Eine Maschinenfabrik muss immer mit der Zeit gehen, wenn sie wirtschaftlich erfolgreich sein will. Das ist bei der Beumer Maschinenfabrik in Beckum nicht anders. Die Beumer Group ist ein international führender Hersteller von Intralogistik-Systemen mit 5200 Beschäftigten. In Dortmund hat sie jetzt auch einen Standort eröffnet. Hier arbeiten vor allem IT-Spezialist:innen und Software-Entwickler:innen. Das Unternehmen trägt damit dem Fachkräftemangel Rechnung: Wenn im direkten Umfeld keine Mitarbeiter:innen gefunden werden können, eröffnet das Unternehmen eben neben der TU Dortmund ein Büro.
Wenn der Standortnachteil die Fachkräftegewinnung behindert
Dr. Jörn Fontius ist CEO der Beumer Maschinenfabrik und weiß selbst, was ein Umzug „auf Land“ bedeutet. Nach beruflichen Stationen in Berlin und Bremen führte es ihn nach Beckum. „Der Standortnachteil war da. Ich habe damit gefremdelt. Meine Familie ist nach wie vor in Bremen – ich habe zwei Standorte“, berichtet Fontius. „Aber mittlerweile fühle ich mich auch in Beckum zu Hause. Es war Liebe auf den zweiten Blick.“
„Für mich waren Unternehmenskultur, Innovationskraft, Internationalität und die Unternehmer-Persönlichkeit überzeugender als der Standort“, begründet Dr. Jörn Fontius seine Entscheidung für den Wechsel nach Beckum. „Wobei es im Münsterland – wie überall – großartige Menschen gibt und der Freizeitwert hoch ist. Was fehlt ist das urbane Umfeld.“
Während die regionale Strahlkraft im gewerblichen und kaufmännischen Bereich für die Fachkräftegewinnung gut funktioniert, sind es im Engineering die Kooperationen mit den Hochschulen in Dortmund und Soest, die das Unternehmen als Arbeitgeber gut dastehen lassen.
Räumliche Nähe zum Fraunhofer IML gezielt gesucht
In Richtung IT- und Data-Analytics wird es in einer ländlichen Region aber schwieriger: „Das ist zwar nicht unmöglich, aber Familienwerte überzeugen nicht jeden“, weiß Fontius. Daher hat Beumer im Umfeld der Technischen Universität in Dortmund ein Büro im Technologiepark eröffnet. Dessen Fokus: Innovation, Software und IT. Damit will der Geschäftsführer die Fachkräfte gewinnen, für die ein Umzug ins Münsterland ein Hindernis wäre.
In Dortmund arbeiten Teile der Belegschaft aus den Bereichen Software-Solutions, Innovationsmanagement, Forschung und Entwicklung sowie aus der klassischen IT.
Die räumliche Nähe zum Fraunhofer IML – das Institut kümmert sich um Logistik-Planung, Forschung und Entwicklung mit dem Schwerpunkt IT – war Absicht: „Unsere Idee war es, mit unserem neuen Büro nahe an die Universität heran zu rücken und dort Räume zum Arbeiten zu schaffen“, so Fontius.
„Die meisten aus diesem Team wohnen in Dortmund oder im Ruhrgebiet. Auf Grund kürzerer Anfahrtswege macht es Sinn, dass sie hier ihren Heimathafen haben – und auch aus Nachhaltigkeitsgründen“, so der Chef der Maschinenfabrik. „Die Dortmunder sind ein Mal pro Woche in Beckum, die Kollegen aus Beckum einmal pro Woche in Dortmund, damit wir einen Austausch haben.“
Beumer realisiert neue Arbeitswelten im „Aviator-House“
In ihrem jüngsten Domizil hat Beumer gezielt auf „New Work“ gesetzt und das Dortmunder Kernteam von Beginn an in die Planungen für das neue Büro einbezogen. Seit Ende 2021 wurde am Konzept gefeilt. Dabei ging es um deutlich mehr als „nur“ ein neues Büro: „Es ging vor allem darum, wie wir zukünftig zusammenarbeiten wollen“, sagt der CEO mit Blick auf Themen wie flexible Arbeitszeitgestaltung oder mobiles Arbeiten.
Dem trägt auch das neue Büro im „Aviator-House“ Rechnung, welches im Juni 2023 bezogen wurde. Die Räume wurden zuvor komplett entkernt und nach neusten Gesichtspunkten gestaltet und aufgeteilt. Das Unternehmen hat dabei drei „Welten“ definiert.
Zum einen gibt es 16 individuelle Arbeitsplätze, die allerdings nicht namentlich zugeordnet sind. Nach dem „Clean Desk“-Prinzip können die Beschäftigten ihre individuellen Sachen – bis hin zur eigenen Tastatur und Maus – in Schließfächern am Eingang deponieren. Das Gros der Wände ist mit White Boards versehen: Die Nutzer:innen brauchen keine Flipcharts, sondern können gleich die Wände beschreiben.
Die zweite Welt sind die „Collaboration Areas“, wo es verschiedene Möglichkeiten gibt, mit anderen Teammitgliedern zusammenzuarbeiten. Die Raumaufteilung ist flexibel und die Wände sind verschiebbar.
So lassen sich größere und kleinere Besprechungs- und Arbeitsräume gestalten, die entweder spontan belegt oder gezielt gebucht werden können. In den Besprechungsräumen wurden zusätzlich große Bildschirme und Konferenzsysteme installiert.
Der dritte Bereich sind die so genannten „Gravity-Points“: Sie dienen dem Netzwerken und für Pausen, aber auch für große Teammeetings. Denn das Herzstück ist eine kleine Arena: Im zentralen Bereich gibt es eine Tribüne.
Das Dortmunder Team sucht noch Verstärkung: 30 bis 50 Stellen
An der Ausgestaltung, der Aufteilung und der Ausstattung war das Dortmunder Kernteam von Anfang an eingebunden: Sie haben alles selbst ausgesucht und entschieden – bis hin zur Auswahl der Möbel.
Das Dortmunder Team ist noch im Aufbau. Mit Blick auf die Zahl der individuellen Arbeitsplätze, aber auch auf Homeoffice-Nutzung, Dienstreisen, Urlaub und Krankheit, können maximal 60 bis 70 Personen zur gleichen Zeit hier arbeiten.
„Das ist aber nur ein theoretischer Wert. Perspektivisch sehen wir 30 bis 50 Personen im Dortmunder Kernteam. Aber das ist ein Wachstumsprozess in den nächsten Jahren“, verdeutlicht Dr. Jörn Fontius.
Dementsprechend gibt es bei Beumer noch freie Stellen: „Für alle die Lust haben Software und digitale Produkte zu entwickeln, an Innovationen mitzuarbeiten oder in der Forschung und Entwicklung – also konkret die Arbeit an Hardware und Maschinen – tätig zu sein“, rührt Fontius die Werbetrommel.
Natürlich gibt es auch Stellen im klassischen IT-Support. In Dortmund werden zudem auch IT-Kaufleute ausgebildet.
Was das Arbeiten in einem weltweit operierenden Unternehmen bedeutet, wurde gleich zur Büroeröffnung in Dortmund deutlich: Neben zahlreichen anderen Standorten hat die Beumer Group sieben Standorte weltweit, wo vorrangig an Software-Lösungen gearbeitet wird. Neben Beckum sind das unter anderem Dänemark, Dubai, Singapur und die USA. Teammitglieder von dort haben für 1,5 Tage in Dortmund getagt.
„Sie hatten ein jährliches Summit, wo sie sich über aktuelle Entwicklungen und Trends, aber auch über Strategien ausgetauscht haben. Die Ergebnisse bringen sie nun in ihre jeweiligen Teams ein. Sie machen das einmal im Jahr und dieses Jahr war das Treffen in Deutschland. Da hat sich die neue Büroeröffnung angeboten“, so Fontius.
„Die dänischen Kollegen kennen das ,New Work’-Konzept bereits seit 2,5 Jahren. Aber auch sie sahen einige Unterschiede und Weiterentwicklungen in Dortmund umgesetzt: „Offen, einladend, inspirierend“ waren Rückmeldungen, aber auch „das Büro bietet eine produktive Umgebung“, bekam Fontius zu hören. „Das war genau das, was wir uns gewünscht haben.“
Mehr Informationen:
- Die Beumer Group ist als international führender Hersteller von Intralogistiksystemen in den Bereichen Fördern, Verladen, Palettieren, Verpacken, Sortieren und Verteilen tätig.
- Seit Mai 2021 ist Dr. Fontius als CEO der Beumer Maschinenfabrik für den zentralen Fertigungsstandort in Europa verantwortlich.
- Im westfälischen Beckum werden Produkte und Systeme sowie After Sales-Lösungen für die Zement-, Chemie-, KEP-, Mining- sowie E-Commerce-Industrie entwickelt.