Die Transatlantic Music Bridge fördert lokale Musiker:innen der Städte

Dortmund und Oklahoma City bauen mit ihrem Musik-Projekt eine „transatlantische Brücke“

Die Dortmunder Musikschule spielt bei der Transatlantic Music Bridge eine tragende Rolle. Das amerikanische Pendant ist die Academy Of Contemporary Music in Oklahoma City. Archivfoto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Eine Brücke über den Atlantik hinweg – in gewisser Weise haben das Dortmund und Oklahoma City mit dem Projekt „Transatlantic Music Bridge“ geschafft. Junge und neue Musik-Acts beider Städte können dadurch in die jeweils andere Stadt reisen und dort aufnehmen, auftreten, sich vernetzen oder ihre Kenntnisse erweitern. Auf dem amerikanischen Boden steht den Dortmunder Künstler:innen die Academy Of Contemporary Music (ACM) an der University of Central Oklahoma (UCO) zur Seite, anders herum gibt es hier in Dortmund die Musikschule „Dortmund Musik“.

Nach zwei Jahren gemeinsamer Planung geht es endlich los

Schon gegen Ende 2022 haben die Planungen der Kooperation begonnen. Der Ausgangspunkt war die Kontaktvermittlung durch den deutschen Generalkonsul Kai Hennig – ein gebürtiger Dortmunder, der für fünf US-Bundesstaaten zuständig ist. Dazu gehört auch Oklahoma und die Hauptstadt Oklahoma City mit ihrer Musik-Akademie.

OB Westphal (l.) unterzeichnet die Vereinbarung – neben den Kolleg:innen auf Zoom sind Stefan Prophet (m.) und Dr. Stefan Mühlhofer (r.) mit dabei. Foto: Stadt Dortmund / Leonardo Hering

Für das Projekt hat sich Hennig dann mit dem Nachtbeauftragten Christoph Stemann in Kontakt gesetzt. Aber auch weitere Personen wie Dr. Stefan Mühlhofer, geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe Dortmund, FZW-Geschäftsführer Volker May oder „Dortmund Musik“-Direktor Stephan Prophet sind Teil des Teams.

Im Austausch mit den Partner:innen in Oklahoma haben sie das Konzept der Music Bridge in Form einer Music Embassy, also einer Musik-Botschaft, entwickelt. Auf der US-Seite ist vor allem Scott Booker verantwortlich für das Projekt – er ist der CEO der ACM und managt zudem die „Flaming Lips“, eine in den USA recht bekannte Indie-Rock Gruppe.

Die Musik-Botschaft wurde nun vor einigen Wochen mit einer von beiden Bürgermeistern Thomas Westphal und David Holt unterschriebenen Kooperationsvereinbarung offiziell gegründet. Dortmunds Oberbürgermeister ist zufrieden: „Das Projekt wird viel Potenzial und Spaß bringen“, ist er sich sicher. „Von der Music Bridge werden Profi-Bands profitieren, aber vor allem auch der Dortmunder Musik-Nachwuchs.“

Der Vorteil an Oklahoma City und der Academy Of Contemporary Music

Aber wieso überhaupt Oklahoma City? Zum einen liegt das an der geographischen Lage, so Musikschulleiter Stefan Prophet: „Oklahoma liegt so ziemlich in der Mitte von allem.“ Als Musik-Act ist es demnach einfach, für Touren gut via Bus oder Flugzeug durch die USA zu reisen.

Außerdem ist ein weiterer Punkt die Akademie selbst, an der die Dortmunder Acts durch die Kooperation an ihrer Musik arbeiten können. Zum einen deckt die ACM jede Richtung von populärer zeitgenössischer Musik ab, zum anderen fokussiert sie sich aber nicht nur auf die Ausbildung in Gesang und Instrumental. Auch wird in Sachen „Business“ gelehrt: Wie gründe ich mein eigenes Label, wie plane ich eine Tour, wie vermarkte ich mich als Künstler:in.

„Und personell sind sie auch sehr gut aufgestellt“, ergänzt Prophet. An der Akademie gebe es zum Beispiel auch zwei Personen, die in der Grammy-Auswahlkommission mit abstimmen. „Das spricht ja auch für eine bestimmte Qualität, sowohl als Musiker als auch in der Lehre.“

Im Gegenzug zu Oklahoma können die amerikanischen Künstler:innen in Dortmund aber auch ein gutes Pendant erwarten: Als eine der größten deutschen Musikschulen bietet „Dortmund Musik“ mit dem House of Pop entsprechende Ausbildungs- und Unterrichtsbereiche für die Acts aus den USA. „Dortmund ist eine Musikstadt und war auch immer eine Musikstadt“, betont Prophet. Das zeige sich mit dem Konzerthaus, dem Vokalmusikzentrum, dem Theater und Opernhaus und eben auch der Musikschule.

Die Transatlantic Music Bridge dreht sich um Ausbildung und Professionalisierung

„Wir fahren eigentlich zwei verschiedene Programme in dieser Kooperation“, erklärt Stefan Prophet. „Das eine sind recht professionelle Bands oder Gruppen, die auf der Schwelle stehen, sich komplett zu professionalisieren.“ Diese Künstler:innen werden dann durch das Projekt gefördert – so wie es bei der Dortmunder Indie-Folk Band „Walking On Rivers“ der Fall ist.

Die Dortmunder Indie-Folk Gruppe „Walking On Rivers“ durfte zuerst nach Oklahoma reisen und in den Studios der Akademie aufnehmen. Foto: ACM @ UCO

Die Gruppe wurde vom Akademie-CEO Scott Booker bei seinem Besuch in Dortmund ausgewählt und durfte Mitte August als erste deutsche Gruppe im Rahmen des Projekts für zweieinhalb Wochen nach Oklahoma fliegen. Dort hat sie in den Studios der Akademie für ihr neues Album produziert und aufgenommen und mit Musiker:innen vor Ort zusammengearbeitet.

Neben der Professionalisierung ist die zweite Schiene des Projekts die Ausbildungsstufe, die sich an (noch) nicht-professionelle Künstler:innen richtet. „Da geht es dann weniger darum, schon fertiges Material zu produzieren“, erklärt Prophet. „Sondern darum, an Akademiekursen teilzunehmen, sich mit Menschen zu vernetzen, Auftritte zu absolvieren und die Erkenntnisse und Erfahrungen weiterzugeben.“

Die lange Reise lohnt sich – nicht nur für das eigene internationale Netzwerk

Die Künstler:innen selbst müssen für ihre Reise in der Regel keine Kosten übernehmen. Die Einrichtungen vor Ort stellen die Reisekosten und Tagegelder im Rahmen der Projektpartnerschaft zur Verfügung.

Der internationale Austausch bietet nicht nur musikalische Weiterbildung und Marktkenntnisse, sondern hilft auch beim kreativen Arbeiten. Foto: pixabay

Dennoch lohnen sich die aufkommenden Kosten: „Es geht darum, ein internationales Netzwerk aufzubauen – mit Oklahoma City und Dortmund als europäischer Anker“, erläutert Prophet. Außerdem kann die Transatlantic Music Bridge zugleich ein erster Schritt auf einem neuen Markt sein – mit den USA vor allem auf einem der größten Musikmärkte weltweit: „Das ist ein ganz wertvoller Impuls“, findet der Musikschulleiter.

Neben der Vernetzung im internationalen Bereich hat so ein Austausch aber auch etwas mit dem kreativen Prozess der Künstler:innen zu tun: „Es ist gut, häufig mal etwas anderes zu sehen und in einen anderen Kultur- und Sprachraum zu kommen“, so Prophet. „Das ist ein ganz anderes Setting mit anderen Menschen, die man noch nicht kennt. Dadurch kann man einen neuen Input kriegen und andere Perspektiven hören.“

Die nächsten Künstler:innen werden durch einen Wettbewerb entschieden

Nun soll nicht nur „Walking On Rivers“ der einzige Act bleiben, der sich von Dortmund nach Oklahoma auf den Weg macht. Wer als nächstes die Reise antritt, entscheidet sich durch einen Wettbewerb der „Dortmund Musik“ mit dem House of Pop. In den Kategorien „Singer/Songwriter“ und „DJ/DJane“ werden jeweils ein Solo- oder Duo-Act ausgewählt – zunächst von der Musikschule, „die Endauswahl trifft aber Oklahoma“, so Prophet.

Die ausgewählten Acts werden dann die Nächsten sein, die vor allem mit Fokus auf die Aus- und Weiterbildung nach Oklahoma City fliegen und an der Akademie Kurse zu besuchen. Seit Mittwoch ist das Bewerbungsportal bis Mitte Oktober geöffnet. Nach und nach solle sich die Transatlantic Music Bridge aber auch auf ganz Deutschland ausweiten.


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