Abschied von Ludger Wilde: Nach acht Jahren als Chef des Dezernates 6 – „Umwelt, Planen und Wohnen“ und 37 Jahren bei der Stadt Dortmund geht der Diplom-Ingenieur der Fachrichtung Raumplanung am 15. Februar 2023 im Alter von 65 Jahren in Rente. Der Planungsdezernent hat sich partei- und fraktionsübergreifend großes Ansehen erarbeitet. Dabei war es am Anfang gar nicht klar, ob er im Februar 2015 den Chefsessel im Planungsamt überhaupt übernehmen dürfte – formal war er (eigentlich) zu alt.
Keine Abschiedstour, sondern Dienst bis zum letzten Tag
„Alle glaubten, dass ich nicht mehr gewählt werden könnte. Es gab eine Altersbegrenzung für das Wahlamt für acht Jahre – da lag ich drüber“, erinnert sich Wilde an die Diskussionen. Landesseitig gibt es eine Ausnahmeregelung, davon wurde Gebrauch gemacht. „Ich musste mich verpflichten, die acht Jahre vollzumachen und nicht vorher auszuscheiden“, sagt er mit einem Schmunzeln.
Bereut haben es weder der scheidende Dezernent noch seine „Wähler:innen“ im Rat. Das wurde auch bei der Verabschiedung in den verschiedenen Gremien deutlich.
Der Terminkalender ist bis zum 14. Februar rappelvoll – und das sind keine Abschiedsveranstaltungen“, macht er deutlich, es sind alles dienstliche Termine. Wobei – Verabschiedungen gab es dennoch – ob im Gestaltungsbeirat, im Forum Stadtbaukultur oder auch am 9. Februar im Stadtrat.
Er freut sich über die Arbeit – sie macht ihm noch immer Spaß. Und nicht wenige hätten sich gefreut, wenn Wilde noch länger auf seinem Posten geblieben wäre. „Ich werde im September 66. Noch etwas länger zu machen war für mich nie eine Option“, betont Wilde. Fast über den gesamten Zeitraum war sein Terminkalender so ausgefüllt, dass er nach den Überstunden wahrscheinlich schon jetzt bis 70 gearbeitet habe, sagt er lachend.
Der Münsterländer dachte nicht an Großstadtentwicklung
Doch auf die Stunden habe er nie geschaut: „Aber ich glaube, dass es irgendwann gut ist. Und es ist schön, etwas selbstbestimmter unterwegs zu sein.“ Seine Familie freut es: Seine Frau ist mittlerweile auch pensioniert, neben den zwei Kindern gibt es auch schon Enkel. Daher wolle er den Terminkalender im Ruhestand nicht gleich wieder füllen.
„Ich werde nicht nur die Füße hochlegen, sondern Dinge machen, die ich mir selbst aussuche. Ich habe immer gerne an konkreten Projekten gearbeitet. Kernthema der nächsten zehn Jahre ist das Klima – an solchen Projekten möchte ich mich auch weiter engagieren“, so Wilde.
Dass er mal Raumplaner werden würde, war ihm nicht gerade in die Wiege gelegt: „Ich komme aus Lüdinghausen. Im Münsterland denkt man nicht an Großstadtentwicklungen, zumindest nicht als junger Schüler.“ In der Schule hatte er allerdings stärker die Vermessung im Auge.
Studienbeginn 1978: „Das war noch ein anderes Dortmund“
Im Wehrdienst war er in einer topografischen Einheit. „Da habe ich viele geodätische Dinge gelernt. Das war gar nicht so übel.“ Das hatte er auch für die Fachausbildung im Blick. „Damals hatte ich noch vor, Vermessung zu studieren. Aber dann habe ich mir in Dortmund die Raumplanung angeguckt und mich für den Studiengang entschieden.“
1978 begann er mit dem Studium. „Ich habe gedacht, dass ich hier nur studiere und dann wieder weg bin. Das war noch ein anderes Dortmund.“ Die City war geprägt durch Autoverkehr und Brauereien, das Umfeld durch große Industriebetriebe. „Wenn man vom Land kommt, ist das schon eine Umstellung, die man erst mal verkraften musste“, räumt Wilde ein.
Im Referendariat sei man fremdbestimmt – das Land weist einen zu. Ihm wurde seinem Wunsch entsprochen, ins Münsterland zu kommen – er kam zur Bezirksregierung. In der Abschlussprüfung wurde er vom damaligen Dortmunder Amtsleiter Alfred Günther angesprochen und für das Dortmunder Projekt „Uni und Umland“ angeworben. Es ging um Hochschulentwicklung auf dem Campus Nord und Süd.
Interdisziplinäres Arbeiten rund um Uni und Technologiezentrum
„Man war damals mit einem abgeschlossenen Referendariat durchaus gefragt“, schließt sich der Kreis zu den heutigen Bedarfen.
„Ich habe mich für Dortmund entschieden. Das war ein interessantes Projekt“, sagt Wilde, macht aber keinen Hehl daraus, dass seine Frau auch einen gewissen Einfluss auf die Entscheidung hatte. Sie hatten sich schon vorher an der Uni kennengelernt und sie war im Schuldienst beschäftigt.
„Die für das Projekt eigens gegründete Arbeitsgruppe Uni-Umland war ein echt guter Einstieg, weil ich schnell alle Akteure kennengelernt habe, bis hin zur Politik. Schon als Berufsanfänger durfte ich im Rat bei OB Samtlebe vortragen. Da stand einem vieles offen“, gerät Wilde ins Schwärmen. „Der Technologiepark war ein Selbstläufer, was die Nachfrage anging – aber die städtebauliche Akzeptanz war schwieriger“.
Denn für die 80er Jahre gab es eine Festsetzungstiefe im Bebauungsplan, die man so bisher nicht kannte. Höhe, Abstände, Grüngestaltung und Materialien wurden vorgeschrieben: „Das stieß auf viel Skepsis, aber das war im Nachhinein der Erfolgsgarant, weil die Qualität optisch sichtbar wurde und sich auch andere daran orientierten“, so Wilde.
„Strukturwandel und Transformation der Industriebrachen wunderbar hinbekommen“
Die Gestaltung von Universität und Technologiezentrum sowie dessen Umfeld und Anbindung ist eines von vielen großen Projekten, die Ludger Wilde in seinen 37 Jahren bei der Stadtverwaltung begleitet haben.
Seit 1986 bekleidete er als Stadtplaner verschiedene Funktionen innerhalb der Stadtverwaltung, zuletzt die des Leiters des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes.
Er wurde dann in der Sitzung des Rates der Stadt Dortmund am 11. Dezember 2014 mit großer Mehrheit zum Beigeordneten für das neue Dezernat 6 – „Umwelt, Planen und Wohnen“ gewählt.
Zu dem ab Februar 2015 von Ludger Wilde geleiteten Ressort gehören damit das Umweltamt, das Stadtplanungs- und Bauordnungsamt, das Vermessungs- und Katasteramt, das Amt für Wohnen und das Amt für Stadterneuerung. Am 14. Februar ist damit Schluss – dann übergibt er den Staffelstab an seinen Nachfolger.
Er übergibt – nicht nur nach eigener Einschätzung – ein gut bestelltes Haus: „Was Dortmund auszeichnet ist, dass wir städtebaulich den Strukturwandel und die Transformation der Industriebrachen wunderbar hinbekommen haben“, sagt Ludger Wilde nicht ohne Stolz. Damit meint er allerdings explizit nicht nur den Städtebau, sondern auch das Miteinander in der Stadtgesellschaft.
Gemeinschaftsleistungen von Stadtgesellschaft und der Verwaltung
Schon Ende der 80er Jahre sei interdisziplinär gehandelt worden. Geplant wurde nicht losgelöst von der Wirtschaftsförderung oder sozialen Strukturen. „Wir haben das immer zusammen gedacht.“ Und zu entwickeln gab es viel: Brauerei-, Zechen- und Stahlstandorte, Konversionsflächen des Militärs und auch aufgegebene Bahnflächen.
„Die Flächen sind interdisziplinär betrachtet worden und Entscheidungen wurden immer nach den jeweiligen Erfordernissen getroffen. Phoenix ist das Paradebeispiel als Dreiklang“, sagt er mit Blick auf den Phoenixsee, Phoenix-West und die Entwicklung des Hörder Zentrums selbst.
„Die drei Gebiete haben wir immer als Einheit betrachtet und das hat meines Erachtens den Ausschlag zur Verleihung des Deutschen Städtebaupreises gegeben“, so Wilde. „Das war keine Einzelleistung der Städtebauer:innen, sondern eine Gemeinschaftsleistung der Stadtgesellschaft und der Verwaltung.“
Mit viel Herzblut an großen und kleinen Projekten gearbeitet
„Ich gehe nicht mehr so unbefangen durch die Stadt: Ich könnte zu jedem zweiten Gebäude eine Geschichte erzählen“, sagt Wilde rückblickend. Doch eigene „Lieblingsprojekte“, in die er besonders viel Herzblut investiert hat, kann oder will der scheidende Planungsdezernent nicht benennen.
„Es ist viel Zeit in große Entwicklungsmaßnahmen geflossen, aber auch in Einzelprojekte. Ich habe mich auch kleineren Projekten gewidmet und mir nicht immer Freunde gemacht – auch in der eigenen Verwaltung. Aber es hat viel Zufriedenheit gebracht, wenn man auch Einzelinteressen, die fürs Gemeinwohl wichtig waren, befriedigen konnte“, sagt er mit Blick auf kleine Erschließungen, Begrünungen und Lückenschlüsse, die man eigentlich nicht einem Dezernenten zuordnen würde.
Nicht alles war ein Zuckerschlecken, vieles war schwierig. Bei den großen Flächen sind es die hohe Komplexität sowie die Vielzahl von Akteuren und Interessen, die so zusammengeführt werden müssen, dass ein stimmiges Gesamtprojekt daraus wird. Die Westfalenhütte mit der Nordspange gehört zu den langwierigsten und aufwändigsten Projekten, das sich aber nach 15 Jahren zumindest planerisch auf der Zielgeraden befindet.
Viele Projekte warten noch auf eine Fertigstellung
„Solche komplexen Prozesse zu strukturieren und in handhabbare Portionen zu bringen, war meine Herangehensweise. Das ist mir in der Regel ganz gut gelungen.“, erinnert sich der 65-Jährige. „Ich hatte tolle Kolleginnen und Kollegen und viele externe Akteure, die mit eingebunden waren. Keiner kann sowas alleine – kein Dezernent und kein Oberbürgermeister. Das geht nur in Gemeinschaft.“
Am 14. Februar ist für ihn Schluss. Auf der Habenseite stehen viele abgeschlossene Maßnahmen, aber es gibt viele Dinge, die noch nicht angepackt wurden, und solche, die im Fluss sind, z.B. der Bereich nördlich des Hauptbahnhofs und das HSP-Gelände mit der noch immer ausstehenden Entscheidung zum Neubau der Fachhochschule.
„Am liebsten hätte ich alles fertiggestellt, aber man muss nicht die Sorge haben, dass Projekte nicht weitergehen, wenn man aufhört. Mein Nachfolger findet gute Voraussetzungen vor, diese weiterzuführen und zu Ende zu bringen“, ist sich Ludger Wilde sicher.
Planungen müssen verschlankt werden, um Klimaschutzziele zu erreichen
Aber muss das immer so lange dauern oder sollte man auf jeden Bebauungsplan nur noch „LNG-Terminal“ schreiben, damit das künftig auch in Monaten statt in Jahren und Jahrzehnten geht? „Wenn man sich konzentriert und alle mitziehen, kriegt man auch heute schnelle Verfahren hin“, so Wilde.
Insgesamt haben jedoch die gutachterlichen Untersuchungen erheblich zugenommen. „Ebenso wie die Bereitschaft in der Bürgerschaft Planungen zu torpedieren und zu beklagen“, bedauert Wilde mit Blick auf die Veränderungen in den letzten 37 Jahren.
Dass die Energie- und die Verkehrswende beschleunigt werden soll, begrüßt Wilde uneingeschränkt: „Wir müssen die relativ komplizierten Planungs- und auch die bauordnungsrechtlichen Verfahren weiter verschlanken, um tatsächlich die für die laufende und die nächste Dekade wichtigen Klimaschutzziele zu erreichen“, betont der scheidende Planungs- und Umweltdezernent.
Die Zeit der Leuchttürme ist in Dortmund nicht vorbei
Und wie sieht es mit den Leuchttürmen aus? Sind diese Zeiten vorbei? Zuletzt häuften sich ja eher die negativen Meldungen, wenn man auf „World of Walas“, den Büroneubau am Platz von Rostow oder das ehemalige Versorgungsamt schaut … .
„Wenn man einen Leuchtturm nicht als einzelnes Gebäude, sondern als Flächenentwicklung betrachtet, ist die Zeit nicht vorbei“, ist Ludger Wilde zuversichtlich. „Die Speicherstraße zeigt, wie gut die Entwicklung mit neuen Ansiedlungen und Ertüchtigungen läuft“, sagt er mit Blick auf die hohe Nachfrage.
Die positive Entwicklung an der Speicherstraße-Süd werde sich auch im nördlichen Teil fortsetzen: „Das Quartier wird in fünf Jahren völlig anders aussehen und wird eine Qualität bekommen, die an die Erfolgsgeschichten von Phoenix, Stadtkrone und Unionviertel anknüpft“, ist sich der scheidende Chefplaner sicher.
„Danach geht es im nördlichen Bahnhofsumfeld weiter. Dazwischen wird auch Smart Rhino auf dem ehemaligen HSP-Gelände kommen – da bin ich mir ziemlich sicher. Um die Zukunft der Stadt mache ich mir keine Sorgen.“
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Reader Comments
Bebbi
Boulevard Kampstraße stellt sich schon bei der Umsetzung als nicht zukunftsfähig heraus, Westfalenhütte hatte weder vor der ersten Großansiedlung einen Straßebahnanschluss noch heute einen und die Busverbindung wurde wegen ekletanten Planungsfehlern eingestellt, für den RS 1 gibt es nicht mal eine Trasse und die Eröffnung eines Albi-Abschnittes ist auch schon länger her, der Umbau des Wallrings wird ein Projekt für 2 Dekaden oder mehr, Faßstraße in Hörde ist wie vorgesagt eine Katastrophe für Radfahrer, Phoenix-West hat keine Stadtbahn, die H-Bahn-Verbindung zur U 42 fehlt bis heute, entstanden sind fürcherliche EFH-Gebiete wie Hohenbuschei aber keine städtebaulichen Qualitäten, Bau immer neuer Straßen und Vernichtung landwirtschaftlicher Flächen, Zweckentfremdung von Gewerbeflächen im Hafen für Nutzungen, die auch anderswo hin können usw. usf. … Die Außensicht erfordert da eine etwas differenzierte Bilanz.
„Stadt im Wandel“: Auftakt der Debattenräume in der Innenstadt (PM)
Das neue Veranstaltungsreihe „Stadt im Wandel“ startete am 7. Februar 2023 im Innovationsraum „Projektor – Raum für Innovationen und Zusammenarbeit“. Rund 20 Personen kamen vorbei, um sich mit der Frage zu beschäftigen: „Dortmund, wie nachhaltig lebst du?“.
Um 18 Uhr begrüßte Prof. Dr. Andrea Kienle die Gäste zum ersten Debattenraum. Sie ist Themensprecherin in der Themengruppe „Experimentelle Stadt“ im Masterplan Wissenschaft 2.0. Die Themengruppe arbeitet u,a. an der Entwicklung neuartiger, partizipativer Formate. Mit „Stadt im Wandel“ wurde ein Format geschaffen, dass Austausch und Debatten initiiert, befördert und einen Raum gibt, und zwar mitten in der Dortmunder Innenstadt. Zweimal im Monat können Bürger*innen, Stakeholder und Interessierte am etwa zweistündigen Format teilnehmen.
Anschließend zeigte Dr. Benjamin Görgen auf, welche Herausforderungen für eine nachhaltige und gerechte Gesellschaftsentwicklung bestehen und stellt die These auf: Um nachhaltige Lebensweisen zu fördern dürfen wir nicht nur auf das individuelle Verhalten schauen. Es braucht passende Rahmenbedingungen, damit sich nachhaltige Lebensführungen etablieren können und das liege verstärkt in der Verantwortung der Politik. Im Sinne des Debattenraums wurde dann auch zügig debattiert. Über die Einflussmöglichkeiten von Politik und Bürger*innen, über die Verantwortungen und über Hindernisse bzw. Treiber für eine nachhaltige Lebensführung in Dortmund.
Gegen Ende der Veranstaltung waren die Teilnehmenden noch eingeladen sich der Kunst und Kultur zu widmen. Denn die Stadt im Wandel Termine werden von Studierenden aus Dortmund künstlerisch begleitet. Hannes Gutwerk und Timothée Deliah Spiegelbach präsentierten ihren Film „Blank“. Außerdem hängen bis zum nächsten Termin die Kunstwerke von der Studentin Salma Parra im Schaufenster des Projektors.
Am 14. Februar geht es dann von 16 -18 Uhr weiter mit dem zweiten Debattenraum: „Dortmund, wie kannst du gesund in Beschäftigung alt werden?“ Nachhaltigkeit kann nicht nur auf unsere Umwelt bezogen werden, sondern u.a. auch im Hinblick auf Beschäftigung weitergedacht werden. Nach einem Impulsvortrag der Statistik der Stadt Dortmund können die Teilnehmenden auf dem Markt der Möglichkeiten an Ständen direkt ins Gespräch kommen. Auf eine rege Diskussion freuen sich Bewusst wie e.V., die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, die Fachschaft des Studiengangs Alternde Gesellschaften der TU Dortmund, die Handwerkskammer Dortmund, ICN GmbH + Co. KG sowie Soziale Innovation GmbH & New Deals.
Weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe sind auf der Website des Masterplans Wissenschaft (www.masterplan-wissenschaft.de/stadtimwandel) zu finden.
Ort: Projektor – Raum für Innovationen und Zusammenarbeit , Westenhellweg 136
Kontakt: Geschäftsstelle Masterplan Wissenschaft , wissenschatf@stadtdo.de
Der Gestaltungsbeirat zieht Bilanz: 25 Bauprojekte profitierten im vergangenen Jahr von den Empfehlungen (PM)
Sechs Mal hat sich der Gestaltungsbeirat im Jahr 2023 getroffen und sich intensiv mit den Bauprojekten beschäftigt, die Investor*innen und Architekturbüros dem Gremium vorstellten.
Viele Akteur*innen in Dortmund engagieren sich für eine gute Planungs- und Baukultur und entwickeln sie stetig weiter. Wesentlichen Anteil daran hat der Gestaltungsbeirat. Seit nunmehr 22 Jahren berät er in Dortmund sehr erfolgreich Bauherrschaft, Architekturbüros und Planende bei ihren Konzepten und Projekten. In seiner ersten Sitzung am 8. Februar 2024 zog der Gestaltungsbeirat Bilanz für 2023. Der Beirat hat im vergangenen Jahr bewusst weniger Projekte beraten als im Jahr zuvor, um sich intensiver mit den Vorhaben auseinanderzusetzen, damit die Projekte noch mehr an Qualität gewinnen können.
In seinen sechs Sitzungen beriet das Gremium insgesamt 25 Projekte, vier davon mehrfach. Die Bandbreite war enorm: Mit dabei waren Infrastruktureinrichtungen, Büro- und Geschäftsbauten, ein Boardinghouse, Mehrfamilienhäuser und eine Brücke in Verbindung mit der Überdachung einer Stadtbahnhaltestelle.
Infrastruktureinrichtungen
Entwürfe für Schulen und Kitas dominierten das Feld der Infrastruktureinrichtungen. Darunter waren sowohl Einzelprojekte als auch Nutzungskombinationen z.B. mit Lebensmitteleinzelhandel, Ärztehaus oder als Umbau und Erweiterung einer Kirche.
Unter anderem beriet der Beirat die Machbarkeitsstudie für einen Schulkomplex zwischen Münsterstraße, Goethestraße und Uhlandstraße, erstellt vom Architekturbüro RKW Architektur+ aus Münster. Dabei ging es um den Um- und Neubau mit Erweiterung der einzelnen Schulen im Bestand. Das städtische Vorhaben erreichte den Gestaltungsbeirat in einer wichtigen Planungsphase, in der viele städtebauliche Weichen gestellt werden können.
Exemplarisch entwickelte das Büro schon Fassadenansichten, die als erste Diskussionsgrundlage zur optischen Einfügung und Höhenentwicklung im Vergleich zur Nachbarbebauung dienten. Auf der Grundlage eines Arbeitsmodells hat der Beirat verschiedene Varianten der Gebäudestellung diskutiert. Das Projekt soll kontinuierlich in den weiteren Planungsphasen wieder beraten werden.
Wohnbebauung
Beraten wurden auch einige Wohnprojekte der Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft (DSG). Die geplanten öffentlich geförderten Wohnungen zeigen, dass geförderter Wohnungsbau und gute Architektur kein Widerspruch sind.
Das Projekt an der Märkischen Straße 235 besteht aus neun Wohneinheiten zwischen 50 und 125 qm Wohnfläche und ist in Kombination mit einer gewerblichen Nutzung im Erdgeschoss geplant. Für das schwierige Grundstück hat das Architekturbüro (WP Architekten und Ingenieure GmbH aus Dortmund) eine ansprechende Lösung entwickelt, die im Beirat mit verschiedenen Fassadenvarianten diskutiert wurde. Der Beirat hat Empfehlungen zur Nordfassade, dem Dachabschluss und der Parksituation gegeben.
Büro- und Geschäftsbauten
Am Körner Hellweg, im Kreuzungsbereich mit der Berliner Straße und Hildesheimer Straße, soll das bisher überwiegend mit Garagen genutzte Privatgrundstück städtebaulich deutlich aufgewertet werden. Geplant ist ein Ärztehaus, in dem ergänzend eine Kita und gewerbliche Nutzungen wie Gastronomie im Erdgeschoss und Büros untergebracht werden sollen (DIEKHANS BIEBER Architekten aus Dortmund).
Der Nutzungsmix soll die Infrastruktur im Ortsteil Körne sinnvoll ergänzen. Aufgrund der Anregungen aus der ersten Beratung im Gestaltungsbeirat hat sich das Projekt sehr positiv weiterentwickelt. Insbesondere die Fassadengestaltung und die Außenanlagen konnten optimiert werden.
Innenstadtprojekte und Masterplan Plätze
Der Gestaltungsbeirat hat auch die Grundsätze und Leitlinien für die Dortmunder City aus dem Masterplan Plätze diskutiert und abgewogen. Die Leitlinien zur Gestaltung der Stadträume in der Innenstadt (farwickgrote partner BDA Stadtplaner, Ahaus/Dortmund) sind nach einem Ratsbeschluss vom 14. Dezember 2023 in Kraft. Der Gestaltungsbeirat hatte die Entwicklung der Leitlinien und den Beteiligungsprozess kontinuierlich begleitet. Der Gestaltungsbeirat soll auch künftig bei der Beratung von Cityprojekten mitwirken.
Infos zum Gestaltungsbeirat online:
https://www.dortmund.de/themen/planen-und-bauen/stadtplanung/gestaltungsbeirat/