkte aufgelistet.
Der Verein „WEGA“ mit seinem starken Netzwerk in Dortmund für Menschen in Not
Der Dortmunder Verein „WEGA“ entstand als Nachfolgeorganisation des Arbeitslosenzentrums und steht für „Wir engagieren uns gegen Arbeitslosigkeit, Armut und Ausgrenzung“. Er verfügt über ein großes Netzwerk in der Stadt und steht zum Beispiel in engem Kontakt mit der AWO und ihrer Arbeitslosen-Beratungsstelle an der Leopoldstraße. „Das Gute ist, dass bei uns Kirchen, der DGB und auch Gewerkschaften dabei sind, sodass wir in der Stadt gut vernetzt sind“, erklärt Jutta Reiter.
Auch die Betroffenen, an die sich die Arbeit des Vereins richtet, werden mit eingebunden. So werden zum Beispiel Arbeitslose aufgefangen und beraten. Dazu koordiniert der Verein auch das Netzwerk „arm in Arm“, das sich für von Armut Betroffene in Dortmund auf politischer Ebene stark macht. Das „Dschungelbuch“ dient aber ebenfalls als gute Hilfe für Personen in Not: „Darauf kann unser Verein auch stolz sein“, findet Reiter.